Neuburg
Unbestechliche Mittler

19.01.2010 | Stand 03.12.2020, 4:19 Uhr

Verdiente Feldgeschworene aus dem Landkreis ehrten Landrat Roland Weigert (3. v. l.) und Ferdinand Holzmann, Vermessungsdirektor im Landratsamt (5. v. l.). 25 Jahre ehrenamtlich tätig sind Siegfried Schäfer, Julius Gottschall, Josef Müller, Johann Redl und Josef Zach. Seit 40 Jahren Siebener ist Johann Schütz (4. v. l.). - Foto: Schanz

Neuburg (szs) Wenn sich zwei Bauern um Land oder zwei Jäger um Reviergrenzen streiten, dann sind Feldgeschworene gefragt. Diese so genannten Siebener üben eines der ältesten noch erhaltenen Ehrenämter der kommunalen Selbstverwaltung aus. Jetzt ehrte Landrat Roland Weigert elf von ihnen.

"In der heutigen Zeit wissen viele Menschen mit der Bezeichnung Feldgeschworener nicht mehr viel anzufangen", sagte Landrat Roland Weigert in seiner Dankesrede. Um so mehr freue er sich, die elf Siebener zu ehren, um die Wichtigkeit ihrer Arbeit hervorzuheben.

Versteckte Markierungen

Das zentimetergenaue Setzen der Grenzsteine ist seit über 500 Jahren die Aufgabe der Feldgeschworenen. Weil dafür in früheren Zeiten pro Gemeinde traditionell sieben Männer ausgewählt wurden, nannte man sie Siebener. Auf das so genannte Siebenergeheimnis, das Wissen um versteckte Markierungen der Grenzstellen, die nur sie kannten, wurden sie vereidigt – daher der Name Geschworene.

Johann Schütz aus Karlshuld übt das Amt bereits seit über 40 Jahren aus: "Damals hat man einen besonderen Gegenstand direkt am Stein vergraben, zum Beispiel eine kleine Münze", erzählte er. Nach was er suchen musste, wusste nur der Siebener – und gab das Wissen nur an seinen Nachfolger weiter. Wenn ein Bauer den Grenzstein unerlaubt verschieben wollte, scheiterte er an der versteckten Markierung.

Heute gebe es dafür spezielle Tonrohre, die an geheimen Stellen in der Erde versenkt würden und nur von Geräten der Vermessungsämter geortet werden könnten. "Da wissen nicht einmal mehr wir, wo die liegen", erklärte der verdiente Ehrenamtliche. Seine Urkunde hat er noch – ausgestellt am 20. August 1963, vom damaligen Landrat Hanns Wolf. Der Bürgermeister habe ihn damals vorgeschlagen, erinnerte er sich – Feldgeschworener konnte nicht jeder werden.

"Er musste im Ort geboren und ein ruhiger gelassener Mann in gesetztem Alter sein", las Landrat Weigert aus der Satzung vor. Außerdem dürfe er "nicht rachsüchtig oder unverschämt und kein Säufer oder Spieler sein". Gut rechnen und schreiben sollte er laut Satzung auch können.

Sensible Angelegenheiten

Vertrauenswürdige Personen mussten und müssen es also sein, die Siebener, denn sie haben "oft in ganz sensiblen Angelegenheiten zu entscheiden", so der Landrat. "Trotz der ganzen Technik sind die Feldgeschworenen nicht aus der Arbeit der Vermessungsämter wegzudenken", bedankte sich auch Ferdinand Holzmann, Vermessungsdirektor im Landratsamt, bei den elf Männern.

Siebener nehmen oft eine Mittlerrolle in Grundstücksfragen ein. An größere Streitigkeiten konnte sich bei der feierlichen Ehrung keiner der verdienten Ehrenämtler erinnern. "Die Leute bei uns sind anständig", erzählte Siegfried Schäfer. Das größte Problem seien die Tiefpflugmaschinen in der Landwirtschaft: "Da werden versehentlich ganze Grenzsteine umgepflügt", erklärte er. Deswegen würden die Tonmarkierungen – pflugsicher – besonders tief in der Erde vergraben. Mit einem Buch über traditionelle Bräuche in der Region und einer Urkunde vom bayerischen Finanzminister Georg Fahrenschon ehrte Landrat Weigert die elf Männer für ihre langjährige ehrenamtliche Tätigkeit im Landkreis.

Seit 25 Jahren Feldgeschworene sind: Siegfried Schäfer und Julius Gottschall aus Karlshuld, Johann Redl aus Schrobenhausen, Rudolf Braun, Josef Zach und Ulrich Ottilinger aus Burgheim, Josef Müller, Josef Waldsperger, Franz Ruf und Josef Huber aus Rennertshofen.