Reichertshausen
Über die Macht der süßen Triebe

09.05.2011 | Stand 03.12.2020, 2:51 Uhr

Quer durch Oper und Operette führten Lieder und Arien rund um die Liebe beim Frühlingskonzert in der Reichertshausener Kulturwerkstatt. Dort gastierten Anastasiya Feierlein (v.l.) am Piano, Sopranistin Bettina Singer und Bariton Gregor Dalal. - Foto: Steininger

Reichertshausen (hsg) Der Frühling stehe "ganz im Zeichen der Liebe", betonte Sänger Gregor Dalal zu Beginn des Konzertabends und gab damit gleich den roten Faden für das gesamte Programm vor. Wobei er als Bariton hier immer zu kurz käme, "weil in jeder Oper die Tenöre die holde Weiblichkeit für sich gewinnen".

Trotzdem hielt er Ausschau in Form der Arie "Blick ich umher" aus Wagners "Tannhäuser": "Und hold und tugendsam erblick’ ich Frauen, lieblicher Blüten düftereichsten Kranz". Ein starker Anfang, eine raumfüllende Stimme, eine sichere Intonation. Ein stimmliches Kontrastprogramm folgte beim Frühlingskonzert in der Reichertshausener Kulturwerkstatt mit der Arie von Sopranistin Bettina Singer "O mio babbino caro! – oh mein lieber Vater" aus Puccinis Einakter "Gianni Schicchi", die ebenfalls einen furiosen Start hinlegte, das machte Appetit auf mehr. So wechselten Arien bekannter Opern mit unsterblichen Liedern aus ebensolchen Operetten, mal als Polka, dann im Walzertakt – wie zum Beispiel Franz Lehár’s "Meine Lippen, die küssen so heiß" oder die Annenpolka, einer Perle der Wiener Musik. Bei letzterer überzeugte die Sopranistin nicht nur gesanglich, sondern bewies auch schauspielerisches Talent, als sie eine leicht beschwipste Dame mimte, die mit einem Glas Sekt in der Hand kokett auf dem Schoß eines Zuhörers Platz nahm.

Ein musikalisches Glanzlicht wurden jedes Mal die Duette der beiden Künstler, die gesanglich bestens miteinander harmonierten, kongenial begleitet von Anastasiya Feierlein am Piano – routiniert, immer feinfühlig auf die Sänger achtend und exakt im Timing. Schade, dass sie bei diesem Konzert als Piano-Solistin nicht in Erscheinung trat – wer sie kennt, der weiß, was er versäumt hat.

Gleich nach der Pause einer der Höhepunkte des ohnehin auf hohem Niveau musizierenden Trios: Gregor Dalal gab den Vogelfänger aus Mozarts "Zauberflöte" und bezauberte das Publikum stimmlich wie auch bei seinen kurzen Zwischenspielen mit der Flöte. Mit dem zauberhaften Duett "Bei Männern, welche Liebe fühlen, fehlt auch ein gutes Herze nicht. Die süßen Triebe mitzufühlen, ist dann der Weiber erste Pflicht" war man wieder beim Thema, gekrönt von einem der wohl bekanntesten Duette der Musikgeschichte, "Papagena, Papageno".

Nett auch die lustigen Dialoge zwischen den beiden Protagonisten, als sie zu Lehár’s "Lippen schweigen" aus der "Lustigen Witwe" ein paar Walzerschritte versuchten.

Kein Operettenprogramm ohne Emmerich Kálmán, aus dessen "Csárdásfürstin" ein Lied berühmt und unvergänglich ist: "Das ist die Liebe, die dumme Liebe". Wieder einmal ein Duett, wie zugeschnitten auf Bettina Singer und Gregor Dalal. Die Mutter dieses Komponisten war übrigens eine geborene "Singer", doch diese Namensgleichheit ist rein zufällig.

Überhaupt war es ein Konzert, das locker, lecker und leicht über die Bühne ging – Vergnügen pur in Sachen Musik, Komik und Vortragskunst. Dieses Trio war bestens gelaunt, man ergänzte sich großartig, was sich auch auf das Publikum übertrug. Da hätte es gar nicht der Blumen bedurft, die Bettina Singer an einzelne Gäste während des Singens verteilte – die Zuhörer waren auch so hingerissen. Genauso auch von der Idee, zwölf Kinder in das Programm in Form eines musikalischen Reigens einzubinden.

Deshalb konnte es nicht ausbleiben, dass das Publikum noch musikalischen Nachschlag forderte. Das war auch ganz im Sinne von Reichertshausens Bürgermeister Reinhard Heinrich, der das Ensemble verabschiedete mit der Bemerkung, dass dieses Trio bereits zum zweiten Mal in der Bücherei auftrete. Deshalb erbat er sich auch zwei Zugaben. Und die Drei könnten bereits heute darüber nachdenken, wie das bei einem dritten Konzert im nächsten Jahr aussehe, schloss er mit einem Augenzwinkern.