Kevenhüll
"Unsere ursprüngliche Heimat"

Melanie Gräfin Waldburg-Wolfegg besucht mit ihrer Familie den Beilngrieser Ortsteil Kevenhüll

19.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:48 Uhr

Kevenhüll (DK) Die Anteilnahme war groß in Kevenhüll, als an Weihnachten die Ehrenbürgerin Prinzessin Hella von Bayern starb. Am Sonntag fand nun in der örtlichen Kirche ein Gedenkgottesdienst statt, an dem Melanie Gräfin Waldburg-Wolfegg - eine Nichte der Gestorbenen - teilnahm.

Trotz Schnee und schlechter Straßenverhältnisse fährt der hohe Besuch überpünktlich vor der Kevenhüller Kirche vor. Der Beilngrieser Bürgermeister Alexander Anetsberger und Ortssprecher Georg Harrer stehen schon zur Begrüßung bereit. Die ersten Worte sind herzlich, schnell ist eine freundliche Gesprächsebene gefunden. "Es freut mich unheimlich, dass sie die Kette meiner Tante tragen", sagt Melanie Gräfin Waldburg-Wolfegg zu Harrer. Sie meint die Amtskette, die Prinzessin Hella im Jahr 1967 aus dem Familienbesitz des Adelsgeschlechtes für den damaligen Kevenhüller Bürgermeister gestiftet hat. Seit dem Jahr 1972 gehöre man nun zwar der Großgemeinde Beilngries an - aber alles habe man nicht abgegeben, sagt Harrer mit einem Schmunzeln und einem Blick auf die Kette, die er um den Hals hat.

Die Gräfin will es sich keinesfalls nehmen lassen, persönlich an dem Gedenkgottesdienst für ihre gestorbene Tante teilzunehmen. Auch ihr Mann, Hubertus Graf von Waldburg-Wolfegg, und Tochter Isabel sind mit dabei. Gräfin Melanie bezeichnet Kevenhüll als "unsere ursprüngliche Heimat". Sie könne gut verstehen, weshalb es Prinzessin Hella immer wieder hierher gezogen habe.

Man geht bis heute davon aus, dass der Ort Kevenhüll und das Geschlecht der Khevenhüller eng miteinander verwoben sind. Die Adelsfamilie soll hier ihre Wurzeln haben. Ein Bereich des damaligen Wohnturms der Khevenhüller soll noch heute Teil des Kevenhüller Kirchturmes sein. Etwa im 14. Jahrhundert ging es für das Adelsgeschlecht dann nach Kärnten. Seit 470 Jahren ist man Eigentümer der Burg Hochosterwitz. 1763 wurde Johann Josef Khevenhüller in den Fürstenstand erhoben. Der derzeitige Burgherr von Hochosterwitz, Karl Graf von Khevenhüller-Metsch, ist ein Bruder von Gräfin Melanie. Das Interesse an der gemeinsamen Geschichte ist auf beiden Seiten nie verloren gegangen. Und so regte Prinzessin Hella, eine Nachfahrin des Hauses, im Jahr 1967 an, die Beziehungen zu intensivieren. Man besuchte sich gegenseitig und Hella wurde schließlich zur Ehrenbürgerin ernannt. Ab diesem Zeitpunkt kam sie regelmäßig nach Kevenhüll.

Von einem dieser Besuche berichtet Harrer am Sonntagvormittag. Er sei mit Prinzessin Hella den Turm hochgestiegen. Sie habe dann die Wand berührt und betont, dass dies ihre Wurzeln seien. Ihre Tante sei eine Person gewesen, die für Kulturgeschichte viel übrig gehabt habe, sagt Melanie Gräfin Waldburg-Wolfegg.

Ein anderer Charakterzug der Gestorbenen bildet die Grundlage für das Gastgeschenk, das die Besucher am Sonntag dabeihaben. Prinzessin Hella sei es immer besonders wichtig gewesen, Kindern eine Freude zu bereiten. Um diese Tradition fortzusetzen, erhält Ortssprecher Harrer eine Popcorn-Maschine, die er dem örtlichen Kindergarten überreichen soll. Im Gegenzug gibt es für Melanie Gräfin Waldburg-Wolfegg und ihre Familie typische Produkte aus Beilngries, damit sie auch an ihrem Sitz in Baden-Württemberg ein Stück der "ursprünglichen Heimat" bei sich hat.

Das Ehepaar ist im Übrigen nicht zum ersten Mal im Beilngrieser Ortsteil Kevenhüll. Im vergangenen Jahr sei man bereits ganz ohne großes Aufhebens hier gewesen, um sich umzusehen. Dabei habe man auf der Straße ein paar Einheimische getroffen und das Buch "Seinerzeit - Die Erinnerungen des Bauern Georg Semmler" ausgeliehen bekommen (siehe eigenen Bericht) . "Ein sehr interessantes Buch", betont die Gräfin - es kann leider nicht mehr gekauft werden, obwohl die Nachfrage sehr groß wäre, wie Harrer berichtet.

Auf Nachfrage unserer Zeitung versichern der hohe Besuch und der Ortssprecher, dass beide Seiten ein großes Interesse daran haben, den Kontakt auch in Zukunft aufrechtzuerhalten. Man werde sich noch absprechen, in welcher Form dies geschehen solle, so Harrer. Auf alle Fälle dürfte es aber nicht das letzte Mal sein, dass Melanie Gräfin Waldburg-Wolfegg in Kevenhüll empfangen wird.

Nicht fehlen dürfen am Sonntagvormittag freilich die örtlichen Vereine. Prinzessin Hella hatte zu ihnen einen sehr guten Draht. Bei den Schützen sowie bei der Feuerwehr war sie Fahnenmutter, bei den großen Jubiläumsfeierlichkeiten der Vereine durfte sie nicht fehlen. Und so ist es eine Selbstverständlichkeit, dass die Besucher nun mit den Fahnen des Kriegervereins und eben der Feuerwehr sowie der Schützen empfangen werden.

Nach der feierlichen Begrüßung und dem freundlichen Plausch geht es für alle in die Kirche. Pater Godehard Schustter zelebriert in gewohnt würdevoller Weise den Gottesdienst, bei dem sich alle - auch die Gäste - zu Hause und in Gedanken sehr nahe bei der gestorbenen Ehrenbürgerin Hella fühlen dürfen. Schließlich trug sich Melanie Gräfin Waldburg-Wolfegg noch in das Goldene Gästebuch der Stadt Beilngries ein (Bericht folgt) .