Wolnzach
Umgesattelt

Voltigierverein verlässt Wolnzach und zieht nach Gerolsbach – "Ein großer Verlust"

06.06.2012 | Stand 03.12.2020, 1:25 Uhr

 

Wolnzach (WZ) Mitten in der Turniersaison hat der Voltigierverein Pfaffenhofen die Satteltaschen gepackt und die Reitanlage Edenthal in Wolnzach verlassen, weil der Pachtvertrag gekündigt wurde. Eine neue Heimat haben die Pferdesportler nun in Gerolsbach gefunden.

Ein gewisses Bedauern schwingt bei Verpächterin Theresia Tafelmaier mit, als sie erzählt, wie es zu der Kündigung kam. Sie schickt gleich vorweg, dass es ihr um die Kinder leidtut, die hier eine schöne Möglichkeit zur sportlichen Beschäftigung verlieren. Gerade weil der Verein sich eines wachsenden Zuspruchs erfreute, sei die Kapazität der Reitanlage letztlich aber „bei Weitem erschöpft“ gewesen.

Der Versuch, diese der Resonanz anzupassen und zu vergrößern, sei trotz mehrfacher Anläufe an verschiedenen behördlichen Vorgaben seitens des Marktes gescheitert, erklärt Hans Tafelmaier. Und so habe man sich zu dem Schritt entschlossen, den Vertrag nicht weiter zu führen, erklärt seine Frau und ergänzt: „Wir haben die Gruppe an den neuen Verpächter empfohlen, um ihr den Neustart zu erleichtern.“

Man habe alles daran gesetzt, auf der Reitanlage Edenthal bleiben zu dürfen, „aber wir hatten keine Chance“, bedauert Karin Baumgärtel. „Wir haben uns hier gut gefühlt“, beteuert die zweite Vorsitzende des Voltigiervereins, der „schwer getroffen“ sei – denn für diejenigen der etwa 100 Mitglieder, die aus dem Raum Geisenfeld und Wolnzach kommen, ist die Fahrstrecke zum neuen Stall „schwer zu bewältigen“.

Schwerer Abschied

Als einen „großen Verlust für Wolnzach“ wertet zum Beispiel Cornelia Rath aus der Marktgemeinde den Wegzug. Ihre Tochter Julia trainierte in der ersten Turniergruppe der Junioren und erhielt hier „eine gute Ausbildung“. Aber ab September ist damit Schluss. Drei Mal pro Woche eine Stunde im Auto, „die Fahrerei ist einfach zu viel“, erklärt die Mutter. Die Tochter käme dann nach dem abendlichen Training erst spät nach Hause, was mit dem ab Herbst anstehenden Besuch einer weiterführenden Schule einfach „nicht vereinbar wäre“.

Ebenso traurig wie Julia Rath ist darüber die Wolnzacherin Gina Peter, die mit ihr in der gleichen Gruppe trainierte. Auch sie muss wegen der zu großen Entfernung mit dem Voltigieren aufhören. Ihre Mutter, Elfi Peter, versucht für die nächste Saison einem Ersatz zu finden. Und für Ausbilderin Karin Baumgärtel ist der Verlust vielversprechender Nachwuchstalente natürlich besonders schmerzlich. Auch der Reitlehrerin Ulli Kaiser-Laub ist der Weg nach Gerolsbach zu weit. Die erfahrene Ausbilderin, die das vhs-Frauenreitprogramm „Ride now“ entwickelte, wird die Aktivitäten der Truppe vermissen, die vom Zeltlager „Volti-Camp“ über Ferienfreizeiten oder Ponyführen bis zum ausgelassenen Spiel reichten. „Das war für Kinder eine tolle Sache“, meint sie und schmunzelt bei der Erinnerung an „Star-Wars-Gefechte“ auf dem Heuboden. Nicht zu vergessen die Hippopädagogik mit Kerstin Schneider.

Kaiser-Laub hat, wie viele andere Mitglieder, tatkräftig beim Umzug mitgeholfen. Mit einer gewissen Wehmut – „ich war in renommierten Vereinen in Köln und Saarbrücken aktiv und habe einen Vergleich“, erzählt sie, warum sie den Voltigierverein Pfaffenhofen zu schätzen weiß.

Richtig froh ist indes Franz Xaver Maurer. Der nämlich hat die Truppe mit ihren 20 Pferden bei sich aufgenommen. Es sei quasi eine „Heimkehr“, hatte der Verein doch bereits vor Jahren auf seinem Hof in Gerolsbach die Pferde untergestellt. Leider habe er damals an einen Friesenzüchter verpachtet, der sich nicht an die vertragliche Vorgabe gehalten hatte, weiterhin Raum für die Voltigierer bereitzustellen. Weshalb diese sich notgedrungen einen neuen Standort suchen mussten.

Sie seien „ein super Verein, der was bewegt, lauter anständige Leute, die sich an die Spielregeln halten“, ist Maurer überzeugt, es werde keine Probleme mit den privaten Einstellern geben. Überdies sei „ein sehr guter Ausbildungsstand“ ebenso sicher wie „ein gutes Betriebsklima“.

Seit 2009 im Edenthal

In Wolnzach haben die Voltigierer damit nur eine Zwischenstation in ihrer Vereinsgeschichte eingelegt. Diese ist übrigens mit einem Namen besonders verbunden: Dr. Silke Bartel. Die heutige Tierärztin hatte 1987 als Jugendwartin des RC Schrobenhausen im Reitclub eine Voltigierabteilung aufgebaut, die immer mehr Zuspruch bekam und 1997 zum eigenständigen Verein wurde. Über Stationen in Gerolsbach und Pfaffenhofen landete man 2009 in Wolnzach.

Was mit fünf Pferden begann, steigerte sich bald auf bis zu 17 sportliche Vierbeiner. 2006 waren erstmals vier Gruppen auf Turnieren vertreten, 2007 starteten Vereinsvoltigierer auf der Deutschen Meisterschaft der Senioren. Die Junioren sind sogar international zugange und errangen Platz 4 bei den Deutschen Meisterschaften. Zur Saison 2009 kam einer der weltweit besten Voltigierer zum Verein: Gero Meyer aus Hildesheim, der 2010 auf Grand Gaudino mit dem 4. Rang bei den Weltreiterspielen in den USA belohnt wurde. Ein vielversprechendes Talent ist Stefanie Kreutmair, die bei den Deutschen Meisterschaften 2011 Platz 12 belegte.

Heuer werden zwei Einzelvoltigierer sowie Aktive in sieben Gruppenkonstellationen auf neun Pferden in ganz Europa den Voltigier-Turniersport bereichern.