Washington
Trump legt nach im Handelsstreit

Erst Stahl, jetzt Autos: US-Präsident droht EU mit weiteren Strafzöllen

04.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:44 Uhr

Washington/Berlin (DK) Mit angedrohten Strafzöllen auf Importe europäischer Autos heizt Donald Trump den transatlantischen Handelsstreit weiter an. Das könnte vor allem auch Audi und Porsche schaden. US-Medien werteten die neue Attacke als "direkte Drohung" gegen Deutschland.

Trump hatte in der vergangenen Woche Strafzölle auf alle Stahlimporte in Höhe von 25 Prozent angekündigt. Auf Aluminiumeinfuhren sollen 10 Prozent erhoben werden. Damit werden Importe in die USA teurer. Als Reaktion kündigte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker Einfuhrzölle auf Whisky, Jeans und Motorräder aus den USA an.

Am Samstag meldete sich dann Trump wieder per Twitter zu Wort. Wenn die Europäer als Antwort auf die von ihm angekündigten Strafzölle nun auch ihre "schon massiven" Zölle für US-Unternehmen weiter anheben würden, dann "werden wir einfach eine Steuer auf ihre Fahrzeuge erheben, die frei in unser Land strömen", schrieb er.

Der US-Präsident warf der EU gleichzeitig vor, den Verkauf amerikanischer Autos in Europa unmöglich zu machen: "Großes Handelsungleichgewicht!", schrieb er. Auch einer seiner Spitzenberater, Peter Navarro, sei der Auffassung, dass die deutschen Autobauer Marktanteile in den USA "gestohlen" hätten. Trump habe schon seit Langem beklagt, dass mehr Autos von Mercedes in New York zu sehen seien als Chevrolets in Deutschland, schrieb die "Washington Post".

Der Autoexperte Stefan Bratzel vom Autoinstitut der Wirtschaftshochschule Bergisch Gladbach bezeichá †nete Trumps Vorwürfe, dass US-Autobauer hierzulande benachteiligt würden, als "völligen Blödsinn". Die angedrohten Zölle auf europäische Importwagen seien für die Hersteller hierzulande aber eine "Katastrophe". Die Kosten würden steigen, und auch die hochgradige Vernetzung nehme Schaden, befürchtete Bratzel.

Nach Berechnungen des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer wären vor allem die VW-Töchter Audi und Porsche von Strafzöllen betroffen. Denn sie unterhalten anders als die VW-Kernmarke, BMW oder Daimler keine eigenen Werke in den USA. Für Volkswagen rechá †net Dudenhöffer im Fall von Strafzöllen mit Gewinneinbußen von rund 5 Prozent, falls die Exporte aus den USA nicht - wie eigentlich üblich - gegengerechnet würden.

Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) rief Trump zur Mäßigung auf. "Präsident Trump will ein Spiel spielen, das niemand gewinnen kann", sagte sie gestern. Sie betonte: "Ich hoffe, dass der US-Präsident auf die vielen vernünftigen Stimmen auch aus seinem Land hört und umdenkt."

Der deutsche Verband der Automobilindustrie (VDA) warnte ebenfalls vor einer Zuspitzung des Konflikts. Verbandspräsident Bernhard Mattes warnte: "Ein Haná †delskrieg zwischen den USA und Europa muss auf jeden Fall vermieden werden. In einem solchen Handelskrieg gibt es nur Verlierer, auf allen Seiten." Nach VDA-Angaben exportierten deutsche Unternehmen im vergangenen Jahr 494 000 Autos in die USA, das war mehr als ein Viertel weniger als noch 2013. Die Verkäufe legten dort 2017 im Vergleich zum Vorjahr um etwa 1,0 Prozent auf 1,35 Millionen Neuwagen zu. Der Marktanteil lag bei 7,9 Prozent, etwas höher als noch 2016.

Schon Trumps Ankündigung von Strafzöllen auf Stahl- und Aluminiumimporte hatte in den USA selbst sowie international scharfe Kritik hervorgerufen. Kanada und Mexiko drohten mit Vergeltungsmaßnahmen. Auch China kündigte eine Reaktion an.

Trotz der Kritik will Trump noch diese Woche seinen Plan für Strafzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte umsetzen. Der genaue Tag sei aber noch unklar, sagte Handelsminister Wilbur Ross gestern dem Sender ABC. Ross äußerte sich auch zu Trumps Drohung mit Importzöllen für europäische Autos. Die USA hätten nach dem Zweiten Weltkrieg alle Arten von einseitigen Konzessionen gemacht, um den Wiederaufbau zu fördern, sagte er namentlich mit Blick auf Deutschland und Japan. Das habe damals auch Sinn gemacht, aber nicht mehr heute. "Eine Menge Geschichte muss rückgängig gemacht werden", so Ross wörtlich.