Neuburg
Türkisch-deutsche Irrfahrt mit Witz

18.07.2010 | Stand 03.12.2020, 3:51 Uhr

Bot extravaganten Wortwitz: Bülent Ceylan im Schlosshof. - Foto: tur

Neuburg (tur) Bülent Ceylan – besser bekannt als "die Gosch aus Mannem" – ist zurück und erweist sich auf seiner Tournee durch Deutschland als Bereicherung der Comedy-Szene. Am vergangenen Freitagabend machte er im Schlosshof Halt.

Wer kennt sie nicht, die türkischen Comedians namens Django Asül, Fatih Cevikkollu oder Kaya Yanar? Doch einer namens Bülent Ceylan ist in unseren Breitengraden noch nicht in aller Munde. Spätestens nach seinem Auftritt in Neuburg dürfte sich dies schlagartig ändern. In seinem neuesten Programm namens "Kebabbel net!" lässt Bülent Ceylan seine Figuren gewohnt belanglos plappern und damit ihrem hintersinnigen, provokanten Klartext eine stabile Grundlage für einen unterhaltsamen Abend liefern. Während der rund zwei Stunden überzeugte der Comedian das Publikum mit seiner besonderen Wandlungsfähigkeit und einer unerschöpflich kreativen Vokabular-Zusammenstellung. In seinem Programm nehmen die zwei bereits etablierten Pausen-Opas, im Stile der beiden Alten aus der Muppet-Show, eine eventuell ungeliebte Titelrolle wahr und bringen mit ihren Einwürfen einiges auf den Punkt, was jeden anderen eher auf die Palme bringt.

 
Wachsam zu sein, die Dinge unter Kontrolle zu haben, das hat noch keinem geschadet. Das weiß der türkisch-stämmige Mannheimer genau so gut wie sein Publikum: Der leicht füllige Herr zur Linken erkundigt sich nach der Pause beim Schreibenden, ob die Kritik schon geschrieben sei, und meint auf die Antwort, man wolle darüber schlafen, es wäre ratsam, umgehend einen Entwurf zu machen. Die Szene könnte von Ceylan sein. Denn auch der – das heißt der Türkisch-Deutsche, den er auf der Bühne gibt und im Leben ist – wäre nur froh, man würde diejenigen zu Rate ziehen, die Bescheid wissen: Die bei den Tatsachen bleiben.

Die Feinheiten unterschiedlicher sozialer Schichten, dialektgeplagte Mitbürger, grundsätzliche Peinlichkeiten oder ganz einfach andere Wissens- und Weisheitsvorstellungen garantierten Lachattacken. Aber auch Berichte von anderen Figuren, wie dem sehr deutschen Harald, dem türkischen Gemüsehändler Aslan oder dem einzigartigen Schamanen Karl-Heinz Huck lieferten jede Menge Stoff. Da, wo das mehrfach ausgezeichnete Programm "Döner for one" aufgehört hat, setzt "Kebabbel net!" an und vertieft Charaktere und die Zuneigung der Fans zu den liebenswerten Randfiguren der fiktiven Gesellschaft, in der sich Bülent Ceylan gekonnt bewegt.

Zusammen mit seinen alten Freunden, dem Proleten Harald, dem Über-Macho Hasan, der Beziehungsstrategin Anneliese und dem Halunken Aslan, präsentiert Bülent in seinem neusten Programm neue Charaktere. Man hat immer das Gefühl, den Einen oder Anderen zu kennen. Sie werden nie aussterben, die Haralds und Hasans dieser und aller zukünftigen EU-Republiken.

Beim Babbeln, jedoch scharfzüngig und witzig, fasziniert er sein Publikum, hält ihm den Spiegel vor, lässt es über seine Mitmenschen – und sich selbst – lachen. Das Publikum mag Ceylans Programm nicht nur – es ist begeistert. Bleibt nur eine Frage: Woher hat dieser Typ nur seine Ideen?