Dietfurt
Ungewöhnlich viele Brände

Trotz der Corona-Lockdowns hat die Dietfurter Feuerwehr ein bewegtes Jahr mit vielen Einsätzen hinter sich

11.02.2021 | Stand 15.02.2021, 3:34 Uhr
Seit einem Jahr ist Wolfgang Amler Kommandant der Dietfurter Feuerwehr. Die Aktiven mussten in dieser Zeit oft ausrücken. −Foto: Hradetzky

Dietfurt - Auch wenn derzeit keine Zusammenkünfte in größerem Umfang stattfinden, so hat die Feuerwehr Dietfurt doch viel zu tun. Nicht nur wenn es brennt, ist sie sofort zur Stelle. Vor einem Jahr hat Wolfgang Amler das Amt des Kommandanten bei der Dietfurter Stützpunktfeuerwehr übernommen. Er blickt zurück auf ein bewegtes Jahr 2020.

"Obwohl es das Corona-Jahr war, das durch Lockdowns geprägt war, waren wir mit 71 Einsätzen oft gefordert", sagt er. Normalerweise seien es im Schnitt 60 bis 70 Einsätze pro Jahr. Ausrücken musste die Feuerwehr 20 Mal wegen Bränden: So gerieten nicht nur Pkw, Traktoren oder Mähdrescher in Brand, sondern auch Wohnungen, Gartenhütten, Stallungen und zuletzt ein Sägewerk. "Wir hatten im letzten Jahr ungewöhnlich viele Brände, zudem 44 technische Hilfeleistungen wie zum Beispiel Ölspuren zu beseitigen, wegen Starkregens vollgelaufene Keller auszupumpen, umgefallene Bäume zu entfernen, Tragehilfen zu leisten und den Rettungsdienst zu unterstützen oder eine Wohnung zu öffnen. Auch sieben Fehlalarme gab es im letzten Jahr." Einmal gelang es der Mannschaft, sich zu einer Versammlung der Aktiven in der Zeit zwischen dem ersten und zweiten Lockdown zu treffen.

Bis Wolfgang Amler, der als Disponent bei einem international tätigen Bauunternehmen mit Sitz in Sengenthal arbeitet, zum Kommandanten gewählt wurde, musste er eine umfangreiche und langjährige Ausbildung absolvieren. "Ich bin im November 2002 bei der Jugendfeuerwehr eingetreten und seit 2005 als Aktiver dabei", blickt der zweifache Familienvater zurück. "Ich habe damals ein Schreiben von der Stadt bekommen, um einmal bei der Jugendfeuerwehr zu schnuppern. Meinen Freunden und mir hat das sehr gefallen, weil es einfach mal etwas anderes war, und es hat uns Spaß gemacht."

Nach der Jugendleistungsprüfung absolvierte Amler die Truppmann-Ausbildung im Jahr 2005. Zahlreiche weitere Ausbildungsschritte folgten. Parallel zum Löschabzeichen machte Amler das Technische-Hilfeleistung-Abzeichen, welches sich in sechs Stufen in Praxis und Theorie Themen wie Fahrzeugkunde oder etwa dem richtigen Umgang mit Geräten widmet. Dieses Abzeichen hat er von September 2008 bis 2018 absolviert. Er konnte sich dabei ein breites Fachwissen erwerben. Im Anschluss standen die Kurse zu den Schwerpunkten "Sprechfunk Analog", Atemschutz, Absturzsicherung, Maschinist und "Sprechfunk Digital" auf dem Programm.

"Im Oktober 2019 besuchte ich an der Feuerwehrschule in Lappersdorf den Strahlenschutzkurs, im März folgte der Gruppenführer, der Zugführer sowie zum Schluss die Ausbildung zum Leiter einer Feuerwehr. Bei diesem ausschließlich theoretischen Kurs geht es viel um rechtliche und bürokratische Grundlagen", so Amler. Grundlagen, auf die er als Leiter der Feuerwehr Dietfurt gut zurückgreifen kann.

Wie fühlt Wolfgang Amler, der in seiner Freizeit auch noch im Schützenverein aktiv ist, sich mit und in seiner verantwortungsvollen Rolle als Kommandant? "Nun, am Anfang war es schwer für mich, mich daran zu gewöhnen. Ich war bisher ja eigentlich immer einer von denen, die vorne mit dran waren, egal bei welchem Einsatz. Und es war für mich ein komisches Gefühl gerade den älteren Kameraden gegenüber, Einsatzbefehle zu geben. Schwierig war es vor allem, dass ich mich bei manchen erst einmal beweisen musste und sie testeten, wie weit sie gehen können", so Amler.

Er habe jedoch als neuer Kommandant von fast allen Kameraden, vor allem von seinem Stellvertreter Christian Borasch, Unterstützung bei den verschiedenen Aufgaben erfahren: "Wir haben einen gut gemischten Haufen in unserer aktiven Mannschaft, die sich gegenseitig bei den Einsätzen unterstützt und zusammenhilft." Natürlich sei er sehr froh darüber, dass man in den Ausbildungen alle wichtigen Grundkenntnisse lernt, aber dennoch müsse man immer wieder üben, um das Gelernte nicht zu vergessen und die komplexen Abläufe zu verinnerlichen. "Da kann man sich bei den erfahrenen Kameraden viel abschauen", meint er. "Jeder Einsatz ist eine neue Herausforderung, weil jeder Einsatz anders ist und man es gar nicht so genau üben kann."

Für das neue Jahr wünscht er sich nun, dass die Einsätze stets glimpflich ablaufen und es nicht Wochen gibt, an denen jeden Tag ein anderer langwieriger Einsatz zu leisten ist. In den vergangenen Wochen habe sich nach dem Brand eines Schweinestalls ein Einsatz an den anderen gereiht, und nach dem stundenlangen Auspumpen vollgelaufener Keller wurden die freiwilligen Helfer gleich wieder alarmiert.

Nach dem Einsatz, bei dem Atemschutzmasken erforderlich waren, musste die Mannschaft die leeren Masken nach Neumarkt bringen und das Einsatzfahrzeug wieder neu bestücken, so dass sie erst um halb vier Uhr morgens todmüde ins Bett fielen.

Solche kräftezehrenden Einsätze fordern jedem Einzelnen seiner Kameraden nicht nur physisch viel ab. Sehr oft sei man auch psychisch gefordert und erreiche seine Belastungsgrenze, etwa bei schweren Unfällen, Unglücksfällen oder Suizidversuchen.

"Wenn man zur Unfallstelle hinfährt, dann überlegt man schon, was da so auf einen zukommen kann, dann aber arbeitet man am Unfallort ein bestimmtes Schema ab. Bei solchen schwierigen Aufgaben, etwa bei Unfällen mit Personenschaden, die es mitunter auch zu bewältigen gibt, und die teilweise an die Nieren gehen, sitzen die Aktiven, die sich allesamt ehrenamtlich engagieren, im Kameradenkreis nach dem Einsatz zusammen und sprechen ausführlich über das Erlebte. Darüber zu sprechen und sich Belastendes von der Seele zu reden - auch in solchen Fällen ist jeder für den anderen da."

Aktuell trifft sich die Truppe zu Vorstandssitzungen nur virtuell über WhatsApp-Videositzungen. Die Einsätze, die zurzeit gefahren werden, erfordern auch bei der Feuerwehr das Tragen von Masken und das Einhalten der erforderlichen Abstände. "Wir rücken mittlerweile mit mehreren Fahrzeugen aus, damit wir nicht zu nahe beieinander sind. Hoffentlich geht auch das bald wieder vorbei", hofft Wolfgang Amler, der sich darauf freut, die gesamte Mannschaft der Feuerwehr wieder live zu sehen - so wie früher, vor Corona.

khr