Kreuth
Ungewöhnlich schlechte Zahlen

Allensbach-Demoskopin löst bei der CSU mit 41-Prozent-Prognose ungläubiges Kopfschütteln aus

08.01.2013 | Stand 03.12.2020, 0:38 Uhr

Kreuth (DK) Eigentlich ist die Chefin des Allensbach-Istituts, Renate Köcher, in der CSU eine angesehene Frau. Immer wieder versorgt die als konservativ geltende Meinungsforscherin die Partei mit Daten zu gesellschaftlichen Trends. Doch derzeit ist das Bild getrübt.

In der CSU-Landesgruppe, die in Wildbad Kreuth tagt, herrscht Kopfschütteln über Köcher.

Die Demoskopin referierte am späten Montagnachmittag zur allgemeinen Lage. Es ging um politische Strategien für die konservativen Parteien – und darum, dass sie ihr Wählerpotenzial derzeit nicht ausschöpften. Mitten im Vortrag präsentierte Köcher den CSU-Abgeordneten auf einmal eine schockierende Zahl. Wenn derzeit Bundestagswahl wäre, sehe sie die Partei bei rund 41 Prozent der Wählerstimmen, sagte die Demoskopin. Das wäre für die CSU ein katastrophales Ergebnis – wenn es denn eine realistische Grundlage hat.

Die Partei ist zurzeit anderes gewohnt. Bei bis zu 49 Prozent lagen die Umfragen jüngst. Einen derartigen Absturz hält man in der CSU für völlig unrealistisch. „Ich halte das für völlig illusorisch“, sagt etwa Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner. Noch in der Sitzung vermutete CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt, Allensbach habe falsch gerechnet, oder zumindest wenig aussagekräftige Rechenmodelle angewandt. Ungewöhnlich war nämlich auch, dass CDU und CSU nach Köchers Zahlen bundesweit gemeinsam auf 38 Prozent kommen. Aller Erfahrung nach liegt der Wert der CSU in Bayern aber wesentlich stärker über dem gemeinsamen Ergebnis. Der Unmut gegen Köcher war deutlich.

Offenbar basieren die Zahlen tatsächlich nicht auf einer eigenen bayernspezifischen Umfrage, sondern auf Durchschnittswerten vergangener bundesweiter Umfragen. Die wurden wohl nur auf Bayern heruntergebrochen. „Es hat sich herausgestellt, dass dies als Grundlage so nicht zu nehmen ist“, sagte CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt gestern Abend. Auf eine aussagekräftigere Umfrage dürfen die Abgeordneten heute hoffen. Der Bayerische Rundfunk veröffentlicht seinen jährlichen „Bayerntrend“ – mit Werten für Parteien und sämtliche bayerische Spitzenpolitiker.

Ihre Stimmung wollte man sich in der Landesgruppe denn auch nicht vermiesen lassen. Von guten Gesprächen mit dem irischen Premierminister Enda Kenny war die Rede. Der war mittags in Kreuth zu Gast. Es ging um den Euro und mögliche Finanzhilfen für die kriselnden irischen Banken. Zudem will Kenny Erleichterungen für sein Land bei der Rückzahlung europäischer Kredite erreichen. Die CSU betont in der Euro-Krise aber immer wieder ihre strenge Linie gegenüber den Schuldenstaaten. Hasselfeldt reagierte zurückhaltend und verwies auf die laufenden Verhandlungen in der EU.