Neuburg
Um Haaresbreite Klassenerhalt verpasst

SV Grasheim muss absteigen: Ein Hundertstel Punkt gibt den Ausschlag - Verein behält sich Klage vor

19.05.2021 | Stand 15.07.2021, 3:34 Uhr
Der SV Grasheim ist eigentlich als durchsetzungsstark bekannt, hier Mittelspieler Marvin Kohou bei einem Match gegen Steingriff. Doch nun findet sich der Verein wegen der Quotientenregelung auf dem Abstiegsplatz wieder. Wut und Enttäuschung sind groß. −Foto: Schalk

Neuburg - Das deutliche Votum der bayerischen Fußballvereine für die Anwendung des § 93 zur Beendigung der aktuellen Saison hinterlässt nicht nur Gewinner.

Zu den Verlierern zählt eindeutig der SV Grasheim, der laut Quotientenregelung den letzten Platz in der Kreisklasse Neuburg belegt und deshalb absteigen muss. Allerdings beträgt der Abstand zum Nichtabstiegsplatz winzige 0,01 Punkte. Umso größer sind Enttäuschung und Wut bei der Mannschaft und den Offiziellen. Sie erblicken in den Abstieg eine Ungerechtigkeit und überlegen derzeit, dagegen vorzugehen.

Dazu muss man wissen, wie die Quotientenregelung funktioniert: Die Spielordnung sieht vor, die erzielten Punkte durch die Anzahl der Spiele zu teilen. Dann kommt man für den SV Grasheim bei 12 Punkten in 18 Spielen auf einen Wert von 0,666, gerundet also 0,67. Deshalb finden sich die Lilaweißen auf den 14. und damit letzten Tabellenplatz wieder. Platz 13 belegt Wagenhofen-Ballersdorf. Diese Mannschaft hat in 19 Spielen 13 Punkte eingefahren. Das Rechenergebnis hier lautet 0,684, gerundet 0,68. Der Unterschied ist also hauchdünn und es ist fraglich, ob der SV Grasheim das so stehen lassen möchte.

"Wir sind sehr enttäuscht und wütend darüber, wie das abgelaufen ist. Wir finden's ungerecht", erklärte Trainer Tobias Bauer gegenüber unserer Zeitung. Seine Elf hätte weniger Spiele gehabt und damit auch weniger Möglichkeiten zu punkten. Bauer verweist auf die Tatsache, dass die Mannschaft vor der Saison schließlich auch nicht auf einen Abstiegsplatz zu finden war. "Man hätte für solche Situationen eine Ausnahmeregelung finden können", findet der Coach.

Außerdem seien dem Verband bei den Webinarien, die der Abstimmung vorausgegangen waren und in denen die beiden Alternativen (§93 oder Aufstiege ohne Abstiege) vorgestellt wurden, Fehler unterlaufen. Es hätte geheißen, dass die Variante "Aufstieg ohne Abstieg" übervolle Ligen hervorbringen würde mit entsprechend scharfen Abstiegsregelungen in der kommenden Saison. "Dabei wäre die Anzahl der Mannschaften in unserer Kreisklasse gleich geblieben", sagt Bauer.

Nun ist guter Rat teuer. Es hätten sich bereits andere Vereine, zum Beispiel aus dem Münchner Umland, beim SV Grasheim gemeldet. Auch sie sind durch die Quotientenregelung auf einen Abstiegsplatz gelandet. Da könnte sich ein gemeinsames Vorgehen anbieten. Aber vorpreschen wollen die Grasheimer nicht. "Wir müssen erstmal abwarten und uns intern besprechen. Da ist noch nichts entschieden und da müssen sicher noch viele Gespräche geführt werden", bekräftigt Bauer. Es stelle sich die Frage, ob man die Entscheidung anfechten oder sogar eine Sammelklage einreichen sollte. Aber zuvor müsse man sich Gedanken machen, ob eine Klage sinnvoll sei und auch die Kostenfrage spielt eine Rolle.

DK