Allersberg
Umfangreicher Fragenkatalog

Allersberger Arbeitskreis will ansiedlungswillige Unternehmen unter die Lupe nehmen - 100 Interessenten für West I und II

18.01.2021 | Stand 23.09.2023, 16:30 Uhr
Die Flächen rund um den Regionalbahnhof bei Altenfelden: "Im Sommer könnten wir mit der Bauleitplanung durch sein", sagt Bürgermeister Daniel Horndasch. Der Verkaufsprozess hat jetzt mit der Bekanntgabe des Fragenkatalogs begonnen. −Foto: Beringer

Allersberg - Wer sich im neuen Gewerbegebiet in Allersberg ansiedeln will, muss nicht nur Geld fürs Grundstück mitbringen.

Er sollte örtliche Vereine unterstützen, Beziehungen zu Allersberger Betrieben haben, mehr als Mindest- oder Tariflohn zahlen, viele hochwertige Arbeitsplätze schaffen, einen hervorragenden Leumund besitzen, aussagekräftige Bilanzen vorlegen, konkrete Aussagen über Schichtzeiten, Verkehrswege, Großkunden und Gewinne machen, seinen Mitarbeitern Aktienpakete anbieten, ein Jobticket für den ÖPNV sponsern, am besten noch einen Betriebskindergarten einrichten und das Dach begrünen.

So liest sich jedenfalls der mehrseitige Fragenkatalog, den seit Sommer eine Arbeitsgruppe für ansiedlungswillige Unternehmen in West I und West II erarbeitet hat. Er ist seit Montag auf der Homepage der Marktgemeinde unter https://www. allersberg. de/gewerbeflaechen/ einzusehen.

"Die Gemeinderäte wollen am liebsten zu 1000 Prozent wissen, was dabei rauskommt", erklärt Bürgermeister Daniel Horndasch die Masse an Fragen. Sie entspringe dem Wunsch, möglichst viel von den Bewerbern zu erfahren. Das sei auch den Diskussionen der vergangenen eineinhalb Jahre geschuldet. Zudem habe sich in Allersberg, verstärkt durch die Lokalzeitungen, die Sichtweise durchgesetzt, dass es sich bei den Gewerbegebieten an der Autobahn in Altenfelden um Filetstücke handle. Aus diesem Bewusstsein heraus sei die "Detailfreude" zu erklären, die die Arbeitsgruppe an den Tag gelegt habe. Der Fragenkatalog sei vom Gemeinderat und vom Kommunalunternehmen (KU) abgesegnet worden. "Ob wir damit richtig liegen, werden wir in zwei Monaten wissen", sagt Horndasch.

Dann endet die Bewerbungsfrist für Interessenten, egal ob Projektentwickler, Bauträger oder Makler. "Bis jetzt gibt es etwa 100 Kontakte zu Firmen, die sich in den vergangenen zwei Jahren interessiert haben", sagt Horndasch. Sie alle werden jetzt angeschrieben, sofern sie noch nicht abgesagt haben. "Wir hoffen, dass auch alle den Bogen ausfüllen", sagt Horndasch. Derzeit seien wegen der Corona-Krise Prognosen allerdings schwierig.

Das gilt wohl vor allem für das Gebiet West II, das offen für alle Betriebe ist, während sich in West I ausschließlich Logistiker ansiedeln dürfen. Sie zählen mit Sicherheit zu den Gewinnern der Corona-bedingten Beschränkungen. "Der Bedarf für Logistik ist da. Das ist eine Wachstumsbranche", sagt Horndasch.

Für die Vermarktung der Flächen sei grundsätzlich das KU zuständig, betont Horndasch. "Dabei bleibt es auch. " Immer in enger "Abstimmung" mit dem Gemeinderat. Der entscheide schon deshalb mit, weil ein Teil der Grundstücke in West I im Besitz der Gemeinde ist. Kritik an der Besetzung des KU weist Horndasch zurück. Dabei waren mit Georg Decker (Grüne), Thomas Schönfeld, Markus Zurwesten (beide CSU) und Markus Fiegl (SPD) vier Bewerber für die KU im Gemeinderat durchgefallen. "Wie bei jedem Posten entscheiden diejenigen, die wählen, ob die Person geeignet ist - in jeder Hinsicht", erklärt Horndasch. Hauptkriterium sei gewesen, ob der Kandidat für die Ziele der KU arbeite oder nicht.

Wie schnell sich die ersten Unternehmen ansiedeln werden, sei noch nicht klar, sagt der Bürgermeister. Schließlich sei derzeit noch die Klage einer Bürgerinitiative vor dem Verwaltungsgericht Ansbach anhängig. Und vielleicht gründe sich noch eine weitere - es wäre die vierte - Bürgerinitiative. Das meint Horndasch aber eher im Scherz.

Sicher ist, dass der Gemeinderat am Montagabend über den Flächennutzungsplan entschieden hat. "Ein formaler Akt", sagt Horndasch. "Im Sommer könnten wir mit der Bauleitplanung durch sein. " Noch für dieses Jahr hat Allersberg sechs Millionen Euro aus Grundstücksverkäufen in Altenfelden fest eingeplant. Was laut Horndasch das derzeitige Verfahren bereits jetzt schon beweise: "Die Flächen sind noch nicht verkauft. " Dass deshalb die Verschwörungstheorien aufhören, glaubt der Bürgermeister aber nicht.

HK

Robert Kofer