Ingolstadt
Übereifer im Bezirksausschuss?

Betonkübel sind verschwunden:In Hundszell ärgern sich Anwohner über eine zurückgenommene Fußgängersicherung

15.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:21 Uhr
Gut 30 Jahre lang standen zwei Betonkübel in dieser Kurve der Herrenlettenstraße auf dem Gehweg (links ein Bild des Tiefbauamtes von der Situation bis Ende April). −Foto: Stadt Ingolstadt

Ingolstadt - Die kleinen Dinge vor der Haustür sind für die Menschen mitunter viel wichtiger als große Weichenstellungen in der weiten Welt. Damit auch die Randerscheinungen aus den Stadtteilen in der Kommunalpolitik Beachtung finden, gibt es in Ingolstadt die Bezirksausschüsse. Doch was, wenn ein solches Ortsteilgremium bei einer Sachentscheidung etwas in Gang setzt, das einer ganzen Reihe von Bürgern nicht passt?

In Hundszell zeigt gerade das Beispiel zweier verschwundener Betonkübel, die über drei Jahrzehnte hinweg der Verkehrsberuhigung und Fußgängersicherung gedient haben, dass auch vermeintliche Nebensächlichkeiten das Potenzial haben können, Menschen in Wallung zu bringen. Einige Siedler fragen sich hier, welchem Bürgerwohl mit der Änderung einer Situation, die gut 30 Jahre Bestand hatte und mit der offenbar alle direkten Anlieger gut leben konnten, gedient sein soll.

Es geht um die Herrenlettenstraße, in deren scharfer Kurve nach der Abzweigung von der Lechermannstraße besagte Betonkübel den Gehweg zur Straße hin abgegrenzt haben. Diese Maßnahme zum Schutz der Fußgänger halten die Anwohner bis heute für notwendig, denn die recht schweren Pflanztröge wurden über die Jahre angeblich schon mehrfach von Autos angefahren und sogar umgeworfen.

In diesem Frühjahr kam dann im Bezirksausschuss Südwest plötzlich eine Diskussion um die Kübel in Gang - warum, das ist im Nachgang gar nicht so einfach nachzuvollziehen. Ein BZA-Mitglied sagte dem DK jetzt, dass jemand vorgeschlagen hatte, zwecks Verkehrsberuhigung weitere Kübel aufzustellen. An der Herrenlettenstraße wird allerdings auch gemutmaßt, dass eine besser situierte Bürgerin aus der Umgebung, die einen der Tröge zuletzt mit ihrem Auto touchiert haben soll, bei der Bezirksausschussvorsitzenden Walburga Majehrke (CSU) auf eine Änderung gedrungen haben könnte.

Obwohl sich der Bezirksausschuss in seiner jüngsten Sitzung am 10. März laut Protokoll lediglich (einstimmig) für eine Prüfung der Situation ausgesprochen und das städtische Tiefbauamt in einer Stellungnahme keine Bedenken gegen die Betonteile geäußert hatte, waren sie Ende April dann plötzlich verschwunden. Das Gartenamt, so erläuterte es Tiefbauamtsleiter Walter Hoferer am Freitag dem DK, habe sie kürzlich abtransportiert und eingelagert.

Hoferer hatte sich in seiner Stellungnahme für den BZA am 9. April noch eindeutig geäußert. Sein Amt schlage vor, so hieß es da, "diese Tröge an der Stelle zu belassen, aber keine neuen zu genehmigen." Dass die Kübel schon "ewig" dort standen, konnte der Amtsleiter nach eifriger Recherche ebenfalls bezeugen: "Bereits im Luftbild von 2001 sind die beiden Tröge eindeutig zu erkennen."

BZA-Vorsitzende Majehrke war am Freitag für den DK nicht zu erreichen. Einer direkten Anwohnerin soll sie auf deren Protest hin gesagt haben, dass es an der Herrenlettenstraße keine besondere Verkehrsberuhigung brauche, da hier wegen der vielen geparkten Fahrzeuge niemand sonderlich schnell unterwegs sein könne. Diese Position teilen offenbar auch andere BZA-Mitglieder. SPD-Vertreter Horst Sebald zum Beispiel sagte dem DK, dass er die Situation seit Jahren gut kennt und sich nicht vorstellen kann, dass auf der kurvigen und engen Straße gerast wird. Dass es in besagter Kurve schon wiederholt Rempler an den Kübeln gegeben haben soll, war ihm bislang allerdings nicht bekannt.

Direkte Anwohner haben jetzt eine Unterschriftenaktion angeleiert, um die Tröge zurückzubekommen. Initiatorin Maria Sieg äußerte in einem Schreiben an den DK ihr Unverständnis darüber, dass ein Bezirksausschuss derart an den Interessen der Anlieger vorbei eine über 30 Jahre bewährte Situation ändere, obwohl Tiefbauamt, Gartenamt und städtische Verkehrsüberwachung nichts gegen die Kübel einzuwenden gehabt hätten.

Am lächerlichsten fand sie das angeblich von Walburga Majehrke vorgebracht Argument, der Bürgersteig sei hier ohnehin durch die Tröge zu sehr eingeengt gewesen. Tiefbauchef Hoferer ist nicht dieser Meinung. Er hatte in seiner Stellungnahme erklärt, dass eine Fußwegbreite von 1,70 Metern frei geblieben sei - ausreichend auch für jeden Kinderwagen und jeden Rollator, wie man bei den Anliegern meint.

DK