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18 bis 20 Beiträge sollen auf der Berlinale um die Bären wetteifern – Auch viele Stars erwartet

27.12.2012 | Stand 03.12.2020, 0:40 Uhr

Dieter Kosslick wird im Februar mit Anke Engelke die Berlinale-Eröffnung moderieren - Foto: Gottschalk/dapd

Berlin (dapd) Stars wie Matt Damon, Julianne Moore, Isabella Rossellini und Steven Soderbergh sollen für Glanz bei den 63. Internationalen Filmfestspielen Berlin (7. bis 17. Februar 2013) sorgen.

Auch George Clooney, der in Babelsberg seinen neuen Film vorbereitet, ist eingeladen, wie Berlinale-Direktor Dieter Kosslick sagte. Holger Mehlig und Nathalie Waehlisch sprachen mit dem 64-jährigen Festivalchef zudem über Trends bei der Filmsichtung sowie über Soziale Netzwerke.

Herr Kosslick, George Clooney ist gerade in der Stadt – kommt er denn zur Berlinale, wird er gar Jury-Mitglied?

 Dieter Kosslic k: Nein, er wird  kein Jury-Mitglied. Aber es kann sein, dass er im Februar hier ist. Er bereitet in Babelsberg seinen neuen Film vor, der im März gedreht wird. Er weiß, wann die Berlinale stattfindet – und wir kennen uns ja auch schon eine Weile. Ich habe ihm gesagt, er ist herzlich auf dem roten Teppich eingeladen. Und von mir aus ist er auf ewig in die Jury eingeladen.

 

Welche Stars kommen denn?

Kosslick: Wie immer erwarten wir die Schauspieler und Regisseure der eingeladenen Filme. Matt Damon muss auf jeden Fall kommen, er spielt in dem Wettbewerbsbeitrag „Promised Land“ und hat am Drehbuch mitgeschrieben. Wir hoffen auf Isabella Rossellini. Sie stellt unter anderem die Fortsetzung der „Green Pornos“ vor, der Film heißt „Mammas“, da geht es um Mutterinstinkte. Wir hoffen, Amanda Seyfried, Steven Soderbergh, Frances McDormand und Julianne Moore zu begrüßen. Die Sprecher der 3D-Animationsproduktion „The Croods“ werden auch erwartet, unter anderen Nicolas Cage.

 

Welche Trends haben Sie bei der Sichtung der Filme festgestellt?

Kosslick: Man sieht nicht mehr wie früher, wo die ökonomische Bombe einschlägt – man sieht die von den Splittern Getroffenen. Das zieht sich durch. Es ist ein spezieller Blick auf die Gesellschaft. Einzelschicksale werden herausgegriffen, die dann eben doch repräsentativ sind, wenn man die Gesamtschau sieht. Wir haben nicht mehr so viele Filme, die sich mit dem direkten politischen Geschehen beschäftigen. Man sieht jetzt die Kollateralschäden in der Gesellschaft. „Promised Land“ zum Beispiel ist ein Ökothriller aus Hollywood, der sehr engagiert ein Problem schildert: Es geht um Fracking, bei dem Erdgas durch eine umstrittene Methode freigesetzt wird. Das hat gigantische Umweltfolgen. Fracking wird ja zurzeit auch im Deutschen Bundestag debattiert, und ich hoffe auf regen Besuch von Parlamentariern.

 

Wie ist der deutsche Film dieses Mal vertreten?

Kosslick: Es gibt viele deutsche Filme im Gesamtprogramm, im Wettbewerb mindestens einen, es könnten zwei werden.

 

Wollen Sie den Film über die Entführung von Natascha Kampusch?

Kosslick: Ich hoffe, weiß aber nicht, ob er rechtzeitig fertig wird. Bis Mitte Januar wollen wir alle Wettbewerbsfilme zusammenhaben. 18 bis 20 Filme sollen ins Rennen um die Bären gehen. Am liebsten wären mir 18 – sonst sind die Juroren überlastet. Das merke ich ja auch selbst: Wir schauen seit drei Monaten Filme an, ich stehe inzwischen schon jeden Morgen um vier Uhr auf, das sind zu viele Geschichten, das kann Hirn und Herz gar nicht mehr verarbeiten.

 

Spielen iranische Filmemacher erneut eine Rolle?

Kosslick: Wir werden Jafar Panahi und auch alle anderen Filmemacher, die unter Schwierigkeiten produzieren, nicht vergessen. Das wird ein Teil unseres Programms sein.

 

Gibt es beim Festival auch etwas zu lachen?

Kosslick: Ich bin ein fröhlicher Mensch. Es ist nicht alles zum Lachen, was wir haben. Aber in der Retrospektive schon einiges: Da haben wir das Thema „The Weimar Touch“ mit Filmen von Ernst Lubitsch und Billy Wilder, dem Großmeister des Humors. Im Wettbewerb gibt es drei, vier Filme, bei denen man auch lachen kann, aber der überwiegende Teil handelt doch von ernsten Themen.

 

Wird Anke Engelke wieder bei der Eröffnung moderieren?

Kosslick: Die Eröffnung mache ich wieder mit Anke Engelke. Never change a winning horse. Die Schwierigkeit bei der Eröffnung ist, dass man viele Erwartungshaltungen bedienen muss. Anke und ich machen das tatsächlich als Stand-up. Wir haben keinen Text, das ist mit Absturzgefahr. Ich kann nur sagen, für mich ist sie die beste Partnerin, die ich haben kann, sie ist extrem professionell und spricht alle Sprachen. Besser sogar als ich.

 

Der Papst twittert seit Kurzem, wird der Berlinale-Chef das auch machen?

Kosslick: Dass der Papst jetzt twittert, finde ich beunruhigend, vielleicht erreicht man die Kirchenmitglieder nicht mehr anders. Ich habe das nicht vor. Twittern ist ein interessanter Vorgang, ich weiß nur nicht, für wen. Ich bin an diesem ganzen audiovisuellen Wahnsinn nicht beteiligt. Wenn die Tür zu ist, ist der Computer draußen. Deswegen bin ich auch bei guter Gesundheit und Verfassung.