Ingolstadt
Trümmerfeld im Grünen

Nächtliche Gasexplosion reißt Gartenhaus beim Bonschab weg - 38-jährige Frau schwer verletzt

21.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:15 Uhr
Völlig verwüstet: Die Trümmer der Gartenlaube verteilten sich über die betroffene Parzelle (oben), aber auch über Nachbargrundstücke und Wege der Gartenkolonie (rechts). Selbst auf die Südliche Ringstraße waren Teile geflogen. −Foto: Hammer, Heimerl

Ingolstadt (DK) Schon wieder ein nächtlicher Knall - diesmal mitten in der Stadt: Eine Gasexplosion hat am frühen Freitagmorgen eine Laube in der Gartenanlage Bonschab unmittelbar an der Querspangen-Kreuzung zerrissen. Eine 38-jährige Frau, die sich offenbar in oder an dem Gartenhaus aufgehalten hatte, erlitt schwere Brandverletzungen und musste nach der Erstbehandlung im Klinikum in eine Münchner Spezialklinik gebracht werden.

Viele Bewohner der Südstadt, vor allem im Bereich der oberen Münchener Straße, dürften aus dem Schlaf gerissen worden sein, als es gegen 2.30 Uhr einen gewaltigen Rums in der Nachbarschaft tat. Etliche Anlieger der Stauffenbergstraße im Norden und der Weningstraße im Süden der Kleingartenanlage nahmen alsbald Feuerschein wahr und hatten angesichts der anrückenden Berufsfeuerwehr sowie des über der Unglücksstelle kreisenden Rettungshubschraubers schnell Gewissheit, dass hier ein größerer Einsatz vorlag - es ging auch um ein Menschenleben.

Offenbar war es in einem der rund 30 Gärten zwischen Weningstraße und Südlicher Ringstraße zu einer heftigen Verpuffung gekommen, wie die Polizei es am Freitagmittag noch etwas vorsichtig umschrieb. Die Druckwelle hatte das Gartenhaus einer Parzelle unmittelbar neben der Ringstraße auseinandergerissen und die Trümmer in weitem Umkreis verteilt. Auch die zu diesem Zeitpunkt zum Glück nur spärlich befahrene Hauptverkehrsstraße wurde übersät; einzelne Bruchstücke flogen bis auf die andere Straßenseite. Am Morgen hing noch eine Dachlatte zehn Meter hoch im Geäst eines Baumes direkt am Explosionsort.

Wie die Polizei berichtet, wurde die Pächterin des betroffenen Schrebergartens, eine 38-jährige Rumänin, von einem Zeugen aus den brennenden Trümmern gezogen. Der Mann habe auch Erste Hilfe geleistet, heißt es weiter. Man vermute, dass sich die Frau bei der Explosion wenn nicht direkt im Gartenhaus, so doch in einem kleinen Anbau befunden haben dürfte, verlautete es nach der ersten Spurensicherung, die am Morgen durch Brandsachverständige der Ingolstädter Kripo erfolgte, aus dem Polizeipräsidium.

Die Frau erlitt jedenfalls schwere Verbrennungen und wurde vom Rettungshubschrauber, der auf der von der Polizei gesperrten Querspangenkreuzung gelandet war, ins Klinikum geflogen. Dort entschieden sich die Ärzte aber nach der Erstversorgung zur vorsorglichen Verlegung der Patientin in ein auf Brandverletzungen spezialisiertes Krankenhaus in München.

Die Kripo stellte für weitere Untersuchungen aus dem Trümmerfeld zwei Gasflaschen sicher, die offenbar im oder am Gartenhaus genutzt worden sind. Die Flaschen selber sind nicht explodiert, sondern ein Gas-Luft-Gemisch, das sich in der Laube gebildet hatte, dürfte durch einen Funken entzündet worden sein. Der dabei entstandene Schaden wurde von der Polizei auf rund 30000 Euro geschätzt.

Ob die Gartenpächterin von der Verpuffung im Schlaf überrascht worden ist oder erst zu diesem Zeitpunkt ihr Schreberhäusl aufgesucht hatte, ist Gegenstand weiterer Ermittlungen. Die Frau war aufgrund ihrer Verletzungen nicht vernehmungsfähig. Die Polizei befragte hierzu am Freitag auch ihren Lebensgefährten, der sich aber offenbar zum Unglückszeitpunkt nicht in der Nähe befunden hatte. Übernachtungen in solchen Anlagen sind zwar nicht an der Tagesordnung, kommen aber in den Sommermonaten immer wieder mal vor.

Nachdem sich die Nachricht von der Explosion allmählich verbreitet hatte, kamen in den Morgenstunden mehr und mehr Pächter der Gartenkolonie vorbei, um sich vor Ort zu informieren. Über die Polizeiabsperrungen schaffte und wagte es aber niemand, sodass es bei neugierigen Blicken über Hecken und durch Zaunlücken blieb. Gartler, mit denen der DK sprach, konnten nichts Näheres über die betroffenen Nachbarn berichten. Lediglich, dass das Paar aus dem Banat stammt, wollte eine ältere Frau mal in Erfahrung gebracht haben. Es soll sich jedenfalls um völlig unauffällige Leute handeln, die offenbar keinen engeren Kontakt zu anderen Pächtern gepflegt haben.

Auch der Vorsitzende des Gartenbauvereins Bonschab/Münchener Straße kann zu den betroffenen Vereinsmitgliedern nichts erzählen. Er ist erst seit 2016 im Amt und hat seinen Garten auf der anderen Seite der Ringstraße beim DK-Verlagshaus. Zu dem rumänischen Paar hat er bislang keinen Kontakt gehabt. Der Mann hatte den Feuerwehreinsatz nachts von seiner Wohnung an der Stauffenbergstraße aus verfolgt und stand der Polizei am Morgen für Auskünfte zur Verfügung. Für den Vorstand kam der Vorfall besonders ungelegen, steckte er doch in den Vorbereitungen für den lange geplanten Vereinsausflug an diesem Samstag, der nun von dem Unglück überschattet wird.

Die bewusste Kleingartenanlage war früher zusammenhängend und weitaus größer. In den 60er-Jahren war sie durch den Bau der Südlichen Ringstraße und der Querspangenkreuzung mit Münchener Straße und Brückenkopf geteilt und später durch die Erweiterung des DK-Geländes nochmals verkleinert worden. Jetzt gibt es noch insgesamt 135 Parzellen, davon 10 am Rande des Klenzeparks und 31 südlich der Ringstraße, wo jetzt das Unglück geschah.
 

Bernd Heimerl