"Unsere Erwartungshaltung ist nicht so groß"

03.09.2009 | Stand 03.12.2020, 4:41 Uhr

Hofft auf eine bessere Saison: Panther-Boss Leopold Stiefel. - Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Leopold Stiefel redet gar nicht lange um den heißen Brei herum. "Wir haben in dieser Saison einen Neustart vor uns", sagt der Aufsichtsratsvorsitzende der Panther GmbH. Die Turbulenzen der vergangenen Saison (Rauswurf von Trainer Benoit Laporte und Nichtereichen der Play-offs) hat der 64-jährige Mäzen abgehakt, vielmehr geht sein Blick nach vorne. Unser Redakteur Stefan König sprach mit Stiefel über die kommende Saison und über seine weitere Zukunft als Panther-Boss.

Herr Stiefel, eine Frage, die wir in den vergangenen Jahren immer wieder gestellt haben, fällt diesmal weg. Wissen Sie welche?

Leopold Stiefel: Nein, das weiß ich nicht. Welche denn? Sagen Sie es mir.

 

Die nach dem Videowürfel.

Stiefel: (lacht) Stimmt, die fällt weg.

 

Ist es nicht ein Risiko in den Zeiten von Wirtschaftskrise und Neustart im Verein so ein Projekt zu starten?

Stiefel: Nein, genau deswegen müssen wir es jetzt tun. Der Würfel war immer ein großer Wunsch von den Fans und auch von mir. Der Würfel kommt zum richtigen Zeitpunkt. Die vergangenen beiden Jahre waren nicht gut, nun haben wir viel verändert. Da ist so ein Projekt ein klares Zeichen an Fans und Sponsoren, dass wir uns nicht im Rückwärtsgang befinden, sondern angreifen wollen. Für den Neustart kommt so ein Videowürfel gerade recht.

 

Der Neustart zieht sich fast durch den gesamten Verein. Neuer Trainer, neuer Sportdirektor, 17 neue Spieler, ein neuer Marketingleiter und nicht zuletzt zwei neue Geschäftsführer. Wie sind die ersten Wochen gelaufen?

Stiefel: Bis jetzt bin ich sehr zufrieden. Wir hatten Ende August eine Beiratssitzung und Gesellschafterversammlung. Dabei sind alle Themen intensiv besprochen worden. Es hat sich alles gut angehört. Aber richtig zufrieden können wir erst sein, wenn es sportlich wieder läuft.

 

Wie lautet die Vorgabe für die Saison?

Stiefel: Wir haben noch einige Altlasten zu tragen, die sich nicht so einfach ablegen lassen. Damit meine ich den sportlichen Bereich. Es wird sicher noch einige Zeit dauern, bis wir wieder eine Top-Mannschaft haben. Deshalb ist unsere Erwartungshaltung jetzt nicht so groß. Wir müssen sportlich wieder in Tritt kommen und die Zuschauer begeistern, das ist das Wichtigste. Aber vielleicht schlagen die Neuen besser ein als erwartet. Die jungen Spieler geben Gas, das gefällt mir schon mal.

 

Sie haben die Probleme angesprochen, die durch langfristige Verträge wie zum Beispiel bei Matt Higgins aufgetreten sind. Wie sieht es mit den Finanzen aus? Es ist die Rede von einem Etat von sechs Millionen Euro.

Stiefel: Der Etat steht. Wir haben neue Sponsoren gewonnen, da waren wir sehr aktiv. Unser Ziel ist es immer, mehrjährige Verträge zu schließen. Das ist uns gelungen. Bei Mehrjahresverträgen hat man immer eine bessere Planungssicherheit. Somit ist der Etat für die nächsten zwei, drei Jahre sicher aufgestellt. Sofern nicht wieder etwas außergewöhnliches passiert.

 

Wie nach dem Ende der vergangenen Saison?

Stiefel: Ja, das ist ja kein Geheimnis, dass die Finanzen angespannt waren. Wir haben einen satten Verlust gemacht, den wir durch großen Einsatz ausgeglichen haben.

 

Wie hat sich die Wirtschaftskrise auf den Verein ausgewirkt?

Stiefel: Sicher hat sie uns Probleme bereitet. Der eine oder andere angesprochene Sponsor hat das Argument dazu benutzt, kein oder nur ein begrenztes Engagement beim ERCI einzugehen. Da kann man nichts dagegen machen. Es ist uns aber trotzdem gelungen, die Leute zu überzeugen und neue Sponsoren zu finden.

 

Mit Jürgen Arnold und Reinhard Büchl haben zwei Gesellschafter die Geschäftsführung übernommen. Ist das ein Modell für die Zukunft?

Stiefel: Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Es war immer unser Ziel, eine gesellschafterunabhänige Geschäftsleitung zu haben. Da wir mit der Besetzung und Aufgabenverteilung in den letzten Jahren nicht sehr glücklich agiert haben, mussten wir die jetzige Geschäftsleitung als Interimslösung installieren. Unser Ziel ist es aber, in absehbarer Zeit wieder eine gesellschafterfreie Geschäftsleitung zu haben. Wie lange es dauert, hängt vom Erfolg der nächsten ein bis drei Jahre ab. Für den sportlichen Bereich haben wir mit Jim Boni und für das Marketing und die Fan- und Sponsorenbetreuung mit Rudi Hofweber zwei kompetente und engagierte Manager eingestellt.

 

Kann es sein, dass Sie irgendwann einmal die Lust verlieren und ganz aussteigen?

Stiefel: Wenn man Verantwortung übernimmt, muss man sie auch durchstehen. Ich hatte ursprünglich das Ziel, es nur ein paar Jahre zu machen. Mittlerweile ist es schon eine zweistellige Jahreszahl geworden. Das war nicht mein Ziel! Nachdem es in den vergangenen beiden Jahren nicht ganz so gut gelaufen ist, war es klar, dass ich mich weiter der Verantwortung stelle und nicht zuschaue, wie der Klub – auf gut bayerisch gesagt – abschmiert.

 

Trotzdem haben Sie sich doch bestimmt einen zeitlichen Rahmen gesetzt?

Stiefel: Natürlich werde ich die Aufgabe beim ERC nicht ewig machen. Im Februar werde ich 65 Jahre. Mein persönliches Ziel war es eigentlich immer, mit 65 Jahren alle Ehrenämter abgelegt zu haben. Das wird wieder einmal nicht ganz gelingen. Aber in den nächsten Jahren werde ich sukzessive alle Ämter ablegen. Das hat nichts mit dem ERC zu tun. Jeder Mensch ist endlich und deshalb ist eine persönliche Lebensplanung wichtig.

Um die Fans zu beruhigen: Es wird doch auch nach Ihnen Eishockey in Ingolstadt geben?

Stiefel: Davon gehe ich aus. Wir haben neben den zwei Hauptsponsoren Media-Saturn und Audi ein ganzes Paket von weiteren Sponsoren, u.a. die Firma Edeka und hama. Das Unternehmen EADS ist neu hinzu gekommen. Jetzt muss man abwarten, wie sich diese Partnerschaften weiter entwickeln. Lassen Sie es mich so erklären: Wir benötigen immer zwei, drei Hauptsponsoren, die alle fest in der Region verwurzelt sind. Nur diese haben Interesse an einer langfristigen Partnerschaft, alle anderen sind in der Regel irgendwann wieder weg. Wenn es uns gelingt Firmen wie Audi, Media-Saturn sowie Edeka und EADS als tragende Säulen zu haben, dann ist mir vor der Zukunft nicht bange. Ob es immer die DEL ist, wer weiß? Das hängt immer von vielen Faktoren ab. Nehmen Sie nur mal die Zuschauer. Die sind für die Stimmung und auch für die Sponsoren sehr, sehr wichtig. Ohne die treuen Fans gibt es meiner Meinung nach keinen Erfolg. Für den Etat allerdings tragen sie nur einen Anteil von unter zehn Prozent bei. Daraus können Sie gut folgern, wie wichtig die Säule Sponsoren ist. Ohne die ist Profi-Eishockey ebenfalls nicht möglich.

 

Ist das Thema Namenssponsoring aktuell?

Stiefel: Natürlich ist das auch einmal ein Thema, aber bisher hat sich noch niemand gefunden, der das gemacht hätte. Aber auch hier muss es meiner Meinung nach ein regionaler Partner sein, nur das macht Sinn. Es bringt nichts, den Namen alle zwei Jahre zu ändern. Wir sind die Ingolstädter Panther. Und wenn ein Unternehmen Interesse hat, die Namensrechte zu erwerben, dann sollte es auch zu uns passen. Schauen Sie doch mal nach Nürnberg. Erst waren es die Ice Tigers, dann die Sinupret Ice Tigers und jetzt heißen sie Tomas Sabo Ice Tigers. In ein paar Jahren gibt es dann vielleicht die Dimpflhuber Ice Tigers. Das kann nicht unser Ziel sein.

 

Jim Boni hat gesagt, dass es ein Ziel sei, in fünf, sechs Jahren einen Spieler in der ersten Mannschaft zu haben, der beim ERC sämtliche Nachwuchsmannschaften durchlaufen hat. Ist das realistisch?

Stiefel: Darüber haben wir uns intensiv ausgetauscht. Wir müssen weiter unten anfangen. Es reicht nicht, erst mit den 17- oder 18-Jährigen zu arbeiten. Wir wollen da ein paar Fohlen aufbauen. Den Posten des dritten Torhüters haben wir mit Andreas Banzer an einen Spieler aus dem eigenen Nachwuchs vergeben. Das ist sicher auch ein Risiko, aber wir alle wollen diesen Weg gehen.

 

Und wie wird dieser Weg finanziert? Auch mit Unterstützung der GmbH?

Stiefel: Das ist jetzt schon der Fall. Der Stammverein kann das alleine gar nicht stemmen. Wir unterstützen den Verein mit einer sechstelligen Summe pro Saison.