Kipfenberg
Über Umwege zum Amt des Bürgermeisters

Rainer Richter hat viel probiert: Lehrer, Chemiker und Schreiner - Schließlich wurde er Kipfenbergs Bürgermeister

23.12.2018 | Stand 02.12.2020, 14:58 Uhr
Rainer Richter wird 70. −Foto: Metzel

Kipfenberg (mme) An Heiligabend vollendet Rainer Richter, dem der Marktgemeinderat schon vor Jahren den Titel Altbürgermeister verliehen hat, sein 70. Lebensjahr.

Ursprünglich war es nie Richters Ziel, in die Politik zu gehen. Die großen Probleme mit der Gerechtigkeit haben Richter, der im Grunde seines Herzens ein Philosoph ist, immer bewegt. In seiner Zeit als Hilfsarbeiter bei der Glashütte Anfang der 1970er Jahre ist er in die SPD eingetreten. 1984 konnte der gelernte Schreiner und studierte Pädagoge sein weitreichendes politisches Engagement mit dem Einzug in den Gemeinderat beginnen. Die Geschicke der Marktgemeinde als Bürgermeister lenkte Richter von 1996 bis 2014. Feiern will er seinen Geburtstag nicht groß. "Der 24. Dezember ist ein schlechter Tag, um Geburtstag zu feiern. " Oberhalb der ehemaligen Bahnhofswirtschaft an der Eichstätter Straße ist Rainer Richter am 24. Dezember 1948 als jüngster von drei Söhnen zur Welt gekommen. Die Mutter war mit den älteren Brüdern nach dem Zweiten Weltkrieg aus Tschechien vertrieben und in Kipfenberg einquartiert worden. Sein Vater kam Ende 1946 aus einem tschechischen Internierungslager frei und fand bei der Glashütte in Grösdorf eine Anstellung.

Zur Grundschule ging Rainer Richter in Kipfenberg, später indas Willibald-Gymnasium in Eichstätt. Während der letzten beiden Schuljahre besuchte Richter das Eichstätter Priesterseminar. Er spielte einige Zeit mit dem Gedanken, Priester zu werden. "Beruf ist Eignung und Neigung und ein Priester muss gut singen können. " Letzteres konnte Rainer Richter nicht, und so beschloss er Chemie zu studieren. Nach 16 Semestern hat er das Chemiestudium "geschmissen". Neben seinem Studium arbeitete Richter als Hilfsarbeiter bei der Glashütte. "Politisch wurde ich in jener Zeit links angehaucht. " Richter entschloss sich schließlich Lehrer zu werden. Nach dem Lehramtsstudium, der praktischen Ausbildung und zwei Jahren als angestellter Lehrer wurde Richter arbeitslos. Da die Arbeit mit Holz zu seinen liebsten Freizeitbeschäftigungen gehört, entschied er sich für eine Lehre als Bauschreiner. Ein halbes Jahr nach erfolgreich bestandener Gesellenprüfung konnte Richter, nun als Beamter, in den Schuldienst zurückkehren. Mit 51 Jahren, am 25. März 2000, heiratete er seine Frau Martha. Ein Jahr später wurde Tochter Franziska geboren.

Seit seinem Ausscheiden aus dem Bürgermeisteramt hat sich Richter verstärkt dem Schreinerhandwerk zugewandt. "In der Schreinerwerkstatt geht es nur schleppend voran. Als Hausmann kommt man nicht so dazu. " Langweilig sei es ihm nie. Zwei bis drei Stunden täglich gehen für das intensive Studium des EICHSTÄTTER KURIERS drauf. "Sämtliche Artikel, die einen Bezug zu Kipfenberg haben, schneide ich aus und sammele sie. " So bleiben dem Jubilar nur ein paar Stunden täglich für die Werkstatt. Zurzeit fertigt er Weihnachtsgeschenke für die Familie. "Aber mit dem Lackieren werde ich wohl vor Weihnachten nicht mehr fertig. " Auch Tochter Franziska wartet schon auf ein Bett.

Für seinen Nachfolger im Amt hat Richter nur lobende Worte. "Mein Nachfolger macht seine Sache sehr gut, viel besser als ich es gemacht habe. " Gesundheitlich beklagt sich Kipfenbergs Altbürgermeister nicht: "Ich bin sehr zufrieden", betont er.