Greding
Überraschungspaket für 60.000 Euro

Dienstleister bietet Konzept zur Attraktivitätssteigerung des Hallenbads an

18.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:16 Uhr
Die Sauna im Gredinger Hallenbad ist zwar unter hiesigen Menschen beliebt, doch die ganz große Anzahl von Gästen aus dem Umland zieht auch sie nicht an. Wegen des defizitären Bades schaut sich die Kommune nach Lösungen um. −Foto: Stadt Greding

Greding (HK) Ob es lediglich ein Luftschloss ist, das Ludwig Lüllepop in der Gredinger Stadtratssitzung am Donnerstagabend gebaut hat, oder doch eine handfeste Variante, muss sich erst noch erweisen. Zumindest überzeugte der Geschäftsführer der Grundstücks- und Infrastrukturentwicklungsgesellschaft (GIG) mit Sitz im hessischen Eschwege so weit, dass sein Unternehmen einen Auftrag bekommen könnte.

Der wäre durchaus lukrativ, er hat ein Volumen von 60000 Euro plus Mehrwertsteuer. Für diese Summe soll die GIG ein Konzept erstellen, das - vorausgesetzt die Kommune setzt es um und die Wirkungen entfalten sich tatsächlich - einen Quantensprung für das defizitäre Hallenbad bedeuten würde.

Das Bad trägt bislang zwar zur Steigerung der Lebensqualität der Menschen in Greding und Umgebung bei, ist im städtischen Haushalt aber ein ständiger Klotz am Bein. Auf 350000 bis 370000 Euro beziffert Bürgermeister Manfred Preischl (FW) das jährliche Defizit, das den Stadtsäckel belastet - "ohne die Abschreibungen", das Minus verursacht also lediglich der laufende Betrieb. Und das bei einer Besucherzahl, die in den vergangenen Jahren um die 60000 pendelte, eher darunter lag. Dem Rechenmodell, das Lüllepop vorstellte, stehe am Ende jedoch ein "Jahresüberschuss von 432000 Euro" gegenüber, wie er sagte, das Defizit wäre also mehr als ausgeglichen.

Mehr noch: "Alle unsere Projektentwicklungen bisher bewirkten mindestens die prognostizierten Besucherzahlen", betonte Lüllepop. Eher seien es weit mehr gewesen. Im Gredinger Bad rechnet er nach der Umsetzung seiner Pläne mit einem Besucherplus von 100000 pro Jahr, es müssten demnach fast drei Mal so viele Gäste kommen wie bisher. "Das Potenzial ist da", bekräftigte er, das habe eine Analyse der GIG ergeben; diese habe dafür die Bäderlandschaft von Ingolstadt bis Bad Windsheim, von Nürnberg bis Neumarkt untersucht. Greding bekomme ein Alleinstellungsmerkmal, eine Eigenheit, die man im Einzugsbereich von mindestens 90 Fahrminuten sonst vergeblich sucht.

Allein: Worin dieses Alleinstellungsmerkmal besteht, da gab sich Lüllepop sehr zugeknöpft. Stattdessen verwies der Projektentwickler auf andere Bäder in ganz Deutschland, um die sich die GIG gekümmert habe - mit durchschlagendem Erfolg, wie er sagte. In der kleinen Kurstadt Bad Wilsnack im brandenburgischen Niemandsland zwischen Hamburg und Berlin habe ein Gradierwerk den Erfolg gebracht; nach der dortigen Salzgewinnung lässt es sich baden wie im Meer. In Ludwigsfelde im Speckgürtel von Berlin sei das FKK-Baden das erwünschte Alleinstellungsmerkmal. Und im hessischen Bad Karlshafen lockten nun ein Saunaschiff auf der Weser plus Saunen auf einer hydraulischen Konstruktion als Schutz vor eventuellem Weser-Hochwasser.

Das Gredinger Bad befinde sich in einem überdurchschnittlich sauberen Zustand, es werde sehr gut geführt, attestierte Lüllepop. Sparpotenzial gebe es auch bei der Energieversorgung kaum mehr, die Auslastung sei mit dem bisherigen Angebot im Bad wohl an der oberen Grenze angelangt. Wolle die Kommune das Defizit abbauen, "geht es nur über die Frequenz". Sprich: Es müssen mehr Besucher ins Bad; die wiederum kommen nur, wenn es ein neues, zugkräftiges Angebot gibt.

Ein "Familien-Eventcenter" (FEC) schwebt Lüllepop vor. Worin das besteht, werde das Konzept aufzeigen. Für diesen zusätzlichen Baustein im Bad sei eine Investition von 800000 Euro nötig. Zu den vier Euro Eintritt, die die Tageskarte derzeit kostet, kämen noch einmal vier Euro für die Nutzung des FEC. Es gebe genug Familien sowie gesundheitsbewusste und freizeitorientierte Menschen, so dass bei 100000 Gästen mehr im Jahr am Ende das satte Plus im Stadtsäckel verbleibe.

Das Bad sei ein Juwel, sagte Gert Sorgatz (FDP), Mitglied im Arbeitskreis Hallenbad des Stadtrats. "Jetzt brauchen wir eine Fassung." Er ließ keinen Zweifel daran, dass er von der Arbeit der GIG überzeugt ist: "Vielleicht ist das der große Wurf." Harald Gerngroß (SPD) zeigte sich zurückhaltender: "Was ist, wenn die Effekte nicht eintreten?", stellte er fragend in den Raum. Der Rat solle sich erst einmal das Konzept anschauen, entgegnete Lüllepop, das werde überzeugen. Schließlich lebe er von seiner Reputation, "ich habe nur einen Ruf zu verlieren".

Den Beschluss, dass die GIG schon in dieser Sitzung mit dem Konzept beauftragt werde, wie Lüllepop erwartet hatte, fasste der Stadtrat jedoch nicht. Auf Nachfrage, wann es denn so weit sei, erhielt er von Bürgermeister Preischl die Antwort, spätestens in der übernächsten Sitzung: "Mitte Juli."
 

Volker Luff