Münchsmünster
Überraschte Archäologen

In Münchsmünster wird ein Graben entdeckt, der wohl vor den Ungarn schützen sollte

28.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:52 Uhr

Ausgrabungen in Münchsmünster: Eine Mitarbeiterin katalogisiert die Funde, erkennbar sind mehrere Skelette. - Foto: Lamprecht

Münchsmünster (PK) Eigentlich, so war der Plan, sollte in diesem Jahr mit dem Bau des neuen Pfarrheims, direkt im Herzen von Münchsmünster, gegenüber von Rathaus und Kirche begonnen werden. Jetzt zum Jahresende, so hatte man gehofft, würde schon der Rohbau stehen.

Daraus allerdings wurde nichts. Wie zu erwarten stieß man schon zu Beginn der Arbeiten auf archäologische Funde. Rund drei Monate lang bevölkerte ein Ausgrabungsteam das Areal und förderte so manches Fundstück zutage. Darunter auch eine ganze Reihe von Gräbern.

"Wir waren zwischen dem 16. August und dem 2. November in Münchsmünster auf dem Gelände des geplanten Neubaus des Pfarrhauses sowie eines Pfarr- und Jugendheimes tätig", erklärt Radu Stoia von der Firma ArchDienst aus Baar-Ebenhausen. Untersucht wurden hier, so erklärt er weiter, drei Flächen: die des geplanten Jugendheims, die des Pfarrheims und die der Garage. Gearbeitet wurde von den Archäologen aber nur im Bereich der Fundamentgräben, wo der Boden auf Bautiefe abgetieft wurde.

"Wie erwartet kamen beim Abtragen der rezenten Planierungsschichten Funde zutage, die auf eine Bebauung in Holzbauweise hindeuten", sagt Stoia. Aus Stein und Ziegel ließen sich hingegen nur die Reste des alten Pfarrhauses aus dem 17. Jahrhundert, das hier früher stand, und dessen Anbauten nachweisen.

All das war kaum unerwartet. Einen überraschenden Befund gab es dann aber doch schon recht früh: ein zwei bis drei Meter tiefer Graben, der sich im Bereich des Pfarrhauses nachweisen ließ. "Nach Gesprächen mit der Gemeinde und den Heimatpflegern der Gemeinde handelt es sich hierbei wohl um einen Befestigungsgraben", meint der Archäologe und ergänzt: "Dieser konnte leider nur mit einer Länge von rund zwei Metern im Planum erfasst werden, da er auf dem Grabungsgelände zum Großteil unter der nicht zu untersuchenden Fläche liegt."

Die These, es müsse sich um einen Befestigungsgraben handeln, unterstützt er dennoch. Eine Palisadenstellung oder ein Wall konnten zwar nicht nachgewiesen werden, was auch den Beobachtungen der Ausgrabung der Firma ARDI im Jahre 2007 bei der Ausgrabung beim Bau des neuen Rathauses entspricht, eine Funktion des Grabens als Wehrgraben sei aber dennoch wahrscheinlich. "Möglicherweise diente er", so mutmaßt Stoia, "der Klostersiedlung als Schutzmaßnahme gegen die einfallenden Ungarn im neunten Jahrhundert."

Das alte Pfarrhaus und dessen Anbauten aus dem 17. Jahrhundert, die im Urkataster eingetragen sind, konnte durch die Entdeckung zweier Fundamentmauern bestätigt werden. Interessanterweise wurden hierbei die Fundamentmauern in eine ältere Kellergrube eingebaut. Die Kellergrube konnte aber nur im Profil dokumentiert werden. Ihre Verfüllung lässt keine genaueren Aussagen einer Datierung zu. Auf dem Gelände konnten bislang auch 55 Gräber lokalisiert werden, die alle nördlich des Grabens liegen. Fünf davon sind, so Stoia, Kindergräber. Die übrigen Knochen stammen von "erwachsenen, robust erscheinenden Individuen in gestreckter Rückenlage mit am Körper liegenden Armen." Die Gräber waren allesamt beigabenlos und wurden in unregelmäßigen Gruben angelegt. Eine Datierung ist daher schwierig. Auffällig ist jedoch, dass es für die damalige Größe Münchsmünsters recht viele Gräber waren.

Da die Pfarrkirche aber in rund 90 Metern Entfernung vom Begräbnisplatz steht, vermutet er einen Bezug auf eine Vorgängerkirche, welche sich südlich der heutigen Kirche und damit näher bei Gräbern befunden haben muss.