Heuberg
Umstrittene Neuansetzung

Ein außergewöhnlicher Fall: A-Klassen-Partie zwischen Heuberg und Eysölden wird wohl wiederholt

20.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:47 Uhr

Heuberg/Eysölden (HK) Kuriosum in der Fußball-A-Klasse Neumarkt/Jura Ost: Die bereits gespielte Partie zwischen dem SV Heuberg und dem TSV Eysölden wird wohl wiederholt - wegen eines nicht gepfiffenen Handelfmeters für Heuberg zwei Minuten vor dem Abpfiff beim Stand von 4:3 für Eysölden.

Den Fußballern des SV Heuberg steht das Wasser bis zum Hals: Der Mannschaft von Trainer Markus Würth droht der Abstieg in die B-Klasse. Der Rückstand auf den Abstiegsrelegationsplatz beträgt bereits sechs Punkte. Hoffnung macht den Heubergern nun ein kurioses Urteil des Sportgerichts. Dieses hat dem Protest des Vereins wegen eines nicht gegebenen Handelfmeters im Spiel gegen den TSV Eysölden stattgegeben. Zwei Minuten vor dem Abpfiff kam es dabei zu einer strittigen Szene, die jetzt wohl zur Neuauflage führt.

In diesem Spiel vom 10. April fing Eysöldens Torwart einen Ball ab und wurde dabei von einem Heuberger Angreifer touchiert. Der Schlussmann blieb - den Ball unter sich vergraben - liegen. "Der Schiedsrichter hat ihn aufgefordert schneller weiterzuspielen", schildert Würth. Eysöldens Spielertrainer Tobias Satzinger ging es offenbar selbst nicht schnell genug. Er nahm den Ball in die Hand, legte ihn sich zurecht und führte den vermeintlichen Freistoß aus. "Der Schiedsrichter hat für mich gepfiffen, keiner wusste allerdings, ob es Freistoß oder Abstoß gibt", sagt Satzinger. Von Heuberger Seite habe es keine Proteste gegeben. "Erst nach dem Spiel ist ein Heuberger zu uns gekommen und hat gesagt, dass es Elfmeter hätte geben müssen, weil der Schiedsrichter die Partie gar nicht unterbrochen habe und es somit Handspiel im Strafraum war." Wie Würth berichtet, sei der Schiedsrichter, der sich auf dem Platz selbst unsicher war, ob er gepfiffen hat oder nicht, nach der Partie zu den Heubergern gegangen und habe seinen Fehler eingestanden. "Daraufhin haben wir beim Sportgericht Einspruch eingelegt." Dass dieser schließlich Erfolg hat und tatsächlich ein Wiederholungsspiel angesetzt wird, "darüber waren wir selbst überrascht."

Günter Visotschnig, Vorsitzender des Sportgerichts im Fußballkreis Neumarkt/Jura, wollte sich zu der genauen Entscheidungsfindung nicht ausführlich äußern, sagte aber so viel: "Zwei Hauptgründe waren der Spielstand und der Zeitpunkt. Hätte es bereits 5:0 für Eysölden gestanden oder wäre diese Szene in der 20. Minute passiert, wäre es sicher zu keiner Neuansetzung gekommen." Für die Verantwortlichen des TSV Eysölden rechtfertigt das keine Neuansetzung: "Wir sind davon ausgegangen, dass es sich um eine Tatsachenentscheidung des Schiedsrichters gehandelt hat", sagt Eysöldens Spielleiter Daniel Planer, der das Urteil des Sportgerichts als "lächerlich" bezeichnet. "Wir haben nie damit gerechnet, dass es tatsächlich dazu kommen würde." Selbst bei Stefan Kießlings Phantomtor aus der vergangenen Saison in der Bundesliga habe es kein Wiederholungsspiel gegeben. Der Leverkusener Angreifer hatte den Ball gegen Hoffenheim ans Außennetz geköpft und der Schiedsrichter auf Tor entschieden.

Kreisvorsitzender Thomas Jäger erklärt, dass es sich bei Kießlings Tor um eine Tatsachenentscheidung des Schiedsrichters gehandelt habe. "Der Schiedsrichter hat es eben so gesehen." In der Causa zwischen Heuberg und Eysölden habe es sich aber um einen Regelverstoß des Schiedsrichters gehandelt, den dieser danach zugegeben habe. "Hierin liegt der entscheidende Unterschied." Zudem bestätigte auch Jäger, dass der Spielstand von 4:3 und der späte Zeitpunkt eine Rolle gespielt haben. "Der Elfmeter wäre wahrscheinlich das 4:4 gewesen, dann wären immer noch zwei Minuten zu spielen gewesen." Doch rechtfertigt das die Entscheidung für einen Neuansetzung der Partie? Aus Sicht der Eysöldener jedenfalls nicht. Deren Spielertrainer Tobias Satzinger bezeichnet das Prozedere als "Kindergarten." Er könne den Grund, warum das Spiel wiederholt wird, nicht nachvollziehen. "Die Heuberger wollen auf keinen Fall absteigen und mit aller Macht in der Klasse bleiben. Dass sie in diesem Spiel gegen uns punkten werden, können sie vergessen. Wir sind jetzt extra motiviert und werden uns erst recht reinhängen." Nach dem Sieg der zweiten Gredinger Mannschaft am Donnerstag gegen Heideck beträgt für die Heuberger der Rückstand auf den Relegationsplatz bereits sechs Punkte.

Pikante Fußnote am Rande: Laut Visotschnig hätte der TSV Eysölden die Möglichkeit gehabt, Einspruch einzulegen, diese aber nicht genutzt. "Dann wäre es auf Bezirksebene verhandelt worden." Das wiederum kann Eysöldens Spielleiter Planer so nicht stehen lassen: "Ich habe am Dienstag Einspruch eingelegt und begründet und argumentiert, dass es sich aus unserer Sicht um eine Tatsachenentscheidung des Schiedsrichters gehandelt habe." Auch Kreisvorsitzender Jäger bestätigte, dass bis Freitagmittag keine Stellungnahme des TSV Eysölden im Postfach eingegangen sei. Das Spiel ist im Spielplan bereits für den 1. Juni angesetzt. Ob es jedoch tatsächlich stattfindet, ist noch nicht definitiv geklärt.