München
Unter der (Nieten)Gürtellinie

Steel Panther bringen die 80er-Jahre ins Münchner Zenith

05.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:13 Uhr

München (DK) Wenn die Glam Rocker aus Hollywood in der Stadt sind, ist eine bunte Party angesagt. Dabei sind große Teile des Publikums mit Perücken, Spandexhosen und aufblasbaren Gitarren über der Schulter sogar noch übertriebener gestylt als die vier Musiker.

Zwar ist auch bei drei der Herren das lange Haar falsch, aber dafür sind zumindest die Musik und die Attitüde echt.

Die Vorband Inglorious orientiert sich mit ihrem Neo-Classic Rock eher an den 70ern, und zollt mit Covernummern von Rainbow und Whitesnake ihren Vorbildern Tribut. Allerdings hat der sonst so stimmgewaltige Frontman Nathan James heute nicht seinen besten Tag, er schreit mehr als er singt. Das tut der guten Stimmung im Münchner Zenith keinen Abbruch. Die Zuschauer wollen feiern.

Und das können sie, denn nach der Umbaupause entführen Steel Panther direkt an den Sunset Strip der 80er. Bei diesem Quartett ist einfach alles groß: von den Haaren über die Sprüche bis hin zu den Posen. Schon früh fliegt Sänger Michael Starr beim allzu wilden Drehen des Mikrofonständers das Mikro davon. Aber auch die Songs der Amerikaner sind groß und klingen authentisch nach einem der schrillsten Jahrzehnte der Pop- und Rockgeschichte. Nachdem davon gleich vier, darunter der bezeichnende Titel "Party Like Tomorrow Is The End Of The World" zielsicher unter das Volk gebracht sind, ergreift Gitarrist Satchel das Wort und beginnt mit dem von vielen erwarteten Dirty Talk. Die Zoten und Aufforderungen zur Entblößung werden begeistert aufgenommen und vereinzelt auch in die Tat umgesetzt. Mit dem anschließenden Bandklassiker "Asian Hooker" geht es textlich noch weiter unter die Gürtelline.

Musikalisch aber ist es hohes Niveau, was Steel Panther bieten. Die ehemalige Cover-Band versteht ihr Handwerk. Satchel liefert ein höchst unterhaltsames Gitarrensolo ab, bei dem er Einflüsse wie Skid Row und Van Halen geschickt und amüsant auf dem Griffbrett zitiert. Bassist Lexxi Fox mit seinem rosa Instrument schaut regelmäßig in den Spiegel, und Sänger Starr lässt effektiv die Haare vom Ventilator verwehen. Mit den Hair- und Glam-Metal-Gassenhauern "Death To All But Metal" und dem ebenfalls nicht jugendfreien "Fat Girl" wird gestisch und klanglich noch mal so richtig aufgedreht, bevor die Bon-Jovi-mäßige Nummer "Party All Day" die fröhliche Feier mit einem Augenzwinkern beendet.