Jetzendorf
Unterhaltsame Jubiläums-Revue

Buben und Mädchen lassen die Jetzendorfer Schulgeschichte lebendig werden

06.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:35 Uhr

Hula-Hoop war auch schon vor vielen Jahren angesagt. - Fotos: Ostermair

Jetzendorf (SZ) Im Rahmen eines Projektabends haben die 134 Kinder der Grundschule Jetzendorf mit einer tollen Show in der Turnhalle 55 Jahre Jetzendorfer Schulgeschichte Revue passieren lassen. Die Gäste, hauptsächlich Eltern, Opas und Omas der Kinder, waren von den Darbietungen begeistert.

Auch Rektorin Notburga Sieber strahlte, denn all die Proben für diesen Abend lohnten sich. Parallel zum Projektabend hat die Schule auch eine Ausstellung auf die Beine gestellt, die bis ins Detail auf das Jetzendorfer Schulgeschehen von 1961 bis 2016 eingeht. 1961 wurde die Jetzendorfer Schule eingeweiht und genau das Gedicht zur damaligen Feier trugen die Grundschüler jetzt wieder vor. Es wurden auch alte Kinderlieder zu Gehör gebracht.

Josef Sedlmeier ist ein Zeitzeuge. Er wurde 1961 eingeschult und stand den Grundschülern aus der Klasse 4a für ein Interview bereit. Was es damals für Strafen gab, war den Kindern besonders wichtig und Sedlmeier machte keinen Hehl daraus, dass man sich bei kleineren Vergehen schon mal in die Ecke stellen musste, bei größeren Verfehlungen je nach Lehrer auch an den Seitenhaaren gezogen wurde. Wie Sedlmeier weiter ausführte, habe es aber während der ganzen Schulzeit nie an Kameradschaft und Zusammenhalt gefehlt. Das alltägliche viertelstündige Kopfrechnen habe den Kindern Sicherheit verliehen. So viel Sicherheit, dass Sedlmeier schon seit mehr als 40 Jahren bei der Raiffeisenbank in Petershausen in leitender Stellung ist. Er zeigte den Kindern auch auf, dass es in seiner Schulzeit weder Telefon noch Fernseher gab, von einem Handy ganz zu schweigen. "Wir haben uns mehr mit der Natur beschäftigt, uns ist nie langweilig geworden".

Viel Beifall gab es für das szenische Spiel vom Heulmeier und die Hula-Hoop-Darbietungen der Kinder, die mit Freude an Wort und Spiel das Rad der Zeit zurückdrehten. Schließlich hatten die Buben und Mädchen in alten Lesebüchern gestöbert und so originalgetreu ihr Spiel gestaltet. Am Rad der Zeit drehte auch die von Astrid Scholz-Gräf geleitete Orff-Grupp, die den Gesang der Kinder klangvoll unterstützte. Entsprechend der jeweiligen Epochen erfreute man mit dem "Hurra, ich bin ein Schulkind" genauso, wie mit dem Gummi-Twist und den Aerobic-Darbietungen. Ein Meilenstein in der vorgeführten Schulgeschichte war freilich der Schulhausanbau und Bau der Turnhalle im Jahre 1985. Mit der Turnhalle ging es im Turnsport steil bergauf, was die Kleinen großartig auf der Bühne darstellten. Sie brachten auch zum Ausdruck, was sich in den 80er-Jahren Zuhause im Wohnzimmer alles getan hat und wie schlagartig die Urlaubsreisen in ferne Länder deutlich zugenommen haben. Mit bunten Tüchern winkten die Kinder der 3a bei dem auf spanisch gesungenen Lied "Un poquito cantas", bevor der Piratentanz zur Aufführung kam und die ganze Halle kräftig mitklatschte. So erreichte das tolle Programm den Höhepunkt, bevor von zwei Lehrkräften noch an 55 Jahre technischer Wandel im Schulalltag erinnert wurde. Der Bogen, der hier gespannt wurde, reichte von der Schiefertafel bis zum Füller zum Aufziehen, dem Schreck jeder Mama. Auch der Mediengenuss im Schulzimmer und zu Hause kam hier zur Sprache wobei die Kinder mit urbayerischen Ausdrücken wie "Brotz" glänzten. "Neue Technik - alte Streiche" stand zu diesem Thema in großen Lettern an der Leinwand. Die Darbietungen der Kinder brachten deutlich zum Ausdruck, dass moderne Technik leider allzu oft zu Isolation führt und man nicht mehr miteinander redet. Fazit: Für die schönsten Dinge des Lebens braucht man kaum Technik, viel wichtiger ist Kreativität. Das gemeinsam gesungene Schlusslied "Aus is, gor is", brachte deutlich zum Ausdruck, wie tief viele Jetzendorfer mit ihrer Schule verwurzelt sind.

Beeindruckt wird auch sein, wer die noch bis Freitag, 22. Juli, laufende Jubiläumsausstellung im Schulhaus besucht. Hier sind Werkstücke aus dem Unterricht von 1961 bis heute sowie lederne Schulranzen und alte Bücher und Aufsätze zu bestaunen. Auch die Mode der 60er-Jahre wird in die Gegenwart gebracht. Sogar ein Verlobungskleid aus dem Jahre 1961 und Bilder von Caterina Valente und Roy Black hat man geschickt in die interessante Ausstellung eingebaut. Man erfährt auch, dass ein Mittagsgedeck in den 60er-Jahren noch für 3,70 Mark zu bekommen war und in der Turnerhochburg Jetzendorf schon in frühen Jahren tolle Leistungen bei den Bundesjugendspielen erzielt wurden. Gleichzeitig ist zu erkennen, dass die Jetzendorfer Schule immer noch mit viel Leben erfüllt ist.