Trio legt Geständnisse ab

22.09.2008 | Stand 03.12.2020, 5:34 Uhr

Ingolstadt (hri) Im Prozess gegen drei junge Männer wegen bandenmäßigen Drogenhandels hat es am gestrigen zweiten Verhandlungstag von allen Angeklagten weit gehende Geständnisse gegeben.

Zuvor hatte die 1. Jugendkammer am Landgericht Ingolstadt nach Rücksprache mit dem Staatsanwalt und der Verteidigerriege für diesen Fall ein Angebot gemacht, wonach die zu erwartende Höchststrafe bei maximal vier Jahren und zehn Monaten Freiheitsentzug liegt. Mit dieser Entwicklung dürfte der weitere Verlauf des Verfahrens entscheidend abgekürzt worden sein. Der Prozess wird am 9. Oktober fortgesetzt.

Die Angeklagten sollen nach Ermittlungen von Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei Mitglieder einer von Russlanddeutschen bestimmten Drogenmafia sein, die den Ingolstädter Schwarzmarkt seit Jahren dominiert. Rauschgiftfahndern war es seit Februar 2007 gelungen, die Strukturen der Bande nach und nach aufzubrechen. Sie konnten elf Verdächtige festnehmen, von denen einige bereits verurteilt sind, während anderen der Prozess noch bevorsteht. Als die größte Schwierigkeiten erwies sich die Verschwiegenheit der Beschuldigten, weil sie Repressalien befürchten.

Umso wichtiger waren für die Ermittlungsbehörden die Aussagen eines 22-jährigen Bandenmitglieds, das bereit war, reinen Tisch zu machen. Der Mann ist nach eigenen Angaben selbst an den illegalen Geschäften beteiligt gewesen, hatte Heroin portioniert und an Zwischenhändler oder Endabnehmer verkauft. Ohne seine umfangreichen Aussagen, daraus macht der für die Ermittlungen zuständige Staatsanwalt Nicolas Kaczynski keinen Hehl, säße mancher nicht auf der Anklagebank – die drei jungen Männer von gestern ebenso wenig wie das Quartett, dessen Verfahren heute vor der 1. Strafkammer in die dritte Runde geht.

Der 22-jährige Kronzeuge hatte im März vor Gericht gestanden. Er hatte für seine Kooperation erheblichen Rabatt erhalten und war mit einer zweijährigen Jugendstrafe zur Bewährung davon gekommen. Allerdings muss er um Leib und Leben fürchten, die Gefahr von Racheakten aus der Szene ist groß. So hat der junge Mann inzwischen eine neue Identität erhalten, lebt an einem geheimen Ort und wird im Rahmen des Zeugenschutzprogramms betreut. Allein acht Polizisten schützten ihn, als er zuletzt am Landgericht aussagte.