Ingolstadt
Unheilvolle Begegnung

Zwischen Radfahrern und Fußgängern gibt es immer wieder Konflikt - jetzt hat sich ein Unfall ereignet

28.04.2021 | Stand 23.09.2023, 18:16 Uhr
Auf dem Donaudamm teilen sich Radfahrer und Fußgänger einen Weg. Dabei ist es am Samstag zu einem ungewöhnlichen Unfall bekommen. Rocky, der Hund von Carmen Effinger (Bild unten), ist dabei von einer Radlerin erfasst und tödlich verletzt worden. −Foto: Eberl/privat

Ingolstadt - Dass es zwischen Radfahrern und Fußgängern vor allem auf Wegen, die sie gemeinsam nutzen, manchmal recht eng wird oder es gar zu Konflikten kommt, lässt sich wohl kaum völlig vermeiden.

Eine besonders unheilvolle Begegnung dieser Art forderte am Samstag auf dem Damm am südlichen Donauufer ein Opfer: Rocky, der Hund von Carmen Effinger ist bei einem Zusammenprall mit einer Radlerin ums Leben gekommen. "Wir waren wie immer oben am Damm direkt an der Donau spazieren, als plötzlich ohne Vorwarnung, ohne klingeln oder sich durch Rufe bemerkbar zu machen zwei Radlfahrer zwischen uns durchfuhren", schildert sie den Vorfall. "Die zweite Radlfahrerin fuhr ohne anzuhalten schlichtweg über meinen Rocky hinweg und es vergingen keine zwei Minuten, dann verstarb mein treuster Freund an Ort und Stelle. " Der Radlerin habe sich zwar entschuldigt und auch ihren Namen und die Telefonnummer hinterlassen, für Rocky allerdings war es zu spät.

Effinger teilte ihren Unfallbericht in den Sozialen Medien, schrieb eine Mail an den DK und meldete den Unfall der Polizei. Es gehe ihr darum, ein Zeichen zu setzen, erklärt sie. Sie habe den Eindruck, dass ganz allgemein "rücksichtsloser mit Mensch und Tier gleich welcher Art umgegangen wird". Dazu hätten auch die vielen E-Bikes und Pedelecs beigetragen, da "oft Geschwindigkeiten nicht mehr eingeschätzt werden können und es so zu vermehrten Unfällen kommt". Dass mit der wachsenden Verbreitung von Rädern mit E-Motor auch neue Gefahren entstehen, bestätigt Nicole Wilhelms, die Leiterin der Verkehrspolizeiinspektion. Der Motor eines Pedelecs - umgangssprachlich oft E-Bike genannt - unterstützt den Fahrer bis zu einer Geschwindigkeit von 25 km/h. "Das ist so schnell wie ein Mofa", verdeutlicht Wilhelms. Ein Tempo, das so mancher Radler ohne Antrieb gar nicht erreichen würde. Entsprechend unsicher könnten Fahrer sein, die keine Erfahrung mit dieser Geschwindigkeit haben. Dass der gegenseitige Umgang im Straßenverkehr allgemein aggressiver geworden ist, möchte Wilhelms nicht bestätigen. "Ein solcher Eindruck ist immer subjektiv", sagt sie. "Der Schwächere fühlt sich meist benachteiligt: Fußgänger gegenüber den Radlern, die Radfahrer gegenüber den Autofahrern. "

Konrad Eckmann, der Fahrradbeauftragte der Stadt, hat sofort bei Effinger angerufen, als er von dem Unfall mit Rocky gehört hat. An einen ähnlichen Fall kann er sich nicht erinnern. Sicher sei, dass sich auch Radfahrer stets bremsbereit halten müssen, um im Zweifelsfall schnell reagieren zu können. Und natürlich sollten sie sich bemerkbar machen, wenn sie an Fußgängern vorbeifahren. Hundebesitzern rät er, vor allem kleinen Hunden eine auffallende Weste überzustreifen. Konflikte zwischen Radlern und Hunden gebe es immer wieder, aber meist, weil die Tiere Radlern hinterherhetzen, sie anbellen oder Hundeleinen quer über den Weg gespannt sind. Das ein Hund in Mitleidenschaft gezogen wird, ist eher die Ausnahme.

Konflikte gebe es vor allem auf Wegen, die Radfahrer und Fußgänger gemeinsam nutzen. Auf dem Donaudamm lasse sich das freilich nicht verhindern. Wo es möglich ist, arbeite die Stadt daran, zumindest die Radwegepflicht aufzuheben. Das sei etwa an der Krumenauer Straße der Fall. Damit könnten Fahrer von schnellen Pedelecs und großen Lastenrädern auf die Straße ausweichen und langsamere Radfahrer und Fußgänger in ihrem Bereich bleiben. Wie immer im Straßenverkehr werden aber auch solche Maßnahmen gegenseitige Rücksichtnahme und eine vorausschauende Fahrweise im Straßenverkehr nicht ersetzen können. Effinger hofft, dass das Schicksal ihres Hundes möglichst viele sensibilisiert. "Rocky darf nicht umsonst gestorben sein", sagt sie.

DK

Johannes Hauser