Schrobenhausen
Über Bildspeichermodule "Made in Schrobenhausen"

Ein Blick in das Schrobenhausener Produktionswerk von Agfa-Gevaert Healthcare

30.01.2022 | Stand 22.09.2023, 23:31 Uhr
Ein Blick auf die Arbeitsplätze in der Produktion: In Schrobenhausen entsteht Hightech nicht nur für den medizinischen Sektor. −Foto: Floerecke

"Sauberkeit ist oberstes Gebot bei der Produktion von medizinischen Produkten", sagt Josef Sturm. Und hat sich daher für den Rundgang durch die Räumlichkeiten noch schnell seinen weißen, knie- und unterarmbedeckten, mit enganliegenden Ärmeln geschnittenen Laborkittel angezogen. Seit 2005 ist der Österreicher Werksleiter am Schrobenhausener Standort der Agfa-Gevaert Healthcare GmbH.

Schrobenhausen - Aktuell sind vor Ort an die 80 Personen, überwiegend Mitarbeiterinnen beschäftigt. Der Großteil von ihnen wohnt in Schrobenhausen oder der näheren Umgebung. Bei ihnen allen dreht es sich hier um eins: die Fertigung von Röntgenkassetten und digitalen Bildspeicherplatten für die medizinische und industrielle Radiologie.

"Diese Röntgenkassetten und Bildspeicherplatten", erzählt Josef Sturm, "werden für Röntgenaufnahmen in der bildgebenden medizinischen Diagnostik und in der zerstörungsfreien Werkstoffprüfung verwendet." Manfred Bieber, seit 1999 Verwaltungsleiter am Standort, vergleicht für den Außenstehenden die Funktionsweise der Bildspeicherplatten, das Hauptprodukt, mit einem herkömmlichen USB-Stick: Bei beiden können Informationen gespeichert und ausgelesen werden, bei Agfa-Gevaert Healthcare handelt es sich um Röntgeninformationen.

Anwendung in der Diagnostik

Seit 1947 existiert der Standort an der Bürgermeister-Götz-Straße unweit des Schrobenhausener Bahnhofs, seit 1964 unter dem Dach der Agfa-Gevaert-Gruppe mit Sitz im belgischen Mortsel. Auf dem weitläufigen Schrobenhausener Gelände befinden sich neben der Produktionsstätte das Büro- und Verwaltungsgebäude, das Lager und die Cawo-Vertriebsorganisation. Auf einer Produktionsfläche von 4500 Quadratmetern entstehen so tagsüber im Einschichtbetrieb Medizinprodukte "Made in Schrobenhausen" für den Weltmarkt.

Josef Sturm und Manfred Bieber gehen dabei fest davon aus, dass diese Produkte im Gesundheitswesen und in der Industrie "noch viele Jahre ihren Bestand haben werden". Hauptabnehmer der Produkte aus Schrobenhausen sind Radiologie-Zentren, Krankenhäuser und niedergelassene Ärzte. Das zweite Standbein im Produktportfolio von Agfa-Gevaert Healthcare sind digitale Bildspeicherplatten für die zerstörungsfreie Werkstoffprüfung, beispielsweise von Schweißnähten und Turbinenschaufeln.

Auftragsbezogene Serienfertigung

"Die vielen aufeinander abgestimmten Arbeitsschritte mit ihren unterschiedlichen, oftmals kleinteiligen Tätigkeiten", erzählt Stefan Dübner, Leiter der Produktion Folien, "erfordern reichlich Fingerfertigkeit seitens der Mitarbeiter." Unterstützt werden sie dabei durch modernste Laserschneide- und Beschriftungsanlagen oder Ultraschallschweißmaschinen. Und dann sind da noch die beiden Gießmaschinen zur Herstellung der Bildspeicherplatten, die Stefan Dübner als "das Herzstück der Produktion und einmalig im Agfa-Konzern" bezeichnet. "Auf diesen werden", berichtet er, "die Speicherplatten auf Rollen in unterschiedlichen Breiten und Längen gegossen."

Die auftragsbezogene Fertigung der sogenannten Blattware, und das erfährt man beim Rundgang auch, schließt sich dem Gießprozess direkt an und wird nach dem Kanban-Prinzip organisiert. Lagerbestände gibt es nicht. Alle fertigen Erzeugnisse gelangen von Schrobenhausen aus in das Zentrallager nach Mortsel. Mit der Methode der Jobrotation ist im Werk ein teilweiser, regelmäßiger Arbeitsplatz- und Aufgabenwechsel etabliert worden.

Auf Niveau wie vor der Pandemie

Zurück im Büro von Josef Sturm, äußert sich der Werksleiter mit Blick auf das abgelaufene Geschäftsjahr 2021 durchaus zufrieden: Trotz Pandemie, vorübergehender rückläufiger Aufträge und teilweiser Kurzarbeit am Standort habe der Mitarbeiterstamm in Schrobenhausen gehalten werden können. Mittlerweile, sagt er, habe man das mengenmäßige Auftragsniveau aus den Zeiten vor der Pandemie wieder erreicht. Gute Nachrichten also zu Beginn des neuen Jahres von einem der größeren Arbeitgeber in Schrobenhausen.

SZ

Thomas Floerecke