Thalmässing
Und Freddy Quinn singt immer mit

Seemannschor bereitet Senioren mit Konzert eine Weihnachtsfreude

20.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:53 Uhr

Der Auftritt des Seemannschors ist einer der Höhepunkte in der Adventszeit für die Bewohner des Seniorenhauses Jura. - Foto: Karch

Thalmässing (HK) Es ist nur ein kleines Konzert, aber es ist für die Bewohner des Seniorenhauses Jura immer einer der Höhepunkte der Adventszeit: der Auftritt des Seemannschors. Die Sänger nehmen ihre Zuhörer mit auf eine weite Reise und kehren dann in den Hafen zurück, um dort Weihnachten zu feiern.

Der Seemannschor tritt am Montagabend fast in vollständiger Besetzung auf, nur "Käptn" Lothar Heymanns fehlt wegen Krankheit. "Es ist jetzt schon Tradition, dass wir einige Tage vor Weihnachten hier singen", sagt Ernst Schuster. "Und wir machen das gerne", versichert er. Und das hört und spürt man auch. Katharina Butz, die Sozialpädagogin des Seniorenhauses, spricht deshalb allen Zuhörern, den Bewohnern, ihren Angehörigen und den Mitarbeitern, aus der Seele, als sie sagt: "Wir freuen uns jedes Jahr, wenn ihr kommt."

Wolken, Wind und das weite Meer rufen den Seemann hinaus aufs Meer. Wolken, Wind und das weite Meer bringen ihn wieder nach Haus, singt der Chor zum Aufwärmen. Ein Ziel gibt es, das jeder Seemann während seiner Reisen einmal ansteuern möchte: Hawaii. Und von dort kommt ein Liebeslied, das die Herrscherin der Insel 1877 geschrieben hat. Ganz still wird es, als Solosänger Georg Schüller ein anrührendes "Aloha oe" anstimmt. "Ihr Blick sprach mehr als jedes Wort, bleib doch hier, geh nicht fort", klingt es sehnsüchtig durch das Haus. Tränen will der Seemann beim Auseinandergehn nicht sehen. "Denk daran, wie schnell die Zeit vergeht, niemand weiß, was in den Sternen steht."

Auch wenn die Braut des Matrosen immer die See ist, glauben doch immer wieder die Mädchen und Frauen, dass ein Seemann ihr Glück sein könnte. "Die denken, dass alle Seemänner so stramme Jungs sind wie wir", behauptet Ernst Schuster mit einem Augenzwinkern. Und deshalb bitten die Mädchen "Capitano, nimm mich mit auf große Fahrt".

Doch auch die Seeleute sind vor Notfällen nicht sicher. Zwei sind für sie besonders schlimm: keine Handbreit Wasser mehr unterm Kiel und eine trockene Kehle. Letzteres brauchen die Seemänner im Seniorenhaus nicht fürchten. Denn auch das gehört schon zur Tradition: eine Runde Schnaps. Manfred Butz, der sie bringt, wird mit einem Kutterläufer belohnt.

Den zweiten Teil des Konzerts läutet Chorleiter Reinhold Grimm mit einem Weihnachtsgedicht ein. Zu diesem Fest gehören eigentlich immer Plätzchen und Schnee. Doch auch heuer ist das Warten auf eine weiße Weihnacht wieder vergeblich. "Ich vermisse die weißen Fluren", heißt es deshalb wehmütig in dem Gedicht. Und Reinhold Grimm weiß: Auf den Schneemann im Garten müssen wir wohl noch warten.

An Weihnachten liegen viele Schiffe im Hafen, doch nicht alle Matrosen können nach Hause. "Auf Weihnachtshafenwache" müssen sie bleiben. "Lang war die letzte Reise, nun ist sie vorbei. Still liegen die Schiffe, von nah und von weit, denn auch im Hafen ist Weihnachtszeit. Vom Land klingt herüber ein Weihnachtslied, und die Wache an Bord singt es leise mit."

Langsam naht das Ende des Konzerts mit dem Lied "Leise kommt die Nacht". Auch schon Tradition ist es, am Schluss gemeinsam "Oh du fröhliche" zu singen, dessen Melodie auf ein sizilianisches Seemannslied zurückgeht. Doch so schnell dürfen die Sänger nicht gehen, eine Zugabe muss noch sein. Das ist einer der Titel, die weltweit am meisten gesungen werden, und der einer der größten Erfolge von Freddy Quinn war. "Wir haben unseren Freddy Quinn dabei", sagt Ernst Schuster mit einem Schmunzeln und deutet auf Georg Schüller. Der stimmt das Lied "La Paloma" an und bittet: "Sei nicht traurig, tut auch der Abschied weh. Einmal muss es vorbei sein."

Stilgerecht verschieden sich die Seemänner mit den Zeilen: "Wir nehmen Abschied und rufen ahoi, der Anker gelichtet, ein letztes Good bye." Aber sie haben auch ein Versprechen dabei: "Ihr habt unser Wort, wir kommen wieder hierher."

Das Singen im Seniorenhaus wird auch im nächsten Jahr wieder im vollen Terminkalender des Seemannschors stehen. Der blickt bei seinem anschließenden Jahresabschluss zufrieden auf das Jahr 2016 zurück. Stellvertretender Vorsitzender Uli Grimm erinnert in Vertretung von Lothar Heymanns an 23 Auftritte und 20 Proben und natürlich an "Feste vom Feinsten". Schließlich hat der Chor nicht nur beim 60. Geburtstag des Landrats gesungen, sondern auch bei runden Geburtstagen der Mitglieder.

Fester Bestandteil im Programm sind auch die Fischmärkte in Fürth und Heilbronn. Bei den Fischtagen in Nürnberg ist der Chor gleich zweimal dabei. Einen großen Auftritt hatte er auch beim Benefizkonzert des Fördervereins Klinik Roth. Auch das Shantytreffen in Travemünde werden die Sänger nicht so schnell vergessen. Grimm gibt auch ein Lob weiter, das er von einer Zuhörerin nach dem Auftritt in Nürnberg bekommen hat. "Ihr seid als Chor ganz schön stark geworden." Das sei Chorleiter Reinhold Grimm und dessen Stellvertreter Peter Dumser zu verdanken. "Haltet uns noch ein paar Jahre auf diesem Level", bittet Uli Grimm.

Viel Lob gibt es auch für die Musiker des Vereins und die vielen aktiven und rührigen Mitglieder. Und auch Vereinswirtin Maria Grimm wird nicht vergessen, für sie gibt es einen Blumenstrauß. Reinhold Grimm freut sich zum Abschluss, dass bei den Auftritten der Chor fast immer vollzählig ist. "Alle ziehen an einem Strang." Und er gibt gleich den Startschuss für das Jahr 2017: Am 16. Januar ist die erste Probe im neuen Jahr.