Ingolstadt
"Unser Wohnzimmer ist abgebrannt"

Vereinsheim der Münsterritter wird ein Raub der Flammen - die Pfadfinder wollen es wieder aufbauen und bitten um Hilfe

09.02.2021 | Stand 23.09.2023, 16:56 Uhr
Nur noch Schutt und Asche: Das einst schmucke Vereinsheim des Pfadfinderstamms Münsterritter ist in der Nacht auf Dienstag ausgebrannt. Sara Deisel (links), Marlene Krug und die anderen Vereinsmitglieder wollen jetzt ein neues Domizil errichten. −Foto: Hauser

Ingolstadt - Viel schlimmer hätte die Nachricht kaum sein können, die sich am Montagabend in den Chat-Gruppen des Pfadfinderstamms Münsterritter verbreitete: "Der Schutterberg brennt!

" Wie etliche andere eilte auch Stammesvorständin Marlene Krug zum Vereinsgelände über dem Schutterhof, wo die Münsterritter seit Jahrzehnten ihr Domizil haben. Und tatsächlich: Das hölzerne Vereinsheim stand in Flammen. Lichterloh. "Es war nichts mehr zu machen. Wir konnten nur noch zusehen", erzählt sie. Die Berufsfeuerwehr und die Freiwillige Feuerwehr Stadtmitte waren mit insgesamt 28 Kräften im Einsatz, mussten das Gebäude allerdings "kontrolliert zum Einsturz bringen", wie es im Pressebericht des Ingolstädter Polizeipräsidiums am nächsten Morgen hieß.

"Unser Wohnzimmer ist abgebrannt", sagte Jugendleiterin Sara Deisel am gestrigen Dienstag angesichts der trostlosen, verkohlten Überreste. In dem Vereinsheim haben die Pfadfinder regelmäßig ihre Gruppenstunden abgehalten. Auf dem Areal gibt es auch einen großen Zeltplatz und eine Feuerstelle. "Zumindest vor Corona waren wir mindestens viermal in der Woche hier", berichtet Krug. Und auch in letzter Zeit haben die Pfadfinder immer wieder nach dem Rechten gesehen.

Am Abend des Brandes war niemand im Haus. Ein Jogger, der das Feuer bemerkte, verständigte die Einsatzkräfte laut Brandoberrat Florian Wenzl kurz nach 19.30 Uhr. Nach Angaben der Polizei ist davon auszugehen, dass ein technischer Defekt das Feuer ausgelöst hat. Hinweise auf Zündeleien gibt es nach Angaben der Brandermittler jedenfalls nicht. Der entstandenen Schaden wird auf rund 50000 Euro geschätzt. In dem geräumigen Holzhaus befanden sich drei Zimmer, ein Lager, eine Küche und Toiletten.

In ihrem Vereinsheim bewahrten die Münsterritter unter anderem die - nicht ganz billigen - Planen für ihre Zelte auf. Jetzt ist alles vernichtet. "Vor allem ist es aber ein emotionaler Verlust", sagt Krug. In dem Vereinsheim ist auch die Chronik des Pfadfinderstamms verbrannt. Im nächsten Jahr feiern die Münsterritter das 70-jährige Bestehen ihrer Gruppe. Immerhin haben sie ein fast unversehrtes Stammesbanner aus dem Schutt geborgen.

Vor knapp 30 Jahren habe die Pfadfinder an dieser Stelle schon einmal ein Vereinsheim verloren. Damals löste ein Ölofen einen Brand aus. Auch damals war das Gebäude nicht zu retten. Ein provisorisch errichteter Übergangsbau hielt zwei Jahre, bevor die Münster-Pfadfinder ihr jetzt zerstörtes Haus errichteten. Das war 1996.

Viele aktive und ehemalige Mitglieder des Stamms haben sich noch in der Brandnacht gemeldet und ihre Hilfe angeboten. "Wir wollen auf jeden Fall wieder ein Haus bauen", sagt Deisel. Die ersten Kinder hätten sich schon bereiterklärt, ihr Taschengeld für ein neues Vereinsheim zu spenden. Das wird freilich nicht reichen. Die Münsterritter hoffen deswegen auf weitere Unterstützer. Der Verein Schutterberg hat bereits ein Spendenkonto eingerichtet. Die dazugehörige IBAN lautet: DE 667215 0000 0050 0489 17.

DK


Johannes Hauser