Tupperparty: Handy statt Wohnzimmer während Corona

09.09.2021 | Stand 23.09.2023, 20:44 Uhr
Daniela Sigmund demonstriert in ein gestellten Szene Küchenhelfer für eine virtuelle Tupperparty. Die Party-Managerin nutzt digitale Vertriebswege, um ihre Waren zu bewerben. −Foto: dpa

Manching - Viele Branchen müssen wegen der Corona-Pandemie Umsatzeinbußen hinnehmen.

 

Vor allem der Direktvertrieb scheint davon betroffen. "Wir waren aber eher Sieger der Pandemie, auch wenn es keine Live-Tupperpartys gab", erklärt Sonja Ruf, Bezirkshändlerin von Tupperware im Raum Ingolstadt (kleines Foto). Doch wie ist das mit Lockdowns und Beschränkungen überhaupt möglich?

Deutschlandweit verkaufte Tupperware 2020 rund 440000 Produkte, "circa 22000 davon über den E-Commerce-Bereich", teilt die Pressestelle des Unternehmens auf Anfrage unserer Zeitung mit. Den Online-Shop betreibt das Unternehmen seit dem Jahr 2018. "Die Eröffnungen weiterer Vertriebskanäle ist ein Meilenstein auf dem Weg, alle Generationen, auch die Gen Z/Millenials, mit unseren Produkten zu erreichen", heißt es. Es sei in den vergangenen Monaten gelungen, on- und offline miteinander zu verbinden.

Bezirkshändlerin Ruf aus Manching bei Ingolstadt bestätigt das. Bei einer klassischen Tupperparty lädt der Gastgeber oder die Gastgeberin gemeinsam mit einer Beraterin oder einem Berater Gäste ein. Die Produkte werden vorgestellt und können direkt vor Ort bestellt werden. "2020 haben wir diese Live-Veranstaltungen sofort eingestellt und sind auf Whatsapp-Partys umgestiegen. " Während der Corona-Pandemie war also der Messenger-Dienst von Facebook der neue Raum zum Präsentieren der Produkte.

Die Reaktionen der Kundinnen und Kunden darauf waren nach "leichten Anfangsschwierigkeiten" positiv. In dem Modell sieht Ruf, die seit elf Jahren bei Tupperware arbeitet, auch für die rund 300 Beraterinnen und Berater im Raum Ingolstadt Vorteile. Immerhin könne man mehrere Partys parallel machen. "Deswegen haben wir oft mehr Partys gemacht als vor der Krise. " Denn die Videos zu den Produkten bleiben so lange in der Whatsapp-Gruppe, bis diese gelöscht wird.

Das macht es laut der 48-Jährigen Bezirksleiterin auch den Kundinnen und Kunden leichter, die nun flexibler und eben nicht mehr an einen bestimmten Party-Termin gebunden sind. Viele Familien könnten sich bei den Whatsapp-Partys in Ruhe beraten oder leichter Rezepte austauschen. "Das geht live etwas schlechter. Und das alles führte zu einem Umsatzplus. " Die Pressestelle des Konzerns sieht bei all den positiven Nachrichten für das Unternehmen dennoch den Wermutstropfen, dass Kontakte nahezu komplett wegfallen. "Was vielen fehlt, ist der persönliche Austausch, das ist ein Mehrwert, den in den meisten Fällen nur die klassische Party bietet", wie es heißt.

 

Ganz abgeschafft wird die gängige Party also nicht. Auch in der Region um Ingolstadt scheint sich das zweigleisige Modell aus Live- und Whatsapp-Party durchzusetzen - das ist sogar momentan der Fall, denn die Partys in Präsenz sind bereits wieder erlaubt.

Neben den Veranstaltungen sollen weitere Vertriebskanäle wie Messeverkäufe, Shops und Studios sowie der Verkauf über den Onlineshop neu erschlossen beziehungsweise ausgebaut werden. In Manching wird - voraussichtlich im Oktober dieses Jahres - ein Tupperware-Shop entstehen. "Die Tupperparty zählt auch in Zukunft zu unseren Kern-Vertriebskanälen. Dennoch liegt der Schwerpunkt in der Entwicklung auf dem Omni-Channel-Vertriebsansatz", heißt es.

Der Blick in die Zukunft von Bezirksleiterin Ruf fällt demnach optimistisch aus - obwohl die vierte Welle im Herbst noch mehr Fahrt aufnehmen könnte. "Dann schwenken wir wieder auf den digitalen Weg um", sagt sie.

Hauke Grotevent, der Geschäftsführer von Tupperware in Deutschland, möchte an dem eingeschlagenen Kurs festhalten: Die vergangenen Monate hätten gezeigt, dass man noch viel bewegen könne, müsse und wolle. Aber: "Wir haben bereits bewiesen, dass sich in einem Omni-Channel-Vertrieb nichts gegenseitig ausschließen muss und jeder Beteiligte sogar mehr erzielen kann als in einem Single-Channel-Vertriebsmodell", erklärt Grotevent weiter.

DK

 

Lina Schönach