Stockheim
Turmhohes Vergnügen

Neue Spiellandschaft bereichert Stockheimer Jugendzeltplatz - Auch Wehmut schwingt bei Einweihung mit

22.09.2020 | Stand 02.12.2020, 10:31 Uhr
Acht Meter hoch ist der neue Spielturm als zentrales Element der neuen Spiellandschaft auf dem KJR-Gelände in Stockheim. −Foto: Leykamm

Stockheim - Die neue Spiellandschaft am Jugendzeltplatz in Stockheim am Igelsbachsee tritt ein schweres Erbe an: Wo sich jetzt aus einem Wellental an Spielmöglichkeiten ein imposantes Turmgebilde acht Meter in den Himmel reckt, stand zuvor das legendäre Piratenschiff.

Es war das Markenzeichen dieses vom Kreisjugendring (KJR) Roth betriebenen Geländes samt Jugendgästehaus. Und so mischte sich in die Einweihung des Nachfolgerspielbaus auch etwas Wehmut.

Allerdings war dem "Geisterschiff", wie es der KJR-Vorsitzende Simon Volkert bezeichnete, schon vor zehn Jahren vom TÜV ein baldiges Ende prophezeit worden. Seither überlegten er und seine Vorstandskollegen fieberhaft, was dem Schiff folgen könnte. Galt dieses doch nicht nur für die Kinder als Attraktion, sondern auch für die Spaziergänger, die am Ufer lustwandeln.

Ein Vorsprechen bei Landrat Herbert Eckstein habe dann den entscheidenden Impuls gegeben: "Seid kreativ - wir werden Euch unterstützen", sei die Botschaft des Landrats gewesen. Finanzelle Hilfe signalisierte auch die Sparkassenstiftung Roth-Schwabach und dazu konnten noch europäische Fördermittel über das Leader-Programm an Land gezogen werden. Damit war es möglich, das Projekt in Angriff zu nehmen.

Zunächst wurde im vergangenen Jahr das Schiff abgebaut. Heuer im Januar fiel dann der Startschuss für den Bau des Turms und der weiteren Anlagen. "Allerdings hat sich die Maßnahme doch sehr aufgeblasen, da sind wir richtig erschrocken", räumte Volkert ein. Am Ende schlugen die Gesamtkosten mit gut 300000 Euro zu Buche. Knapp 120000 Euro davon wurden aus dem Leader-Topf bezahlt. Der KJR-Vorsitzende dankte dem Landkreis dafür, dass die Unterstützung auch dann nicht endete, "als die Zahlen nach oben schossen. "

Herbert Eckstein selbst erinnerte sich bei der Einweihungsfeier am Sonntag an jene Leader-Sitzung zurück, bei der ihm auffiel, "dass die Gelder für Jugendprojekte nicht abgerufen werden". Die Gunst der Stunde wurde genutzt. So sei ein toller "Überblicksturm" entstanden, so Eckstein. Besonderes Lob erhielt von ihm die noch kleine Linde, die durch das Gebilde mit zwei Ebenen in dessen Mitte hindurchwachsen und in vielen Jahren einmal Schatten spenden soll.

Begeistert zeigte der Landrat aber ebenso von der Entstehungsgeschichte des Vorgängerbaus, das einst ohne Architekt, Gutachten oder Sicherheitsingenieur aus dem Boden gestampft worden sei: "Damals haben die Kinder auch noch mit dem Hammer auf den Nagel hauen dürfen". Eckstein stellte deshalb zugleich in Frage, ob die bei solchen Bauvorhaben zunehmende "formelle Enge wirklich für mehr Sicherheit sorgt oder einfach nur Kreativität und Fantasie abbremst. "

Mit solchen Worten lieferte Eckstein eine gute Vorlage für die Segnung durch den katholischen Dekanatsjugendseelsorger Sebastian Stanclik und den evangelischen Dekanatsjugendpfarrer Joachim Nötzig. "Das wird ein echter Hingucker", lobte Stanclik zunächst das neue Gebilde, bevor Nötzig zu einer "Beichte" ansetzte. So manches Spielgerät seiner Kindheit habe er mit seinen Kumpels und mit einem geklauten Hammer gezimmert. "Das waren intensive und nachhaltige Lernerfahrungen. Das Spiel ist die Institution des Lernens schlechthin", schaffte Nötzig noch die Brücke zur eingeweihten Spiellandschaft.

Er freue sich, dass hier "in kurzer Zeit etwas Anspruchsvolles umgesetzt wurde", sagte daraufhin der frühere Allersberger Bürgermeister Bernhard Böckeler, Vorsitzender der ErLebenswelt Roth als lokale Leader-Aktionsgruppe. Neben den vielen Spielangeboten biete die Turmlandschaft auch Räume, um sich zurückzuziehen oder sich zu versammeln. So ließe sich die Anlage ebenso für Erwachsene nutzen.

Für die junge Generation solle sie dagegen einen Beitrag dazu leisten, dass sie auf kreative Weise das Leben in vielen Facetten kennenlernen möge. Das beherzigten bei der Einweihung sogleich die beiden Kinder von Georgensgmünds Bürgermeister Ben Schwarz. Die dortige Feuerwehr unterstützt seit jeher die Arbeiten auf dem KJR-Gelände. Die Spiellandschaft, nach deren Namen noch gesucht wird, "hat den Expertentest schon mal bestanden", sagte Schwarz.

HK