Neuburg
Unken-Schutzprojekt erfolgreich

Überregionale Zusammenarbeit zum Artenschutz der kleinen gelbbauchigen Amphibie läuft Mitte des Jahres aus

04.02.2021 | Stand 28.02.2021, 3:33 Uhr
Klein und gut getarnt: Die Gelbbauchunke passt sich ihrem Lebensraum an, aber von diesem gibt es immer weniger. Auch andere Arten haben zunehmend zu kämpfen, da sie als Pionierarten in einer immer aufgeräumteren Landschaft kaum neu entstehende Nassflächen zur Verfügung haben. Die künstliche Schaffung von Biotopen für die Amphibien im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen ist Teil des Schutzprojekts "Allen Unkenrufen zum Trotz". −Foto: Zahn

Neuburg - Auf den ersten Blick ist sie kaum zu erkennen.

 

Die Gelbbauchunke ist eine relativ kleine Amphibie, die sich durch ihre braun-grüne Oberfläche ausgesprochen gut tarnt. Viel auffälliger und auch bezeichnend ist dahingegen ihr gelb-schwarz gefleckter Bauch. Und noch etwas macht sie besonders: Die Gelbbauchunke ist gefährdet, ihre Bestände sind über lange Zeit deutschlandweit geschrumpft. Neuburg und die Umgebung sind hingegen beinahe eine Hochburg für das Geschöpf.

 

Daher arbeiten im Rahmend es Bundesprogramms Biologische Vielfalt die Landkreise Altötting, Mühldorf, Erding, Freising, Pfaffenhofen und Neuburg-Schrobenhausen mit dem Projektpartner Bund Naturschutz zusammen, um mit "Allen Unkenrufen zum Trotz" die Gelbbauchunke zu schützen. Das Bundesamt für Naturschutz und der Bayerische Naturschutzfonds unterstützen das Vorhaben. In der Vergangenheit sind die Bestände der Gelbbauchunke in den meisten der teilnehmenden Landkreise um bis zu 90 Prozent zurück gegangen. Laut Siegfried Geißler von der Unteren Naturschutzbehörde in Neuburg-Schrobenhausen waren nur hier in der Region die Populationen durch bereits länger bestehende Artenschutzarbeit nie in größerer Gefahr. "Das Wissen über den langfristigen Erhalt kam dem Projekt natürlich zu gute", berichtet er. Die Bestände in den anderen Landkreisen konnten durch das Projekt erfolgreich wieder vergrößert werden.

 

Die kleine Amphibie war früher weit verbreitet, heute kommt sie jedoch nur noch in Mitteleuropa vor. "Ein Drittel der gesamten Bestände konzentriert sich dabei auf Süddeutschland", erklärt Judith Jabs-Ingenhaag vom Landratsamt Freising, die das Projekt in den vergangenen Jahren koordiniert hat. "Die Hauptlast und die Hauptverantwortung für den Schutz dieser Art liegt bei Deutschland und vor allem bei Bayern", erklärt auch Siegfried Geißler. Von den Beständen in Bayern gibt es wiederum die stärksten und vielversprechendsten im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen, auch dank der bereits lange andauernden Schutzarbeit.

 

Das Problem, warum die Gelbbauchunke immer mehr an Boden verliert, fußt auf ihrer Besonderheit: Die Amphibiengattung gehört zu den Pionierarten. Sie besiedelt mit Vorliebe neu entstehende Gewässer, bereits vorhandene Biotope meidet sie hingegen. Der Grund dafür ist nachvollziehbar, denn in neu entstehenden Tümpeln und Pfützen gibt es noch keine Fressfeinde, die den Laich und die Kaulquappen der Unke gefährden könnten. Dazu zählen andere Amphibien, Wasserkäfer oder Fische. Diese Art Lebensraum war früher weit verbreitet, aber heute stellt ihre Pioniereigenschaft die Gelbbauchunke vor eine große Herausforderung. "Die Landschaft ist heute zu aufgeräumt", erklärt Jabs-Ingenhaag. Früher gab es mehr kleine Nassflächen, heute werden Fahrrinnen, Schlaglöcher und Pfützen oft zugeschüttet. Aber genau diese wären der optimale Lebensraum für die Gelbbauchunke, zumindest, um dort Laich abzulegen. "Bis daraus Kaulquappen werden und bis diese an Land gehen, vergehen etwa acht Wochen", erklärt die Projektkoordinatorin. In dieser Zeit benötigen die Amphibien Wärme und Feuchtigkeit, so dass die vergangenen trockenen Sommer nicht gerade hilfreich waren. Pfützen verdunsteten schnell, kleinere Gewässer in Wäldern wurden daher von der Unke bevorzugt. Die gelbbauchige Amphibie konnte sich trotzdem in der Vergangenheit nur noch selten erfolgreich fortpflanzen.

 

Die Gelbbauchunke hat aber auch einen angeborenen Vorteil: Sie lebt lange. "Im Durchschnitt werden sie zwischen 19 und 20 Jahre alt, in Gefangenschaft auch älter", erklärt Jabs-Ingenhaag. Somit hat das Projekt noch eine Chance, die Population wieder aufzustocken. "Die Aktion basiert dabei auf zwei Pfeilern", beschreibt sie. "Erstens haben wir uns landesweit für die Schaffung und Erhaltung von Biotopen eingesetzt. " Dazu wurden verlandete Flächen bewässert, Kuhlen ausgebaggert und kleine Tümpel geschaffen. Teilweise mussten Böden gegen Versickern abgedichtet werden, aber nicht im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. "Der Lehm hier dichtet sehr gut ab", beschreibt Jabs-Ingenhaag. Die natürlichen Lebensräume der Gelbbachunke sind im Landkreis vor allem die Donauauen zwischen Neuburg und der Lechmündung. Vor allem bei Überschwemmungen bilden sich hier ganz automatisch die kleinen Nassflächen, welche die Amphibie bevorzug

Auch einige Abbaubetriebe wie Hoffmann Mineral beteiligen sich am Schutz der Amphibie. Sie achten darauf, Gruben, die beispielsweise ein Jahr lang nicht genutzt werden, als Nassbiotop zu erhalten. So können neben der Gelbbauchunke auch andere Pionierarten geschützt werden, beispielsweise die Kreuzkröte, die Wechselkröte oder der Laubfrosch. Ihr Schutz ist noch schwieriger, erklärt Karlheinz Schaile von der Artenschutzgruppe des Bund Naturschutz Neuburg-Schrobenhausen. "Im Gegensatz zur Gelbbauchunke brauchen diese Arten größere Biotope, die aber ebenfalls neu sein müssen. " Tümpel mit drei Metern Durchmesser reichen ihnen nicht aus, um sich fortzupflanzen.

Die zweite Säule des Projektes "Allen Unkenrufen zum Trotz" stellt der Mensch dar. Das Ziel war es, Verständnis für die Unken zu schaffen. Außerdem wurden im Verlauf der Jahre mehrere Unken-Paten gewonnen, die sich auch nach dem Projektende weiter für die kleinen Tierchen einsetzen. Sie wurden geschult, um nun sachkundig Biotope zu betreuen und zu beobachten. "Das nimmt nicht viel Zeit in Anspruch", erklärt Jabs-Ingenhaag. Aber es ist ein wichtiger Schritt, um die Gelbbauchunke zu unterstützen. Karlheinz Schaile bildet Unken-Paten aus und koordiniert die Schutzaktionen. Bei ihm, beim Bund Naturschutz Neuburg-Schrobenhausen oder bei der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises können sich auch jederzeit Freiwillige melden, die etwas zum Schutz der Gelbbauchunke beitragen wollen. Aktuell engagieren sich im Landkreis vier Ehrenamtliche für den Schutz der Gelbbauchunke. Gesucht werden Paten, die bestimmte Lebensräume beobachten, Bestände kartieren und Bericht erstatten, aber auch Menschen, die sich um die Biotoppflege kümmern. Genauso können sich Grundstücksbesitzer, die potenzielle Nassflächen auf ihrem Besitz haben, einbringen. Ein Unken-Paten-Kurs ist für dieses Jahr ebenfalls geplant, um 20 bis 30 neue Sachverständige zu schulen, die dann ebenso in anderen Landkreisen und außerhalb der Projektzone zum Einsatz kommen können. Ob diese Veranstaltung aber wie geplant stattfinden kann, ist noch offen.

Judith Jabs-Ingenhaag sieht das Projekt als sehr erfolgreich an. Es sind viele Gewässer entstanden oder reaktiviert worden, viele Menschen haben sich engagiert. Das Programm war als überregionaler Anstoß gedacht, um den Stein ins Rollen zu bekommen. Nun liegt es an den Landkreisen, das Ganze weiter zu führen. Der Stein aus Neuburg-Schrobenhausen war dabei aber schon seit einer ganzen Weile am Rollen. Bereits seit über 30 Jahren setzt sich der Bund Naturschutz hier für Amphibien ein, seit 2003 auch verstärkt für die Gelbbauchunke. Über die Jahre sind zwischen 1500 und 2000 kleine Tümpel geschaffen worden. Schaile hofft, dass der Artenschutz für die Gelbbauchunke in Zukunft weiter sowohl von Unternehmen und Landkreis als auch von den Menschen unterstützt wird.

PK

Karen Hanne