Ingolstadt
Tristesse auf dem Viktualienmarkt

Immer mehr Stände machen zu - IFG-Chef betont: "Der Markt liegt uns sehr am Herzen"

22.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:35 Uhr
Leerstände auch auf dem Viktualienmarkt: Zwei Stände sind seit Oktober vakant, ein weiterer macht Ende des Monats zu. Nachfolger gibt es noch nicht. Der beliebte Stand mit asiatischer Küche, das "Tien Wok", bleibt - auch, wenn am Freitag geschlossen war. Kurzzeitige Schließungen wird es demnächst ohnehin öfter geben. Denn die Stände müssen mit Kaminen nachgerüstet werden. −Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Dass der Winter für die Standbetreiber des Viktualienmarkts eine schwere Zeit ist, lässt sich denken.

Doch in letzter Zeit macht sich in Ingolstadts größtem Innenstadt-Biergarten nicht nur durch graue Nebeltage Tristesse breit. Seit Anfang Oktober sind erneut zwei der elf Marktbuden leer. Wie IFG-Geschäftsführer Norbert Forster unserer Zeitung bestätigte, wird auch das "El Tacco", der Mexikaner von Stand 6, zum Ende des Monats ausziehen. Am Freitag war der Stand bereits zu. Die benachbarte Bude, wo die "Süßen Schmankerl" waren, und die "Tabac-Hüttn" in der zweiten Reihe sind noch vakant. "Wir führen derzeit Gespräche, um schnellstmöglich passende Nachmieter zu finden", so Forster auf Nachfrage. Konkreteres wollte er dazu noch nicht sagen. Weitere geplante Stand-Schließungen seien laut Forster nicht bekannt.

Die Zeit drängt. Denn unter den wenigen noch verbliebenen Gästen machen sich bereits wildeste Spekulationen breit. "Jetzt wollen sie den Markt wohl endgültig plattmachen", sagte kürzlich ein Stammgast, der sich seit Jahrzehnten jeden Montagmittag mit Freunden auf dem Viktualienmarkt trifft - viele Jahre beim Stand des "Räucherkammerls" von Karin und Heinz Brunner, dann - nachdem das "Räucherkammerl" geschlossen hatte - traf sich der Stammtisch bei den "Süßen Schmankerln". Als auch diese Bude dichtmachte, wanderte er zum Mexikaner. Und nun müssen sich die Männer wieder eine neue Bleibe für den montäglichen Treff suchen.

Mancher Gast scherzte bereits, der Viktualienmarkt werde wohl "der neue Standort für die Kammerspiele". "Nein, um Gottes Willen", sagt IFG-Chef Forster zu Spekulationen um eine mögliche bevorstehende Schließung. "Ich möchte nochmals betonen, dass uns der Viktualienmarkt als Eintrittstor in die Stadt sehr am Herzen liegt. " Die städtische Tochtergesellschaft betreibt neben Wirtschaftsförderung und Parkplätzen auch den Viktualienmarkt. "Wir hatten als IFG bei der Neuerrichtung der einzelnen Stände nicht unerhebliche Investitionen getätigt. " Einige weitere stehen aktuell wieder an. Denn aufgrund neuer Brandschutzvorschriften sei es zwingend notwendig, die Stände mit neuen Kaminen nachzurüsten. Die Kosten hierfür werden von der IFG übernommen. Je nach Nutzung seien jedoch zusätzliche Maßnahmen nötig, die vom jeweiligen Mieter selbst getragen werden müssen.

Die beiden derzeit vakanten Buden sind - genau wie die neuesten, "The Little Kitchen" und "Spice India" - bereits mit den Kaminen ausgestattet. Bei den anderen sollen die Arbeiten sukzessive - wenn möglich zu betriebsfreien Zeiten - ausgeführt werden. Etwa ein bis zwei Tage sind laut Forster pro Bude für die Arbeiten angesetzt. "Die Mieter wurden darüber in der letzten Mieterversammlung Ende Oktober informiert. "

So mancher fragt sich, ob die Fluktuation am Viktualienmarkt auch mit den strikten Vorschriften der IFG für das Speiseangebot der jeweiligen Bude zu tun hat. So war bei der Neugestaltung des Marktes vor 15 Jahren entschieden worden, dass der Markt möglichst große Vielfalt bieten sollte - was für die einzelnen Standbetreiber auch mit Einschränkungen verbunden ist. "Wir wollen unterschiedliche Stände, damit jeder sein Geschäft machen kann", erklärt IFG-Chef Forster am Freitag. Viele Gäste jedoch finden derlei Reglementierungen unnötig: "Der Markt regelt das Angebot", heißt es oft.

Weiterhin ist die IFG bestrebt, übermäßigem Alkoholkonsum am Viktualienmarkt, der nicht selten in Schlägereien mündet, vorzubeugen. Es gelte das strikte Verbot, eigene Speisen und Getränke, insbesondere Schnaps, mitzubringen, so Forster. Die Mieter seien angehalten, dies durch Platzverweise zu unterbinden und gegebenenfalls die Polizei hinzuzuziehen - was in der Praxis nicht immer umsetzbar sein dürfte, will sich der Standbetreiber nicht selbst eine blutige Nase holen.

Eine Entschärfung alkoholbedingter Ausschreitungen könnten einheitliche Öffnungszeiten bringen, wie beim Viktualienmarkt in München, der von Montag bis Samstag täglich von 8 bis spätestens 20 Uhr geöffnet hat. Auch in Ingolstadt gebe es einheitliche Öffnungszeiten, betont Forster. Die Mieter seien verpflichtet, den Verkaufsstand von Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr und am Samstag von 9 bis 13 Uhr offen zu halten und zu betreiben. Darüber hinaus gehende Öffnungszeiten könne hier der Mieter jedoch im Rahmen der gesetzlichen Regelungen eigenständig, der Nachfrage entsprechend, festlegen. "Es gelten die gesetzlichen Regelungen für Außengastronomien, die eine Schließung um 23 Uhr vorschreiben. Ab 22.30 Uhr darf kein Verkauf und Ausschank mehr erfolgen. "

Ruth Stückle