Ingolstadt
Treppauf für Barbe und Huchen

Nach knapp einem Jahr Bauzeit: Neue Fischwanderhilfe an der Staustufe ist in Betrieb

19.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:17 Uhr

Foto: Michael Brandl

Ingolstadt (DK) Nach knapp einem Jahr Bauzeit war es gestern so weit: Nahe der Staustufe wurde an der Donau die neu errichtete Fischtreppe offiziell in Betrieb genommen. Das rund 1,6 Millionen Euro teure Projekt ermöglicht eine ökologische Durchgängigkeit des Flusses für Wasserlebewesen auf aktuell fast 130 Kilometern.

Das Bauvorhaben (DK berichtete im Dezember) sei ein Musterbeispiel für die zeitgemäße Umsetzung der europäischen Wasserschutzbestimmungen, sagte Peter Fösel von der Rhein-Main-Donau (RMD) AG, die das Vorhaben zusammen mit dem Energiekonzern Eon umsetzte, in seiner Begrüßungsrede. Der RMD sei es ein zentrales Anliegen, ökonomische und ökologische Ziele bestmöglich in Einklang zu bringen. Dies sei mit der Fischaufstiegsanlage – die im Rahmen eines Masterplans entwickelt wurde – gelungen. Mit dem Baustart der nächsten Anlage beim Kraftwerk Bertoldsheim, mit der noch dieses Jahr begonnen werden soll, sowie dem Bau einer Fischwanderhilfe am Kraftwerk Bittenbrunn bei Neuburg sei dann bis 2020 die gesamte Strecke zwischen dem Kraftwerk Geisling bei Regensburg und Bittenbrunn für Leit- und Zielfische wie den Huchen, die Barbe oder die Äsche durchwanderbar.

Ein „ökologisches Plus“ bescheinigte Karl-Heinz Straßer, Leiter der Wasserkraft Deutschland Mitte bei Eon, dem Projekt. Es sei außerdem ein Musterbeispiel für die Vernetzung der Gewässerstrukturen. Eon mit seinen über 100 Wasserkraftanlagen in Bayern trage eine große Verantwortung zur Umsetzung der Richtlinien der Wasserschutzbestimmungen, betonte er. Die bestehende, rund 1,2 Kilometer lange Anlage, verfüge über drei Komponenten: den Einstieg, 400 Meter unterhalb des Kraftwerks Ingolstadt gelegen, die ökologisch aufgewertete Umgehungsrinne, die aus dem alten Entwässerungsgraben entstanden sei, sowie das sogenannte Raugerinne und den Beckenpass, der wegen seiner Ausmaße oft für Nachfragen sorge. Die 27 abgestuften Beton-Bassins seien jedoch in dieser Größe erforderlich, weil der Huchen sonst den Aufstieg nicht schaffe, erklärte Straßer.

Der im Ingolstädter Kraftwerk erzeugte Strom werde direkt bei der Deutschen Bahn eingespeist, erklärte Werner Raithmayr, Mitglied der Geschäftsführung bei der DB Energie, und er versicherte, dass auch sein Unternehmen daran interessiert sei, zur Nachhaltigkeit beizutragen, indem man Ressourcen bewirtschaftet und nicht nur verbraucht.

Albert Göttle, Präsident des Landesfischereiverbandes, wiederum lobte die Durchschlagskraft der beteiligten Unternehmen, da Produktivkapital mehr abwerfe als Fischtreppen. Ähnlich äußerte sich auch Oberbürgermeister Christian Lösel, der den ökologischen Gewinn herausstellte.

Die Festansprache hielt Christian Barth, Ministerialdirektor im Bayerischen Umweltministerium. „Bayern ist mit derzeit rund 13 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr Deutschlands Wasserkraftland Nummer eins. Wir müssen bei der Energiewende Ökologie und Wirtschaftlichkeit in Einklang bringen. Hierfür ist die neue Fischaufstiegsanlage ein hervorragendes Beispiel“, sagte er und betonte das gesetzte Ziel, die Donau von Ulm bis Passau für alle Flussbewohner durchgängig zu machen.

Nach den Ansprachen im Vereinsheim des Segel- und Tennisclubs Rot-Weiß ging es nach draußen, wo die offizielle Inbetriebnahme durch einen von den Ehrengästen gemeinsam ausgeführten Druck auf einen blauen Knopf erfolgte. Dadurch wurde eines der vier Absperrschütze, die den Wasserzulauf in die Fischwanderhilfe regulieren, nach oben gefahren. Anschließend erfolgte die kirchliche Segnung durch die Pfarrer Clemens Hergenröder von St. Konrad und Christian Bernath von St. Matthäus. Musikalisch untermalt wurde die Zeremonie von dem Trio Trialogo. Schließlich wurden noch symbolisch die ersten drei Donaufische am Zulauf zur Anlage, die für die Fische insgesamt eine Höhendifferenz von 7,8 Metern zu überwinden hilft, eingesetzt.