Schrobenhausen
Über ein Jahr ohne Proben

Für die zahlreichen Chöre und Gesangsvereine ist noch immer kein Land in Sicht

11.04.2021 | Stand 15.04.2021, 3:34 Uhr
Auftritte aus den Zeiten vor Corona: Der Männergesangsverein Aresing beim Adventskonzert im November 2019. −Foto: SZ-Archiv

Schrobenhausen Singen ist bei Gottesdiensten seit über einem Jahr nicht mehr erlaubt. Auch Veranstaltungen wie das Gausingen im Schrobenhausener Land oder dem Donaumoos Gau finden nicht mehr statt. In vielen Gesangsvereinen liegt das Vereinsleben still, andere versuchen, über die sozialen Medien den Kontakt zu halten.

Die aktuelle Situation im Männergesangsverein Aresing bringt Vorsitzender Ulrich Mahl kurz und bündig auf den Punkt: "Wir haben keine Proben und de facto kein Vereinsleben." Ein Großteil der Sänger gehöre zu den Älteren und damit zur Risikogruppe. "Damit ist es doppelt schwierig." Nach dem ersten Lockdown im Frühjahr hatten sich die Vereinsmitglieder unter Corona-Bedingungen zum Proben im Freien getroffen. Mahl erinnert sich: "Die Bereitschaft, mitzumachen, war ziemlich groß." Die Sänger hätten sich schnell zusammengefunden und seien froh gewesen, wieder etwas machen zu können.

Bei den Proben wurden altbekannte Lieder gesungen. Der Vorsitzende erklärt, warum: "Singen ist Trainingssache. Man braucht schon ein paar Proben, bis sich alle wieder in ihre Stimme eingefunden haben." Um neue Sachen zu lernen, reichte die Zeit nicht mehr, weil dann die Corona-Auflagen schon wieder verschärft wurden und gemeinsames Singen nicht mehr möglich war.

Mahl ist zuversichtlich, dass er seine Sänger "relativ schnell wieder beieinander haben" wird, wenn die Einschränkungen aufgehoben werden. Er kann sich aber auch vorstellen, dass der eine oder andere aufhören wird. Der Vorsitzende ist überzeugt: "Die mit Abstand meisten sind froh, wenn sie wieder singen dürfen." Das gehöre bei den meisten zum Wochenplan und die Gemeinschaft sei ihnen auch sehr wichtig.

"Null Vereinsleben" findet derzeit auch in Brunnen beim gemischten Chor und dem Männergesangsverein statt. Die beiden Chöre sind eigentlich ein fester Bestandteil der Pfarrei. Sie gestalten normalerweise viele Gottesdienste, treten bei Geburtstagen oder Hochzeiten auf. Chorleiter Manfred Kroh hatte zwei Abende in der Woche fest für Proben eingeplant. Von den rund zehn aktiven Mitgliedern des Männergesangsvereins habe bei den Proben kaum jemand gefehlt, erzählt er. Der gemischte Chor hat ungefähr 20 Sänger und Sängerinnen.

Im vergangenen Jahr war geplant, dass die Chöre zum Oster-Gottesdienst singen. Der Chorleiter sagt: "Kurz vorher kam der Hinweis von der Diözese, dass kein Singen mehr möglich ist." Beim diesjährigen Osterfest am vergangenen Wochenende begleitete Kroh die Messe nur als Organist an der Orgel. Selbst wenn Singen möglich gewesen wäre, hätten auf der Empore nur etwa sechs Sänger Platz gehabt, um den nötigen Abstand einzuhalten.

Zu viel Abstand sei bei Laiensängern nicht optimal, ist die Erfahrung, die Gerhard Eicher machte. Er ist Vorsitzender des Männergesangsvereins Karlskron. Nach dem ersten Lockdown hätten sie Tenöre und Bässe jeweils einzeln in der Aula der Schule proben lassen, erzählt er. "Das war aber nicht zielführend, weil einfach Laiensänger ziemlich nah zusammen stehen sollten, um den anderen mitzuhören." Der Verein stellte den Probebetrieb deshalb wieder ein. Momentan hält er den Kontakt zu den 30 aktiven Sängern vor allem über eine WhatsApp-Gruppe, der fast alle Sänger angehören. Ebenso wie mit dem Festausschuss, denn eigentlich feiert der Männergesangsverein heuer sein 100-jähriges Bestehen. Die für Mai geplante Feier ist allerdings fürs erste auf unbestimmte Zeit verschoben. Ebenso die Generalversammlung. Mit den Mitgliedern des Festausschusses trifft sich der Vorsitzende zwar bei Videokonferenzen. Bei einer Generalversammlung wolle er den Anwesenden und vor allem jenen, die geehrt werden, jedoch ins Gesicht sehen, sagt Eicher.

Im vergangenen Jahr hatte er den Geschenkkorb den Geehrten mit entsprechendem Abstand daheim vorbeigebracht. Die Resonanz sei sehr positiv gewesen, freut sich der Vorsitzende.

Und noch eine andere positive Erfahrung hat er gemacht: Nachdem die Weihnachtsfeier mit Versteigerung ausgefallen war, hatte der Verein auf freiwillige Spenden gesetzt. "Es war eine große Spendenbereitschaft da. Meine Sänger haben sich nicht lumpen lassen," so der Vorsitzende

gdr