Ingolstadt (DK) Er wusste von nichts.
Bis zum Schluss. So ging der Plan. Freilich ahnte Rainer Rupp, dass da irgendwas Geheimes bevorstand, als er gestern an seinem 80. Geburtstag seiner Frau Rita vorschlug, man könne doch am Abend gemeinsam etwas unternehmen (das große Fest steht erst Mitte September an), und sie erwiderte, das gehe auf gar keinen Fall. Sie war eingeweiht. Kurz vor 17 Uhr stand plötzlich Werner Kundmüller, ein langjähriger Kollege Rupps am Scheiner-Gymnasium, mit dem Auto vor der Tür und bat das Ehepaar, einzusteigen. Die Fahrt ging wenig überraschend ins Christoph-Scheiner-Gymnasium, das Rupp von 1984 bis 2004 geleitet hat. Dort wurde die Überraschung vollendet.
Gut 60 Gratulanten warteten auf Rupp und ließen ihn hochleben. Alte Weggefährten, sehr viele ehemalige Kollegen und zahlreiche Scheiner-Absolventen, die sich gleichwohl gern an Rupp erinnern. Der wirkte wirklich überrascht, ja gerührt. "Ich habe insgeheim damit gerechnet, dass an meinem 80. noch irgendwas geplant ist", erzählte er auf dem Weg von einer Laudatio zur nächsten. "Aber nicht so was! " Die ganz große Ehrer-bietung. Ein Fest der Schulfamilie mit viel Programm.
Organisiert wurde der Überraschungsempfang für Rainer Rupp vom immer überaus aktiven Freundeskreis des Schei-ner-Gymnasiums, der übrigens in der Amtszeit des Jubilars gegründet wurde, wie der Vorsitzende Martin Friedrich hervorhob. "Zeremonienmeister" der Feier war der frühere Lehrer Andy Krainhöfner. "Herr Rupp hat viel für uns getan, und jetzt tun wir was für ihn", erzählte er am Rande. Vitus Brosinger (langjähriger Lehrer für Biologie und Chemie) spielte für die Gäste Akkordeon, die Hausmeister-Legende Winfried Werthner (im Amt bis 2010) fehlte natürlich auch nicht. Krainhöfner hatte außerdem stellvertretend für alle Absolventen in der Rupp-Ära zwei von ihnen eingeladen: Özden Sevimli (Abitur 2004) und Michael Kern (Abitur 1995).
Ganz besonders freute sich Rupp über den Besuch Alexander Bubmans, ehemaliger Direktor einer der beiden Partnerschulen des Scheiner in Moskau. Rupps Nachfolger Peter Bergmann (im Amt von 2004 bis 2011) war ebenfalls gekommen wie die heutige Scheiner-Chefin Iris Jamnitzky, die auf dem Balkon des Altbaus ihren Vor-Vor-Vorgänger in einer beseelten Rede würdigte: "Sie haben mit Schaffens- und Strahlkraft gewirkt. Vieles, was Sie angelegt haben, hat die Schule nachhaltig geprägt. Sie haben eine einzigartige Atmosphäre geschaffen, in die ich gerne eintauche! "
Dass am Scheiner ein ganz besonderer Geist herrscht, bestätigen Schüler und Absolventen immer wieder. Das belegte auch diese Feier - übrigens mit (laut Programm) live zugeschalteten Grußworten aus den USA, Russland und Frankreich.
"Es ist jetzt etwas passiert, das mir selten passiert", bekannte Rupp: "Ich bin sprachlos. "
Christian Silvester
