Frankfurt
Um Gegentore gebettelt

FC Augsburg traut sich in Frankfurt nach eigener Führung zu wenig und verliert mit 1:3

23.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:15 Uhr

Frankfurt (DK) Für den FC Augsburg sieht es im Kampf um den Klassenerhalt weiterhin nicht gut aus. Die Chance, bei Eintracht Frankfurt wichtige Zähler für die Rettung zu holen, wurde leichtfertig vertan. Stattdessen setzte es eine verdiente 1:3 (1:0)-Auswärtsniederlage.

An Martin Hinteregger lag es wahrlich nicht, dass die Schwaben komplett leer ausgingen. Beeindruckende 100 Prozent, so die samstägige Quote des Innenverteidigers bezüglich gewonnener Zweikämpfe - und trotzdem war der Österreicher hinterher weit davon entfernt, zumindest einen Tick zufrieden zu sein. Vielmehr kochte er innerlich, war schlichtweg stocksauer. "Wir haben doch förmlich um die Gegentore gebettelt", sagte der 24-Jährige. "Die Eintracht war nicht besser als wir, aber wir haben uns nach unserem 1:0 nichts mehr getraut. Und genau das verstehe ich nicht, wir befinden uns doch im Abstiegskampf."

Kopfschüttelnd sagte er das, fast schon verzweifelt. Und der gebürtige Kärntner legte nach: "Es kann doch nicht sein, dass in der 70. Minute gleich fünf Leute von uns anzeigen, dass sie ausgewechselt werden wollen. Da ist irgendetwas schiefgelaufen." Fehlt seinen Teamkollegen also die richtige Einstellung für die aktuell so prekäre Situation? Sind sie nicht bereit dazu, auf die Zähne zu beißen? Hinteregger verkniff es sich lieber, auf diese Fragen zu antworten - aber sein Blick sprach Bände. Nur so viel: "Ich kann es absolut nicht positiv sehen, dass viele unserer Mitkonkurrenten im Abstiegskampf an diesem Samstag ebenfalls verloren haben. Ich bin einfach nur mächtig enttäuscht über unsere Leistung." Sprach es und verschwand in die Kabine.

Unrecht hatte der Österreicher mit seinen Aussagen nicht - denn nach ihrem frühen 1:0, das Jeffrey Gouweleeuw technisch wertvoll nach schönem Zuspiel von Halil Altintop bereits in der neunten Minute erzielt hatte, kam von den Augsburgern so gut wie gar nichts mehr an geordnetem Spielaufbau. Defensivarbeit war Trumpf, gewonnene Bälle wurden meist nur unkontrolliert nach vorne geschlagen - und niemand versuchte, Ruhe in die Aktionen zu bringen. Die Konsequenz daraus: Einbahnstraßenfußball in Richtung FCA-Tor, wobei die Eintracht auch nicht begeisterte. So wirkten die Hessen lange Zeit ideenlos, konnten sich kaum brauchbare Chancen herausarbeiten. Und wenn, dann wurden diese mitunter kläglich vergeben.

"Wir agierten lange Zeit zu fahrig und unsicher, wirkten viel zu nervös", ärgerte sich Frankfurts Chefcoach Niko Kovac - trotz der 82 Prozent Ballbesitz seiner Spieler allein in den ersten 30 Minuten. Keine Frage: Diese Eintracht, die zuvor zehnmal in Folge keinen Sieg geschafft hatte, wäre schlagbar gewesen - wenn der FCA nur mit ein bisschen mehr Mut zu Werke gegangen wäre.

So sah es auch ein Großteil der Augsburger Spieler - und nicht nur Hinteregger. "Gerade die zweite Halbzeit von uns war rein gar nichts. Wir hätten hinten auch mal den Ball halten müssen - aber wir taten es nicht, bauten dadurch den Gegner immer mehr auf, und somit gab es eben einen verdienten Sieg der Frankfurter", räumte Torhüter Marwin Hitz ein.

Der erst 18 Jahre alte Kevin Danso spielte bei allen drei Eintracht-Treffern, die Marco Fabian (78./87.) sowie Ante Rebic (90.+1) erzielten, eine unglückliche Rolle. Dennoch gab es keinen Vorwurf an den Youngster, der sich immerhin bis zum Schlusspfiff durchbiss, obwohl er nach rund 70 Minuten sichtbar angeschlagen war. Ein deutlich schlechteres Bild gab am Samstag ausgerechnet der Augsburger Chefcoach ab. Nach den Eindrücken aus der Commerzbank-Arena stellt sich die Frage: Hat Manuel Baum das Team noch 100-prozentig hinter sich? So gab es während der Partie immer wieder gestenreiche Diskussionen mit Führungsspielern wie Daniel Baier und Paul Verhaegh, die von der Tribüne aus nicht wirklich danach aussahen, als wären hierbei Freundlichkeiten ausgetauscht worden.

Baums Auftreten nach der Partie war ebenfalls nicht souverän. Zusammengesackt, wie ein Häufchen Elend, bestritt er etwa die Pressekonferenz. Präsentiertes Selbstbewusstsein im Abstiegskampf sieht anders aus. Stattdessen gab es reichlich Durchhalteparolen - gemixt mit verbalen Streicheleinheiten für die Mannschaft und der Suche nach Ausreden. "Wir haben alles versucht, aber uns ist zum Schluss hin eben die Kraft ausgegangen", sagte er. "Und wenn wir einen wohl berechtigten Elfmeter zum 2:0 bekommen hätten, hätte die Sache wohl auch ein bisschen anders ausgesehen."

In der Tat: Bei einer Rettungsaktion von Eintracht-Keeper LukáÅ¡ Hrádecký gegen den eingewechselten Julian Günther-Schmidt war nur sehr wenig Ball dabei (63.), ein Strafstoßpfiff in dieser Szene wäre nicht verkehrt gewesen. Aber ansonsten taten die Augsburger schlichtweg gar nichts mehr nach vorne. Auch weil es Baum nicht verstand, seine Mannschaft dahingehend zu motivieren?

Stefan Reuter wollte sich auf eine erneute Trainerdiskussion offiziell nicht einlassen. "Aufgrund eines Substanzverlusts kamen wir hintenraus nicht mehr richtig an die Gegner heran. Wir hatten schlichtweg zu viele angeschlagene Spieler auf dem Platz", sagte der Manager. Dass die Szene in der 63. Minute "natürlich ein klarer Elfmeter" aus Sicht des 50-Jährigen gewesen wäre - wohl müßig zu erwähnen. "Und ein 2:0 hätte uns eventuell die zweite Luft gebracht."

Weiter geht es für die Schwaben jetzt mit einer Art Abstiegsendspiel zu Hause gegen den Hamburger SV. "Gott sei Dank haben wir acht Tage Zeit, darauf hinzuarbeiten - und jeder einzelne davon wird uns sehr guttun", sagte Reuter.