Ingolstadt (sic) Der Aufruf des DK an kundige Leser war zweifellos etwas ungewöhnlich, aber von Erfolg gekrönt. Aus Anlass der Anti-Terror-Einsätze deutscher Aufklärungsjets vom Typ Tornado widmete sich unsere tägliche Rubrik „Stadtgeflüster“ am vergangenen Freitag dem ersten Flug eines Tornados vor 41 Jahren in Manching.
In Fachpublikationen (darunter auch der Wikipedia-Artikel über den Tornado) findet sich der 14. August 1974. Da hob das von den Nato-Partnern Italien, England und Deutschland entwickelte Mehrzweckkampfflugzeug zum ersten Mal ab. Bei den Recherchen für die Sonderbeilage „70 Jahre DONAUKURIER“ tauchte dann der DK-Artikel über den Flugtag bei MBB in Manching am 21. Juli 1974 mit 90 000 Besuchern auf. In dem Bericht ist vom „Kunstflug eines Tornado“ die Rede, dreieinhalb Wochen vor dem offiziellen ersten Testflug. Deshalb wandte sich das „Stadtgeflüster“ mit der Frage an die Leser: Wer hat Recht, Wikipedia oder der DK?
Mehrere Kenner der Materie haben angerufen oder gemailt und übereinstimmend dasselbe erklärt: Beide liegen richtig. Der Reporter des DK berichtete 1974 korrekt. Der Testpilot Hermann Liese hat tatsächlich in einem „Tornado“ Kunststücke vorgeflogen, er war jedoch kein Jet, sondern ein einsitziges Sportflugzeug vom Typ Mylius My 102 Tornado; also ein anderer Tornado. Der von MBB in Manching mitentwickelte Kampfjet hieß damals noch gar nicht Tornado, sondern trug die Bezeichnung MRCA.
Der Ingolstädter Michael Fischer ist ein Luftfahrtexperte. Er schreibt: „Der Erstflug des MRCA (Multi Role Combat Aircraft) fand am 14. August 1974 in Manching statt.“ Im Flight Report, der im Buch „Der Tornado“ abgebildet sei, finden sich Fischer zufolge alle Basisinformationen. Datum des Fluges Nummer 1: 14. August 1974. Die Piloten waren Paul Millett und Nils Meister (MBB). Start: 17.21 Uhr. Flugzeit: 33 Minuten.
Fischer kann auch erzählen, wann der Tornado zum Tornado wurde: „Der Name Tornado wurde bei dem offiziellen Erstflug des MRCA am 21. September 1974 vor zahlreichen Ehrengästen in Manching vorgeschlagen und hat sich auch durchgesetzt.“
Damals dachte sicher keiner daran, dass der Tornado auch 41 Jahre später noch im Einsatz sein würde. Die Grundstruktur ist bis heute dieselbe, aber die Bordcomputer wurden ständig verbessert. Deshalb genießt der Tornado nach wie vor das Vertrauen der Piloten und der Luftwaffenführung. Auf einer Feier bei Airbus in Manching aus Anlass des 40. Jahrestags des Erstflugs würdigten viele Gäste (unter ihnen auch der Premierenpilot Nils Meister) den Tornado als „Rückgrat der europäischen Luftabwehr“ und prophezeiten ihm noch sehr viele Flüge.
