Treuchtlingen (lb) Dass Jens Lehmann den langjährigen Torwarttitan Oliver Kahn rechtzeitig vor der Fußballweltmeisterschaft als Nummer eins verdrängt hat, kann sich auch eine kleine Firma aus Mittelfranken zu einem kleinen Teil auf die Fahnen heften. Denn die Torwarthandschuhe des Keepers stammen aus dem Altmühltal, genauer gesagt von der Hochmuth GmbH aus Treuchtlingen. Für große Sportartikelhersteller wie Adidas und Puma stellt Hochmuth mit rund 400 Mitarbeitern das wichtigste Arbeitsgerät für die Torhüter der internationalen Fußballwelt her.
"Wir gehören zu den wenigen in Europa, die das noch machen", sagt Firmenchef Peter Hochmuth. Die großen Sportartikelproduzenten lassen normalerweise in Billiglohnländern wie China oder Vietnam fertigen. Doch beim Spezialprodukt Torwarthandschuhe hat die Herstellung im Inland auch Vorteile. "Die Produktion erfordert detaillierte Marktkenntnisse, die Bevorratung eines ganz speziellen Materialmixes sowie hohe Qualitätsstandards", erklärt Puma-Unternehmenssprecher Ulf Santjer.
Der Herzogenauracher Sportartikelkonzern lässt seit vielen Jahren Torwarthandschuhe von Hochmuth in Treuchtlingen fertigen. Im Hinblick auf die Fußballweltmeisterschaft biete diese Zusammenarbeit auch den Vorteil der geographischen Nähe, erläutert Santjer. "So konnte Puma durch die Unterstützung der Firma Hochmuth neue Torwarthandschuhe für den Torhüter der italienischen Nationalmannschaft, Gianluigio Buffon, während der WM innerhalb von nur 24 Stunden ausliefern."
Das 1928 gegründete Unternehmen gilt als einer der größten Zulieferer von Torwarthandschuhen der Branche. Das Massengeschäft läuft mit den Torhütern der Amateur- und Jugendmannschaften. Produziert wird dafür längst im Ausland – etwa in Tunesien. Die Maßanfertigung für die Torleute der Spitzenklasse blieb jedoch in Deutschland.
"Entscheidend ist die Innenhand", erzählt der Firmenchef. "Der eine Torhüter will sie weicher, der andere härter." Allerdings geben sich Lehmann, Buffon und Co. zur Anprobe nicht gleich die Türklinke bei Hochmuth in Treuchtlingen in die Hand. Die Bestellungen kommen über die großen Sportartikelfirmen, bei denen die Keeper unter Vertrag sind. Viele Torleute tragen ihre Handschuhe nur ein einziges Mal, so dass sie unter Umständen mehr als 300 Paar im Jahr benötigen. Lehmann hat allein für die WM 50 Stück bestellt.
