FINANZSKANDAL
Um 50 Millionen Euro ärmer

Diözese Eichstätt investiert in fragwürdige Immobilienprojekte in den USA

26.12.2018 | Stand 02.12.2020, 14:58 Uhr
Von einem Finanzskandal wird die Diözese Eichstätt erschüttert. Etwa 50 Millionen Euro wurden in Immobilienprojekte in den USA investiert. Das Geld dürfte wohl verloren sein. Bischof Hanke stellt Strafanzeige gegen die Verantwortlichen. Im Bild das Bischofshaus mit dem Dom im Hintergrund. −Foto: Foto: Schneider

Wie gewaltig der Schaden letztlich sein wird, steht auch am Ende des Jahres noch nicht fest.

Jahresrückblick 2018 
Doch die Diözese Eichstätt geht aktuell von einem zweistelligen Millionenbetrag aus, den sie durch Finanzspekulationen verloren hat. Die Nachricht, die nach der Festnahme von zwei Beschuldigten - dem früheren Vize-Finanzdirektor und seinem US-Geschäftspartner - bekannt wird, macht international Schlagzeilen. Fragwürdig sind in diesem Zusammenhang die Anlageformen sowie die Strukturen der Kontrollorgane des Bistums.

Abgezeichnet hatte sich das Debakel bereits 2015. Damals hatte der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke entschieden, dass sein Bistum im Zuge eine Transparenzoffensive eine Bilanz erarbeiten sollte, die strikt den Vorgaben des Handelsgesetzbuchs (HGB) folgt. Zu diesem Zweck sollte das Vermögen nach professionellen Standards erfasst und nach den Regeln des HGB bewertet werden. Die Arbeiten erledigten externe Fachleute. Ihnen fiel auf, dass der auch privat mit Hanke verbundene stellvertretende Finanzdirektor umfangreiche Beträge in einer Gesamthöhe von fast 50 Millionen Euro in Immobilienprojekte in Texas und Florida (USA) als weitgehend ungesicherte Darlehen ausgereicht hatte. Insgesamt besitzt die Diözese nach aktuellem Stand ein Anlagevermögen von 609 Millionen Euro (Bilanzsumme 2017).

Der damalige Domdekan und Finanzdirektor Willibald Harrer war bereits Ende 2016 zurückgetreten. Er sei, so heißt es in der von Bischof Gregor Maria Hanke angeordneten Strafanzeige vom Juli 2017, in "Wirtschaftsfragen zu unerfahren" gewesen. Dem Stellvertreter Harrers als Finanzdirektor, einem gelernten Investmentbanker, und seinem US-Kompagnon werden Untreue, Bestechung und Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr vorgworfen. Beide kommen in Untersuchungshaft, später unter Auflagen wieder auf freien Fuß. Anklage ist noch nicht erhoben, nach wie vor laufen die Ermittlungen.

Hanke und sein Generalvikar Isidor Vollnhals sprechen von "schwerer Enttäuschung". Von einem Rücktritt sieht Hanke ab. Er wolle, so erklärt er, sich der Verantwortung stellen und die Angelegenheit aufklären. Die Diözese selbst sieht sich dem Vorwurf ausgesetzt, sie habe mit Spekulationen Gewinne in Höhe von bis zu zehn Prozent erwirtschaften wollen und deshalb zu risikobereit spekuliert. Diese n Vorwurf weist das Bistum zurück. Im Laufe des Jahres wird zudem bekannt, dass Harrer schon 2012 inmitten der Schifffahrtskrise Schiffe gekauft und dabei ingesamt fünf Millionen Euro in den Sand gesetzt hat.

Auch die innerkirchlichen Strukturen stehen auf dem Prüfstand. Hanke selbst beklagt "eine Synergie von systemischem Versagen und auch Versagen von Personen" und "Kumpanei" und "Machenschaften" auch unter Teilen seiner Mitbrüder in Verantwortung. Als Konsequenz erlässt der Eichstätter Bischof für seine Diözese neue Regeln, die die Operative klar von Kontrollinstanzen trennen sollen und setzt verstärkt auf externe Kräfte.
 Sparen mit SperrenHohe Ziele hat sich der Stadtrat im März gegeben: Es solle deutlich gespart werden, heißt es bei der ersten Beratung über den Haushalt 2018. In einer Klausur aller Fraktionen hatten sich die Kommunalpolitiker vorab bereits auf Eckdaten geeinigt. Mindestens 220000 Euro weniger laufende Ausgaben als im Vorjahr, heißt die Vorgabe. Betroffen sind das Alte Stadttheater, die Tourist-Information und die Volkshochschule. 100000 Euro werden gestrichen, 120000 Euro zunächst mal gesperrt. Diese können nur nach Freigabe durch den Stadtrat angegriffen werden. Nur mit großem Bauchgrimmen verabschieden die Kommunalpolitiker den Etat dann im April mit 15 zu 5 Stimmen. Doch Ruhe kehrt deswegen noch lange nicht ein. Immerhin steht der Betrieb des Alten Stadttheaters durch die Vorgabe auf der Kippe. Unter diesen Vorgaben könne die Einrichtung gleich geschlossen werden, heißt es. In einer sechstündigen Mammutsitzung, in der heftig diskutiert und abgewogen wird, gibt das Gremium schließlich seinen Sperrvermerk für immerhin 25000 Euro für das Asthe auf. Doch inwieweit sich diese Freigabe positiv auf den Kulturbetrieb auswirken wird und ob auch die Tourist-Information noch effektiv wird arbeiten können, muss sich noch zeigen.
 Debatte um "Kreuzbrüder" spaltet die GläubigenMonatelang beschäftigen Kaplan Johannes Weise und die beiden "Kreuzbrüder" Kai Röder (Bruder Clemens) und Jonathan Veith (Bruder Justin) die Diözese Eichstätt und die Gläubigen in Egweil und Nassenfels.
Trotz Bedenken von mehreren Seiten hatte Bischof Gregor Maria Hanke den dreien drei Jahre zuvor gestattet, sich im Egweiler Pfarrhaus einzurichten. Die Freude in Egweil war zunächst groß. Deren seelsorgerliche Arbeitsweise war bei einem Teil der Bevölkerung auf große Zustimmung, bei einem anderen Teil jedoch nach und nach auf Missbilligung gestoßen, darunter auch bei Pater Slawomir Gluchowski vom Pfarrverband Nassenfels, der für Egweil zuständig ist. Für viele überraschend kündigte Bischof Hanke Mitte Juli den Arbeitsvertrag Weises. Seit dem 1. August darf Weise seinen priesterlichen Dienst nicht mehr ausüben. Die Kirchengemeinde allerdings bleibt nach wie vor gespalten.
 1100 Jahre und wenigerJubiläen bestimmen das Jahr. Die Marktgemeinde Mörnsheim feiert ihr 1100-jähriges Bestehen (und dazu noch zehn Jahre Besuchersteinbruch), der Caritasverband in der Diözese Eichstätt seine Gründung vor 100 Jahren. 1250 Jahre feiert Kirchanhausen, 70 Jahre der Schützenverein Tauberfeld, zehn Jahre weniger die Schützen aus Denkendorf. Groß wird auch das Kipfenberger Limesfest begangen, ist es doch das 50. in seiner Geschichte. Die SpVgg Hofstetten wird 60 Jahre alt, der VfB Zandt 70. Der VdK Denkendorf kann auf 70 Jahre zurückblicken und der KDFB Rupertsbuch auf 40. 30 Jahre jung ist der Eichstätter Tanzsportclub, und ebenfalls eine 30-jährige Geschichte hat die Schule Walting schon auf dem Buckel. 40 Jahre blicken die Freien Wähler Kipfenberg zurück, 70 Jahre der VdK Pfalzpaint und 50 Jahre die Adelschlager Gartler. 60 Jahre jung sind die DJK Schernfeld und ein halbes Jahrhundert besteht das Museum Berger. Ganze 110 Jahre hat der Ortsverein Eichstätt des Katholischen Deutschen Frauenbunds hinter sich. Und vor 20 Jahren wurde der "Hortus Eystettensis" auf der Willibaldsburg teilweise wieder angelegt. Ebenfalls seit 20 Jahren besteht die Lithographie-Werkstatt in Eichstätt. Die SPD Wellheim/Konstein feiert 100 Jahre. Texte: Hermann Redl
 
Das Jahr in Zahlen2000 Narren vorm Sprung
JANUAR Nach einem friedlichen Start ins neue Jahr wird es etwas turbulent: Stürme knicken Bäume um und heftige Regenfälle lassen die Flüsse über die Ufer treten. Alles läuft aber relativ glimpflich ab. In Eichstätt steht eine Diskussion im Mittelpunkt, die am Jahresende als überflüssig abgehakt werden kann: Es geht um  Straßenausbaubeiträge. Hintergrund sind die beiden großen Sanierungsprojekte Seidlkreuz und Rebdorf. Die Debatte, ob die Kosten wie gehabt zum Teil auf die Anlieger umgelegt werden  oder ob sie von der Allgemeinheit getragen werden sollen, erübrigt sich, weil  die  Staatsregierung  im Herbst das Aus dieser Abgabe beschließt.   In der heimischen Wirtschaft tut sich was: Die Vereinigten Marmorwerke Kaldorf gehen zu 100 Prozent an Franken-Schotter, der Lampenhersteller Ledvance Eichstätt (früher Osram) tritt aus dem Arbeitgeberverband aus – und kurz darauf doch wieder ein. In Kipfenberg treffen sich 2000 Narren aus ganz Deutschland zum  „Narrensprung“.  In Eichstätt fällt eine Vorentscheidung für   das Maria-Ward-Gebäude am Residenzplatz:  Die Universität soll einziehen.   Die Finanzierung für die mindestens 15 Millionen Euro teuere Sanierung ist allerdings noch offen. Metzel


Seelsorger-Ehepaar
FEBRUAR 600 Fahrgäste eines ICE müssen bei Adelschlag auf freier Strecke  evakuiert werden, weil die Lok des Zuges in Brand geraten ist. Das neue „Haus der Dommusik“ in Eichstätt wird eingeweiht, was gleichzeitig die letzte Aktion von Diözesanbaumeister Richard Breitenhuber ist – er  wird im Laufe des Jahres nach internen Diskrepanzen das Amt abgeben. In Eichstätt beginnt erneut eine  Debatte um Sparmaßnahmen. Schwerpunkte: Volkshochschule, Altes Stadttheater und Tourist-Information. In Nassenfels überfällt ein Unbekannter ein Lebensmittelgeschäft und bedroht den Inhaber mit einer Waffe. In Eichstätt beginnt die Sanierung der Westenstraße. Bis in den Dezember hinein sorgt die Maßnahme für Verkehrsbehinderungen und belastet die heimische Geschäftswelt enorm. Der Reigen der Neujahrsempfänge führt einige  Prominente in die Gemeinden: In Titting gibt sich der einen Monat später  neu gewählte bayerische Ministerpräsident Markus Söder die Ehre.  Die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Eichstätt erhält mit Christoph Hilmes und seiner Frau Edina zwei neue Seelsorger. Der Dinosaurierpark in Denkendorf wird mit dem ADAC-Tourismuspreis   für Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Der Landtagswahlkampf  kommt  auf Touren.  Huber
 

Stühlerücken
MÄRZ Die Volkshochschule Eichstätt hat ein neues Domizil im Kolpinghaus gefunden. Mit Juliane Schwarz geht eine „Spitzenmanagerin“ des Kipfenberger Römer- und Bajuwarenmuseums. Sie leitete die Einrichtung 18 Jahre lang. Die Mittelschule Eichstätt-Schottenau gründet einen Förderverein. Ein weiterer Wechsel wird bekannt:  Lorenz Meier, Chef der Kliniken im Naturpark Altmühltal, kündigt seinen Rücktritt an. Nachfolger wird einen Monat später Alfred Schimmer. Der Erhalt der Jurahäuser im Altmühltal wird „immaterielles Kulturerbe“ in Bayern. Es hat Jahre gedauert, jetzt geht es los: Der Grundstein für das neue Hotel in der Spitalstadt wird gelegt. Bei der Stadt Eichstätt schrillen die Alarmglocken. Es fehlen mindestens 70 Kindergartenplätze.  An der Klinik Eichstätt wird ein Bereitschaftsdienst von niedergelassenen Hausärzten eingerichtet. Der Landkreis feiert an seinem neuen Dienstleistungsgebäude in Lenting Richtfest und eröffnet das Haus am 1. Dezember. Albert J. Günther vom Referat zur Erhaltung von Kunst und Kulturgut der Stadt und des Landkreises  geht nach 40 Jahren in  Ruhestand.  Mayer