Trump schlägt zu

Kommentar

07.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:20 Uhr

Zunächst versuchte sich Syriens Machthaber Baschar al-Assad im Abwiegeln. Der US-Angriff auf die Militärbasis südlich von Homs sei schließlich nur "begrenzt" gewesen und zudem "erwartet" worden, ließ er seinen Informationsminister verkünden.

Die zweite Aussage ist Propaganda, aber hoffentlich stimmt wenigstens die erste. Denn schließlich ist gegenüber militärischen Abenteuern der Amerikaner grundsätzlich Skepsis angebracht. Zu oft schon haben sie gewaltig zugeschlagen und sich erst viel später über die Folgen gewundert.

Diesmal nicht, beteuert Trumps Administration. Es sei keinesfalls der Startschuss für eine große Offensive. Das nächtliche Bombardement sei ausschließlich eine Strafaktion gegen den mutmaßlich von der syrischen Luftwaffe verbrochenen Giftgaseinsatz vor wenigen Tagen gewesen. Damit könnte die Welt leben - auch das jetzt noch pflichtschuldig polternde Russland. Und wenn der US-Angriff sogar bewirken würde, dass Assad seine bestialische Kriegsführung zügelt, wäre Donald Trumps Befehl zum Feuerüberfall gar nicht genug zu loben.

US-Präsident Barack Obama hatte 2012 im Zusammenhang mit biologischen und chemischen Waffen vor dem Überschreiten einer roten Linie gewarnt. Als Assad das ignorierte, war er aber vor einem militärischen Eingreifen in Syrien zurückgeschreckt, da zu viele Akteure in dem Bürgerkrieg mitmischten. Von der völlig zerstrittenen Opposition über regionale Regime bis hin zu Russland mit seinen strategischen Interessen.

Daran hat sich bis heute wenig geändert. Nach wie vor gibt es deshalb keine einfache Lösung für Syrien, und ein massives militärisches Engagement der Amerikaner in dem Konflikt wäre einfach Wahnsinn. Alles, was möglich ist, sind Schläge wie der in der Nacht zum Freitag, um wenigstens das Leid der syrischen Zivilisten ein wenig zu begrenzen, die dank westlicher Abschottungspolitik noch nicht einmal aus der Heimat flüchten können.

Bundesaußenminister Sigmar Gabriel hat es auf den Punkt gebracht: Die amerikanische Entscheidung zum Angriff ist "nachvollziehbar", nicht mehr und nicht weniger. "Entscheidend" ist dagegen, dass die zähen Bemühungen nicht nachlassen, doch noch eine politische Lösung für den Syrien-Konflikt unter dem Dach der Vereinten Nationen zu finden. Auch wenn solche Mühen längst nicht so spektakulär sind, wie ein nächtliches Bombardement.