Neuburg
Und jährlich grüßt das Murmeltier

Neuburger Fußball-Schiedsrichtergruppe bangt wegen zu geringer Teilnehmerzahl um den Neulingslehrgang

19.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:11 Uhr

In der Kreisklasse und darunter stehen Schiedsrichter wie Rudi Kaes jetzt schon ohne Assistenten auf dem Platz. - Foto: Hofmann

Neuburg (DK) Der kommende Neulingslehrgang der Fußball-Schiedsrichter droht zu platzen. Grund: Bislang haben sich erst fünf Teilnehmer bei der Neuburger Gruppe gemeldet. Ein Lehrgang ist aber erst ab zehn Interessierten machbar. Obmann Jürgen Roth wendet sich deshalb mit deutlichen Worten und einer Frist an die Vereine.

Es erinnert an den Spielfilm "Und täglich grüßt das Murmeltier". Fast genauso, wie Schauspieler Bill Murray in jenem Streifen in einer Zeitschleife gefangen und gezwungen ist, ein- und denselben Tag wieder und wieder zu erleben, verhält es sich mit der Schiedsrichtergruppe Neuburg. Sie bittet, sie fordert die Vereine in ihrem Zuständigkeitsbereich jedes Jahr, Aktive zur Schiedsrichterausbildung zu schicken. Gebetsmühlenartig erinnert Obmann Jürgen Roth bei jeder sich bietenden Gelegenheit, dass die Gruppe auf Nachwuchs angewiesen ist, um auch in Zukunft möglichst alle Pflichtspiele zwischen B-Klasse und Bezirksliga - und auch darüber hinaus - besetzen zu können. Und das sind nicht wenige. Pro Saison stehen 3549 Ligapartien, Freundschaftsspiele und Fußballturniere an, bei denen ein Schiedsrichter auf Einhaltung der Regeln achten soll. Gestemmt wird dies von derzeit 107 Aktiven - das sind durchschnittlich mehr als 30 Partien je Referee. Berufs- oder privatbedingt kann nicht jeder die gleiche Anzahl Spiele während einer Saison leiten. Deshalb ist es für manche keine Seltenheit, drei oder mehr Partien an einem Wochenende zu pfeifen. Die Belastungsgrenze ist bei nicht wenigen erreicht.

Mit 39 zugehörenden Fußballvereinen ist der Zuständigkeitsbereich der Neuburger Gruppe zwar nicht übermäßig groß, über ausreichenden Nachwuchs sollte diese Gruppe allerdings doch verfügen. Hinzu kommt, dass elf Vereine Schiedsrichter für die Neuburger stellen, obwohl sie der Gruppe nicht angehören. Und doch reicht es scheinbar nicht.

Der SC Feldkirchen, der SV Grasheim, die Türkenelf Schrobenhausen, der SV Sinning und die JFG Neuburg schicken bislang je einen potenziellen neuen Schiedsrichter zum Lehrgang, der in drei Wochen beginnen soll. "Die bisher gemeldeten Teilnehmer zeigen uns, dass den Vereinen nicht bewusst ist, was in naher Zukunft auf sie zukommt", schreibt Obmann Roth in einem offenen Brief an die Kicker im Landkreis. Und weiter: "Einen Lehrgang darf ich gemäß Anweisung des Bayerischen Fußball-Verbandes nur durchführen, wenn die Zahl zehn erreicht oder überschritten ist." Heißt konkret: Finden sich nicht noch mindestens fünf Freiwillige, wird es in diesem Jahr gar keine neuen Schiedsrichter geben. Als Meldefrist hat Roth den 25. Februar gesetzt.

Selbst wenn sich bis dahin die gewünschte Anzahl Teilnehmer zusammenfände, wäre das Problem nicht aus der Welt. "Wir müssen immer auf die schauen, die nach einem Jahr immer noch dabei sind", sagt Harald Förg, Pressebeauftragter der Schiedsrichtergruppe Neuburg. "Wenn das drei oder vier sind, dann ist das schon viel", ergänzt er. Im vergangenen Jahr bildeten sich 25 Fußballer zu Schiedsrichtern weiter. Gerade einmal die Hälfte von ihnen sei nach zwölf Monaten noch immer aktiv, sagt Förg. Respektloser Umgang durch Spieler und Zuschauer sei nach Förgs Dafürhalten der Hauptgrund, warum so viele Schiedsrichter nach kurzer Zeit das Handtuch werfen. Das ist ein gesellschaftliches Problem, das zu lösen nicht in der Macht der Neuburger Gruppe oder der zugehörigen Fußballvereine allein liegt.

Den zu geringen Zustrom an Nachwuchs allerdings könnten zumindest die Vereine beheben, indem sie Werbung für die Schiedsrichterei betrieben. Andernfalls müssten sich die Teams auf weitgreifende Änderungen gefasst machen. "Wir werden in Zukunft bei der Einteilung berücksichtigen müssen, wie viele Schiedsrichter ein Verein stellt. Die werden mit Referees bedient, die anderen bleiben auf der Strecke, eine andere Möglichkeit gibt es nicht mehr", schreibt Obmann Roth. "Es wird immer dramatischer mit der Besetzung von Spielen, da wir auch eine Prioritätenliste des BFV berücksichtigen müssen, bei der übergeordnete Spiele von Junioren, Frauen und Mädchen Vorrang vor Herren haben."

Roth appelliert deshalb nochmals an die Vereine, verstärkt auf die Suche nach potenziellen neuen Unparteiischen zu gehen.

n Der Neulingslehrgang soll vom 4. bis 6. März im Sportheim des SV Straß stattfinden. Es gibt zwei Grundvoraussetzungen für zukünftige Schiedsrichter: Anwärter müssen mindestens 14 Jahre alt und Mitglied in einem Fußballverein sein. Weitere Informationen und das Anmeldeformular gibt es unter www.bfv.de/cms/schiedsrichter/17356.html im Internet.