Ingolstadt
Überzeugende Performance

Musical "Beat it!" bringt Michael Jacksons Kunst auf die Bühne - Fans stehen hinter dem "King of Pop"

15.03.2019 | Stand 23.09.2023, 6:15 Uhr
Das Musical "Beat it!" zeigt (oben) Stationen im Leben und Wirken von Michael Jackson. Dantanio Goodman verkörpert den King of Pop als Erwachsener und Koffi Missah als Teenager. Auch die Beziehungen zu seiner Schwester Janet (Chamelle Moser) und Diana Ross (Djodjo Kasse) werden thematisiert. Zur Schlussszene interpretierten 32 Schüler der Keltenwall-Realschule Manching mit den Künstlern den Song "Heal the world". −Foto: Persy/Loch

Ingolstadt (DK) Radiosender haben angekündigt, Michael Jacksons Lieder nicht mehr zu spielen, die Macher der Zeichentrickserie "Die Simpsons" nehmen die Folge aus dem Programm, in denen die Stimme des vor zehn Jahren gestorbenen Entertainers zu hören ist, auch der Modekonzern Louis Vuitton möchte mit dem "King of Pop" nichts mehr zu tun haben. Für viele ist Michael Jackson in diesen Wochen ein "No go", seit in einer zweiteiligen Dokumentation erneut Missbrauchsvorwürfe gegen ihn erhoben wurden.

Definitiv trifft das nicht zu für die Zuschauer des Musicals "Beat it!", das am Donnerstag in der Ingolstädter Saturn-Arena gezeigt wurde. Die Veranstaltung war nahezu ausverkauft und das Publikum durch die Bank begeistert. Von den aktuellen Negativ-Schlagzeilen zeigten sich Gäste nicht beeindruckt. "Ich finde es schade, dass Anschuldigungen gegen jemanden erhoben werden, der sich nicht mehr verteidigen kann. Das finde ich schwierig. Die Wahrheit wird man nie mehr erfahren", sagt eine jungen Frau. "Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Die Musik ist klasse, die Texte machen Sinn", findet eine Ingolstädterin, die mit ihrer erwachsenen Tochter gekommen ist. Ihre Tochter war als junges Mädchen Jackson-Fan, die Mama hat die Songs zwangsläufig mitgehört - und sich anstecken lassen. Boykott von Jackson? Eine ältere Dame hat sich ihre Meinung gebildet: "So ein Krampf." Da wisse man zu wenig. Das sei ja schon einmal im Gespräch gewesen, mischt sich ihr Mann ein. Und wenden sich wieder dem Geschehen auf der Bühne zu.
Die Performance ist fulminant. Weder mit dem Bühnenbild noch mit den Effekten wird gegeizt, ganz im Sinne des Entertainers, der heute 60 Jahre alt wäre. Auch seine Produktionen zeichneten sich durch höchsten Aufwand und Spezialeffekte aus - entsprechend viel Geld steckte dann auch dahinter. Ebenso ausgefeilt war die Choreografie. Aber das alles sind nur Zutaten, die von Künstlern mit Leben gefüllt werden müssen. Auch hier hat das Casting Beachtliches geleistet. Die Tänzerinnen und Tänzer gingen bis an die Grenzen und boten eine atemberaubende Show, sie bewältigten die komplexe Choreografie hervorragend. Ebenso zeigten die Macher von "Beat it!" eine glückliche Hand bei der Auswahl der Musiker. Die Band um Andy Keller hat sich offensichtlich sehr intensiv mit Jacksons Tonkunst befasst und weiß sie, überzeugend umzusetzen. Dabei setzt Gitarristin Anja Arnold mit ihrem Outfit auch optische Akzente. Der junge Michael Jackson wird von Koffi Missah verkörpert, ein erfahrener Darsteller, der seit seinem 7. Lebensjahr auf der Bühne steht. Dantanio Goodman ist der erwachsene "King of Pop", der vom Aussehen, von der Kleidung, vor allem aber von den Schritten und vom Gesang dem Original sehr nahe kommt und immer wieder Begeisterung auslöst. Er zeigt auch den für Jackson so typischen Griff in den Schritt, was angesichts der aktuellen Vorwürfe reichlich deplatziert erscheint, um es vorsichtig auszudrücken; man könnte sicher auch drastischere Worte dafür finden. Doch ist es eben authentisch.

Vor allem macht das Musical deutlich, welch ein genialer und vor allem vielseitiger Künstler Jackson war. Fast 30 seiner größten Hits erlebt das Publikum, angefangen von seinem Wirken bei den Jackson 5, "Billie Jean" mit der perfekten Basslinie und der legendären fließenden Jackson-Variante des Moonwalk ist zu erleben, "Dirty Diana" mit seinen harten Gitarren-Riffs und dem einfühlsamen "Earth Song". Gelungen auch das rockige namensgebende "Beat it" - übersetzt "Mach dich vom Acker". Die rudimentäre und teilweise klischeehaft wirkende Rahmenhandlung zeigte die besonderen Beziehungen Jacksons zu seiner Schwester Janet und zu Diana Ross, seine Besessenheit zur Perfektion, sein Bemühen um eine bessere Welt und lässt ihn als Getriebenen und Opfer der Medien erscheinen.

Eine tolle Show, bei der sich ein Höhepunkt an den anderen reihte, das Publikum am Ende aufstand, mitklatschte und mitsang. Das Ensemble verabschiedete sich mit persönlichen Worten und schließlich gab es eine schöne Überraschung: 32 Schüler der Keltenwall-Realschule in Manching kamen auf die Bühne und sangen mit den Künstlern "Heal the world".
 

Josef Bartenschlager