Kultur
Und Houdini schweigt auf dem Sterbebett . . .

Der Komiker und Kabarettist Günter Grünwald wird an diesem Sonntag 60 Jahre alt. Dass er einmal etliche Preise bekommen würde sowie eine eigene Sendung im BR, war dem echten Schanzer nicht unbedingt in die Wiege gelegt.

25.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:00 Uhr

Der selbst ernannte "Botschafter des guten Geschmacks": Seit 30 Jahren steht Günter Grünwald als Komiker und Kabarettist auf der Bühne. Diesen Sonntag wird er 60 Jahre alt. ‹ŒDK-Arch - foto: Schaffer

Spätestens mit 60 wird's Zeit, mit den alten Geschichten aufzuräumen. Die Gerüchte aus der Welt zu schaffen, die in Ingolstadt und der Region seit Jahrzehnten kursieren. Über den Big Mac, die Bio-Orangen und den "Zauberer Houdini". "Alles vollkommener Quatsch", sagt Günter Grünwald: Niemals habe er Orangen vom Aldi in seinem Bioladen verkauft, den er Anfang 1983 in einer ehemaligen Fischhandlung an der Schäffbräustraße eröffnet hatte und der später in die Dollstraße umzog.

Genauso wenig habe er einen Big Mac an der Ladentheke gegessen. Und den "Zauberer Houdini", der am Sterbebett ums Verrecken keinen Trick verrät? "Den habe ich immer gern gespielt", sagt Grünwald. Aber dass er beim Altstadtjahrmarkt den Sketch über den berühmten Magier mit einigen Maß Bier und dazwischen ein paar Jägermeister aufgeführt haben soll, gehört laut Grünwald ebenso ins Reich der Fabel. "Es waren immer nur 0,1-Liter-Gläser."

Doch bekanntlich hält sich nichts hartnäckiger als Gerüchte, und so werden diese Anekdoten vermutlich noch in 20 Jahren erzählt werden - von Leuten, die angeblich dabei gewesen sind. Das kann Günter Grünwald mittlerweile eigentlich wurscht sein. Denn er hat eine Karriere hingelegt, die ihm wohl keiner zugetraut hätte. Vielleicht ist das ja auch der Grund, dass der Schanzer - und das ist jetzt kein Witz und kein Gerücht - zum allerersten Mal Geburtstag feiert. "Keine Riesenfeier, keine Szenen aus dem Leben, keine Spiele", verrät er: "Nur ein Essen mit der Familie und ein paar Freunden." Der Grund ist banal: "Geburtstagsfeiern hatten bei uns in der Familie keine Tradition". Insofern sei er schon ein bisschen "positiv aufgeregt", wenn er jetzt erstmals feiert.

Humor besaß Grünwald jedoch schon immer. Dass er seit Anfang des Jahres 1989 von Komik und Kabarett leben kann (und nach eigenem Bekunden nicht mal schlecht), war ihm freilich nicht in die Wiege gelegt. Geboren am 27. November in der Lieblklinik, wuchs er in dem Haus Theresienstraße 28 auf. "Die Schulzeit war das nackte Grauen", erinnert er sich. Der anfangs gute Schüler sollte sogar aufs Gymnasium und wollte nur wissen, wie lang das dauert: Er entschied sich für die Hauptschule. Eine Lehre als Automechaniker bei Mori Schöberl brach er ab ("Das war nichts") und besuchte dann wieder die Handelsschule, wie es damals hieß. "Das war schon ein bisschen Geisterbahn", blickt er zurück.

"Dann habe ich Verschiedenes probiert." Das waren Jobs im Keller des Kaufhauses EMA, beim Roten Kreuz, als Ausfahrer von Coca-Cola, als Haustürvertreter von Feuerlöschern und als Tanzmusiker. "Aber Gott sei Dank habe ich keine Band gefunden." Rund drei Jahre dauerte die Episode mit dem Bioladen, gefolgt vom Schallplattengeschäft an der Sauerstraße, an das sich noch viele erinnern können.


86/87 fing der Zappa-Fan und Gitarrensammler dann mit Kabarett an. Grünwalds allererster Auftritt war 1987 im Diagonal: ein reines Nummernkabarett mit heute noch bekannten Figuren wie Bonzo, Hausmeister Bamberger oder Karlo Nemtschitsch: "Proleten halt." Musik hat er bis Mitte der 80er gemacht: United Cervelat und zuvor die Mad Dillon Band. Ab und zu spielt er noch Gitarre in der Band seiner ersten Sendung. In Ingolstadt würde er gern mal als Musiker auftreten.

Wie nicht wenige Kabarettisten ist der "Wick", wie er auch genannt wird, privat ein "ganz normaler Mensch". Kochen, Familienleben oder mit dem Sohn Hausaufgaben erledigen, füllen die Tage aus, an denen er zu Hause ist. Die meiste Zeit ist er unterwegs und macht Kabarett: "Solange ich mein Publikum noch sehen will." Am 8. März 2017 sieht er es im Ingolstädter Festsaal.