Regensburg
Umstrittener Bau

Regensburg bekommt eine Ditib-Moschee samt Minarett Nicht alle sind davon begeistert

15.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:41 Uhr

Eine Computergrafik eines Architekturbüros zeigt, wie die Moschee einmal aussehen soll. Der dreistöckiger Bau entsteht auf einem 2300 Quadratmeter großen Grundstück. - Foto: Ditib

Regensburg (DK) Der geplante Neubau einer Moschee in Regensburg sorgt für Unruhe. Noch im März will der türkisch-deutsche Religionsverein Ditib mit dem Bau beginnen. Dagegen regt sich Widerstand bei Bürgern, CSU und AfD. SPD-Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer dagegen glaubt "ein würdiges Gotteshaus für Muslime" werde zur Integration beitragen.

Im Mai kommenden Jahres soll der 2,5 Millionen Euro teure Bau in einem Regensburger Gewerbegebiet fertig sein. Dieses ehrgeizige Ziel gab Aykan Inan, Sprecher des Moscheevereins bei einer Diskussionsveranstaltung des Evangelischen Bildungswerkes in Regensburg am Mittwochabend aus. Der Stadtrat hatte Ditib Ende Januar die Baugenehmigung erteilt.

Die neue Moschee ist die erste im Regensburger Stadtgebiet, die mit einem 21 Meter hohen Minarett gebaut wird. Ein Minarett, das laut Inan lediglich Symbolcharakter hat - ähnlich einem Kirchturm. "Für uns Muslime sieht das gar nicht aus wie ein richtiges Minarett", sagt er. Bislang hatten die mehr als 250 Mitglieder der Gemeinde ihre Gebetsräume in einem Haus im Zentrum der Stadt. Mit der Zeit waren die Räume zu klein geworden. Sie wurden an die katholische Kirche verkauft.

In der Vergangenheit hatte sich vermehrt Widerstand gegen den Bau geregt. Unbekannte hatten aus Protest auf dem Baugelände der Moschee Kreuze für die Opfer islamistischer Terroranschläge errichtet. Die Aktion schaffte es über die Sozialen Medien in die Schlagzeilen.

Laut Medienberichten lehnen auch CSU und die rechtsnationale AfD den Moscheebau ab. CSU-Stadträtin Bernadette Dechant widersprach. Sie kritisiere nur, dass sich im Stadt-Osten alle Moscheen konzentrieren. "Ich bin keinesfalls gegen diese Moschee", sagte sie. Aber lieber würde sie "dort Wohnungen bauen und Menschen ansiedeln, die das Gleichgewicht wieder herstellten". Dechant schlug vor, bei der Vielzahl der Moscheenvereine ein großes Gotteshaus für alle Muslime zu bauen.

Bürgermeisterin Maltz-Schwarzfischer zeigte dafür wenig Verständnis und nannte den Vorschlag "geradezu übergriffig". "Niemand sagt den Regensburger Christen: Wir haben da den großen Dom, geht doch mal alle dort hin", konterte sie. Auch die Diskussion darüber, ob es diese Moschee geben wird oder nicht, bezeichnete sie als überflüssig. "Das regelt Artikel IV des Grundgesetzes eindeutig." Er sagt allen Religionsgemeinschaften eine würdige und angemessene Ausübung ihres Glaubens zu. Dazu gehörten auch würdige Gebetsräume.

Die Entscheidung über die Baugenehmigung sei nicht plötzlich vom Himmel gefallen, so Maltz-Schwarzfischer, sondern ein transparenter Prozess zwischen Stadtrat und Ditib. Über die Parteigrenzen hinweg erlebe man die Regensburger Ditib-Gemeinde als offen und transparent. Sie engagiere sich für die Stadt, lade jeden ein.

Ditib-Sprecher Inan sagte auf Nachfrage unserer Zeitung, dass jede Gemeinde ihre eigene Satzung habe. "Unsere Predigten kann man auf Deutsch im Internet nachlesen." Nur die religiöse Lehre und die Gehälter der Imame kämen vom türkischen Staat. Der Frage, ob in der Regensburger Gemeinde möglicherweise für den Sieg der türkischen Armee über die Kurdenmilizen in Afrin gebetet würde, wich er aus. Man bete für Frieden in Deutschland und in der Türkei. Dafür, dass es keine Terroranschläge gebe oder Türken sterben würden. Zu Videos von türkischen Bombenangriffen auf Afrin, die bundesweit auf einigen Ditib-Facebook-Seiten aufgetaucht waren, sagte er: "Diese Imame sind auch nur Menschen." Man ermahne sie, die Filme zu löschen. Man könne aber nicht alle 900 Gemeinden ermahnen. "Das ist nicht offizielle Ditib-Linie", sagte Inan. "Wir machen keine Politik."