Nürnberg
Überall sind Bagger und Kräne im Einsatz

Konzertsaal, Augustinerhof, ein neuer Stadtteil: Spektakuläre Neubauten verändern Nürnbergs Gesicht

05.08.2018 | Stand 23.09.2023, 4:19 Uhr
Durch die vielen Baustellen in der Stadt - wie hier an der Hauptpost beim Bahnhof - bekommt Nürnberg nach und nach ein neues Gesicht. −Foto: Pelke

Nürnberg (DK) An vielen Ecken in der Stadt sind Bagger und Kräne im Einsatz. Mit der Kaiserburg wird derzeit sogar das Nürnberger Wahrzeichen für knapp 20 Millionen Euro auf Vordermann gebracht. "Es passiert unendlich viel in Nürnberg. Und all diese Veränderungen verbessern die Lebensqualität", sagt der städtische Baureferent, Daniel F. Ulrich, nahezu euphorisch und rasselt die lange Liste der wichtigsten Bauprojekte herunter. Eine Hand reicht dafür schon lange nicht mehr aus.

Zunächst gibt es unter den spektakulären Neubauten die Gruppe der Prestigeprojekte. Diese Prachtbauten an den zentralen Straßen und Plätzen genießen in der Stadt eine besondere Aufmerksamkeit. Bei diesen Luxusbauten soll nicht gekleckert, sondern geklotzt werden. Dabei schwingt besonders in Nürnberg immer auch eine Portion Selbstdarstellung und Selbstvergewisserung nach Innen wie nach Außen mit. Besonders prestigeträchtig ist vor diesem Hintergrund die Errichtung des neuen Konzerttempels. Für geschätzte 50 bis 70 Millionen Euro soll bis zum Jahr 2024 direkt neben der alten Meistersingerhalle der neue Konzertsaal entstehen. Nach den Plänen von Nürnberger Architekten soll der Klassiktempel eine moderne Würfelform mit filigranem Glasfoyer erhalten. Der aus Nürnberg stammende Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat den Entwurf wohlwollend als "fränkischen Futurismus" bezeichnet.

Mindestens genauso prestigeträchtig wie der neue Konzertsaal soll der neue Augustinerhof beim Hauptmarkt in der Altstadt werden. Nach den Plänen von Volker Staab, der sich in Nürnberg schon mit dem "Neuen Museum" einen Namen gemacht hat, ist die Nürnberger Alpha-Gruppe des ehemaligen Präsidenten des 1. FC Nürnberg, Gerhard Schmelzer, bereits fleißig dabei, das Schmuckstück am historischen Flussufer zu errichten. Im Augustinerhof soll nach geplanter Fertigstellung im Jahr 2020 eine Außenstelle des "Deutschen Museums" einziehen und neueste Technologien als aktiven Lernort vorstellen. Junge Menschen sollen im fränkischen Ableger der berühmten Technikmuseums aus München wissenschaftliche Zusammenhänge spielerisch entdecken können. Derzeit sind die Bauarbeiten auf dem historischen Areal in vollem Gange. Zuvor hatten archäologische Ausgrabungen den Baubeginn erheblich verzögert. Damit beim feierlichen Spatenstich der frischgebackene Ministerpräsident aus Nürnberg dabei sein konnte, ist der Festakt mit der versammelten Politikprominenz um eine Woche verschoben worden.

Für den Alltag der Menschen sind allerdings die Großprojekte wichtiger, die mehr Wohnraum schaffen. Auf dem ehemaligen Güterbahnhofareal im Süden der Stadt soll unter dem Kunstnamen "Lichtenreuth" gleich ein neuer Stadtteil aus dem Boden gestampft werden. Auf dem 100 Hektar großen Areal sollen nicht nur Wohnungen und Geschäfte entstehen. In dem neuen Stadtteil findet auch die neue "Technische Universität Nürnberg" (TUN) ein Zuhause. Auf knapp 40 Hektar soll die Universität für rund 5000 Studenten gebaut werden. "Hier entsteht eine völlig neuartige Universität, die den gesamten Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Metropolregion Nürnberg für die Zukunft stärkt", freute sich der städtische Wirtschaftsreferent, Michael Fraas (CSU), nach dem positiven Kabinettsbeschluss der Staatsregierung im Juli diesen Jahres. Bis zum Baubeginn dürfte allerdings einige Jahre ins Land gehen. Bereits 2019/2020 soll dagegen auf der westlichen Teilfläche des Stadtteils Lichtenreuth der Baubeginn für rund 750 Wohnungen erfolgen.

Auch bei dem seit Jahren leerstehenden "Quelle"-Gebäude stehen die Zeichen auf Veränderung. Rund 700 Millionen Euro will der neue Eigentümer in die Revitalisierung der zweitgrößten Industrieruine der Nation stecken. Die "Gerchgroup" hat das ehemalige Versandhaus von einem portugiesischen Investor übernommen. Dieser will nun verstärkt Wohnungen bauen. Ursprünglich wollte "Sonae Serra" ein Einkaufszentrum aus dem Riesenkasten machen.

Neben diesen Projekten verweist Baureferent Daniel F. Ulrich auf Infrastrukturmaßnahmen. Der geplante Bau der Stadt-Umland-Bahn von Nürnberg nach Herzogenaurach oder die beabsichtigte Verlängerung der Straßenbahn nach Fischbach würde die Lebensqualität vieler Bürger verbessern. Eine Verbesserung erhoffen sich Autofahrer vom kreuzungsfreien Ausbau des Frankenschnellweges. Allerdings streitet sich die Stadt seit Jahren mit Anwohnern und Umweltschützern vor Gericht um das 250-Millionen-Euro-Projekt. Das Ende des Dauerstillstandes ist offen.

Ein dickes Fragezeichen steht auch hinter den Veränderungsprozessen am Nordring. Die Zukunft des "Schöller"-Areals im Stadtteil Thon scheint ebenfalls noch völlig offen. Die Stadt will auf dem Gelände keinen Wohnungsbau zulassen, um dem Eigentümer die Stilllegung der Eisfabrik nicht auch noch zu vergolden. Fest steht dagegen schon, dass die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) vom Nordring an den Kohlenhof beim Plärrer umzieht. Dort wächst bereits das neue Hauptquartier der Konsumforscher in den Nürnberger Himmel.
 

Nikolas Pelke