Freystadt
Überwältigende Bereitschaft

Fast 2500 Menschen kommen in die Freystädter Mehrzweckhalle, um sich typisieren zu lassen

09.09.2012 | Stand 03.12.2020, 1:05 Uhr

 

Freystadt (haz) Aus allen Himmelsrichtungen sind die Menschen gekommen, um sich in der Freystädter Mehrzweckhalle typisieren zu lassen. Am Ende zählten die Helfer knapp 2500 Spender und allein gestern mehr als 33 000 Euro an Spenden

Nicht einmal vom herrlichsten Spätsommerwetter lassen sich die Probanden abhalten, sich für „Andrea und andere“ fünf Milliliter Blut abzapfen zu lassen. Bereits zu Beginn der Aktion um 10 Uhr bildet sich eine lange Menschenschlange in den Gängen der Halle über Treppe und Foyer bis weit hinaus auf den Parkplatz. Alle warten geduldig, bis sie an die Reihe kommen. „Jeder könnte der Nächste sein, an Leukämie zu erkranken und eine Stammzellenspende zu brauchen“, so der Kommentar eines jungen Burschen, der sich brav in die Reihe eingeordnet hatte.

Hat man es bis ganz vorne geschafft, geht es zunächst zu den 48 Helfern, die die Fragebögen für die Registrierung ausfüllen und die Röhrchen zum Blutabnehmen verteilen. Kaum einer, der nicht seinen Geldbeutel zückt und etwas in die bereitgestellten Spendenboxen wirft. Zur Halbzeit um 13 Uhr sind schon 18 000 Euro eingegangen, die 1200 Typisierungs-willige gegeben haben. Am Ende sind es doppelt so viel.

Beim Blutspenden an einem der 30 Plätze sind Arzthelferinnen und Ärzte aus Praxen in der Region sowie von den Kliniken Neumarkt und Roth im Einsatz. Der letzte Akt ist die Abgabe der mit dem roten Lebenssaft gefüllten Röhrchen am Ende der Arbeitsstraße.

Organisator Rudolf Schiener aus Burggriesbach, der in den vergangenen Wochen viel um die Ohren hatte mit der Entgegennahme von Geldern, die von Vereinen und Privatpersonen für die Typisierung gespendet wurden, kümmerte sich außerdem darum, dass genügend Hilfspersonal vor Ort war. Das Fazit von Schiener fällt mehr als zufrieden aus: „Die Typisierungsbereitschaft ist die Fortführung der enormen Spendenbereitschaft“, so lautet sein erstes Resümee. Die 120 Helfer seien sehr motiviert und erwiesen sich in Anbetracht der teils stoßartig ankommenden Masse als wahre Organisationstalente. „Das Wichtigste ist, dass alles gut geklappt hat“, auch wenn er nun „froh ist, wenn es in seinem Leben wieder etwas ruhiger wird“.

Einer, der sich hat typisieren lassen, ist Gerhard Simon aus Burggriesbach. „Es ist selbstverständlich, dass man da hingeht“, sagt er. Seine Familie besteht aus fünf Personen, die nun alle registriert sind bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS). Vom Klinikum Roth kommt Daniela Mederer nach Freystadt, um bei der Blutabnahme zu helfen. Sie ist das erste Mal bei einer solchen Aktion dabei und findet es in Ordnung, für diesen guten Zweck den Sonntag zu opfern. Außerdem ist ihr Freund mitgekommen, mit dem sie sich einen Tisch teilt .

Von der DKMS ist Heinke Scholdei-Taut aus Tübingen angereist. Zusammen mit einer Kollegin berät sie, bringt Material und regelt den Ablauf. „Hier in Freystadt ist das supervorbildlich organisiert“, lobt sie das Team um Schiener.

Nebenan wird fleißig gewerkelt. Über 40 Kuchen, Kaffee, kalte Getränke, Wurstsemmeln und Brezen werden den Besuchern angeboten gegen eine Spende. Ein Hinweis noch für alle, die den Typisierungstermin nicht wahrnehmen konnten: Jeder kann sich auch online registrieren lassen. Er bekommt ein Paket zugeschickt, muss nur seinen Speichel per Wattestäbchen abnehmen und alles per Post zurückschicken.