Und ein Schmetterling tanzt dazu

17.11.2008 | Stand 03.12.2020, 5:25 Uhr

Verträumte Zuhörer inklusive: Jim Mullen (ganz links) und Helmut Nieberle (2.v.r.) bejazzten mit ihren "old friends" die Rohrbacher KulturWerkhalle und sorgten im fast vollen Haus für ein echtes Ausrufezeichen. Mit dabei Sänger Charlie Leimer. - Fotos: Ermert

Rohrbach (pat) Eine kleine Wundertüte sorgte am Wochenende für ein volles Haus in Rohrbach. Erst zu fünft, dann zu siebt wurde die Combo rund um die beiden Jazzgitarristen Jim Mullen und Helmut Nieberle angekündigt. Letztlich war es ein Sextett, das seinem Publikum vorrangig feine Eigenkompositionen vorsetzte.

"Ist doch egal, wie viele es sind. Hauptsache, die Musik stimmt", traf der Incontri-Vorsitzende Hans Dollinger den Nagel bei der Einführung auf den Kopf. Damit hatte er nicht zu viel versprochen.

Zwei absolute Könner an der Sechssaitigen, dazu vier "Begleitmusiker", die diesen Namen an sich nicht verdienen. Denn ganz gleich ob Saxofonist Bob Rückerl, Sänger Charlie Leimer, Bassist Wolfgang Krienen oder Drummer Michael Gottwald – jeder für sich wäre das Kommen alleine wert gewesen. Besser kommen sie allerdings als Band.

Als "old friends", alte Freunde, kündigte sie Jim Mullen an, der sich die kurzen Ansagen in seinem prägnanten Englisch auch mitten in der Hallertau nicht nehmen ließ. Ein wenig Rock, ein bisschen Blues, vor allem Jazz servierte das fidele Sextett seinen Gästen. Sehr ruhig und warm, für die Jazzszene ausgesprochen melodiös saßen ihre Stücke ganz einfach.

Es passte wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge, dass sich ein Schmetterling in die Kultur-Werkhalle verirrt hatte. So leicht und locker dieser seine Runden drehte, so gelöst verflog die Zeit bei diesem kurzweiligen Konzert. Ein echter "Butterfly-Effect" in der Kulturwerkhalle. Geschlossene Augen und verträumte Zuhörer inklusive.

In aller Ruhe begannen die "alten Herren" also. Vielleicht wollten sie ihr Publikum auch nur in Sicherheit wiegen. Denn nach zwei melancholischen Kompositionen legten sie schon bei "Bob’s Jobs" mächtig los. Ein knackiger Grundbeat, starke Sololäufe und überraschende Elemente ließen da schon durchklingen, dass es die Truppe auch anders kann.

Zunächst zeigte Helmut Nieberle bei den brasilianischen Klängen von "Luisa" zwar noch mit der Minimalbesetzung Bass und Schlagzeug, die gefühlvoll eine Gitarre klingen kann. Doch danach kam auch schon Sänger Charlie Leimer auf die Bühne und es wurde gejazzt, was das Zeug hielt. In wechselnden Besetzungen ging es in dieser Form weiter.

Eine kurze Pause, danach das volle Repertoire, etliche Zugaben, herrliche Soloparts und letztlich ein Sextett, das nicht ohne Stars antrat, aber ohne Stars auskam. Keine Extrawürste für die Protagonisten, sondern eine kompakte Bandleistung zeugten davon, dass die "old friends" wirklich wissen, worauf es bei guter Musik ankommt: dass alles zusammenpasst – und das hat es an diesem Abend in jedem Fall.