Unnatürliche Darbietungen

01.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:17 Uhr

Zu unserem Beitrag „Manege freit trotz Kritik“, DK vom 27. August:

Laut der Zirkussprecherin Richter geht es den Wildtieren ja gar nicht so schlecht. Alle Bestimmungen werden eingehalten, was ja auch kontrolliert wird. Kritik ist Stimmungsmacherei und Propaganda. Nun schauen wir mal, wie es denn so abläuft:

Im Zirkus mit Wildtieren werden die natürlichen Aktivitäten und Bedürfnisse der Tiere, wie zum Beispiel kilometerlange Wanderungen, stark eingeschränkt. Angeborene Verhaltensweisen wie graben, klettern, schwimmen und sprinten werden permanent unterbunden. In kleinen Käfigen, Transportwagen und Zelten verbringen sie ihr Leben, dadurch sind ihre Möglichkeiten, sich artgemäß zu bewegen, stark eingeschränkt.

Die Tiere werden damit ihrer natürlichen Bedürfnisse beraubt, was zu Schmerzen und Leiden führt. Erhöhte Sterblichkeit bei vielen Tierarten und schwere Verhaltensstörungen sind weitere Folgen. Elefanten erreichen zum Beispiel aufgrund der physischen und psychischen Belastung dieser ewigen Gefangenschaft durchschnittlich nur etwa die Hälfte ihrer natürlichen Lebensdauer.

Auch die klimatischen Bedingungen machen den Wildtieren zu schaffen. Elefanten und Affen leiden etwa unter den kalten Wintern. Was passiert eigentlich mit den Tieren außerhalb der Saison, im Winter oder wenn sie für Vorführungszwecke nicht mehr geeignet sind?

Während des Winters sind sie oftmals permanent in den Winterquartieren (also Käfigen) oder werden, wie nach Ihrer Untauglichkeit, verkauft. In der Manege vollbringen die Tiere zwangsweise unnatürliche Darbietungen zur Unterhaltung des Menschen.

Die Dressur basiert oftmals auf der Ausübung von Gewalt und Zwang. Körperliche Bestrafung und psychischer Druck sind nach wie vor die gängigen „Trainingsmethoden“ für Tiere im Zirkus. Doch sollte dies ausnahmsweise nicht der Fall sein, ist die Belustigung des Menschen hoch fragwürdig. Die gesetzlichen Checklisten, welche die Veterinäre eventuell vor Ort prüfen, basieren lediglich auf Mindestanforderungen, doch selbst diese werden oft noch unterschritten.

Mittlerweile haben 17 europäische Länder alle oder bestimmte Wildtierarten im Zirkus verboten. Die Bundestierärztekammer spricht sich ebenfalls für ein Verbot aus. 2003 und 2011 hat der Bundesrat die Bundesregierung in zwei Entschließungen aufgefordert, Wildtiere im Zirkus zu verbieten. Doch leider blockiert das BMEL (Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft) diese berechtigte Forderung. Nach einer repräsentativen FORSA-Umfrage, die im Mai 2014 im Auftrag von Peta Deutschland durchgeführt wurde, vertreten 82 Prozent der Befragten die Auffassung, dass exotische Wildtiere nicht artgerecht im Zirkus gehalten werden können.

Die Aussagen von Frau Richter, speziell die, nachdem selbst die Tiere in Nationalparks nicht artgerecht gehalten werden können, bedürfen wohl keines Kommentars. Da waren wohl keine besseren Argumente vorhanden, die Ausbeutung der Tiere aufgrund des Profits zu verteidigen.

Wie der DONAUKURIER berichtete, war die Aufführung mit Wildtieren nicht allzu lange und auch nicht wirklich gelungen und unterhaltsam. Sie fiel also im Vergleich zum ersten Teil ohne Tiere ab. Da fragt Mensch sich natürlich, wieso nicht einfach ganz weglassen, es funktioniert ja schon oftmals?

Ein großer Dank gebührt natürlich den Aktivisten, die vor dem Zirkus mit Flyern und Plakaten aufklären und auf das Leid der Tiere aufmerksam machen.

Hier ist es möglich, den Bundestagsabgeordneten des Wahlkreises Freising/Pfaffenhofen aufzufordern, sich bei Landwirtschaftsminister Schmidt einzusetzen, ein bundesweites Haltungsverbot von Wildtieren in Zirkussen einzuführen!

Lorenz Steininger

Hohenwart