Beilngries
Treffsicher, klug und ohne Schnörkel

Martin Frank stellt in Beilngries unter Beweis, weshalb er in der Kabarettszene als neuer Star gefeiert wird

26.05.2019 | Stand 23.09.2023, 7:09 Uhr
Spiel mit Worten und Gesten: Einen hervorragenden Auftritt hat Martin Frank am Samstagabend in Beilngries hingelegt. −Foto: Adam

Beilngries (DK) Des einen Freud, des anderen Leid. Wenn es dumm gekommen wäre, dann wäre Martin Frank, der Bauernbursche aus Niederbayern, bei seiner Aufnahmeprüfung am Mozarteum in Salzburg mit offenen Armen empfangen worden. Dann wäre er Opernsänger geworden, ernsthaft und durchaus talentiert. Für die Kabarettwelt und am Samstagabend für das Beilngrieser Publikum wäre das allerdings ein herber Verlust gewesen. Denn so kam er stattdessen mit "Plan B" auf sein jetziges Leben als Kabarettist.

Warum der junge Mann so hochgelobt wird, wird jedem klar, der sein Programm "Es kommt wie's kommt" besucht. Herzhaft ehrlich, pragmatisch und unverschnörkerlt erzählt der 26-Jährige aus seinem Leben, spielt mit Worten, Gesten, Mimik und nicht zuletzt mit wunderbaren Gesangseinlagen, von denen er gern noch ein paar mehr einbauen könnte. Klar bezieht er Stellung zu "billigster Wurst in Plastikverpackungen", zu exotischen Früchten und Superfood, das erst um die halbe Welt transportiert werden muss, oder zu Berufswünschen, bei denen man immer eigenen Träumen folgen sollte.

Mit zehn Jahren wäre er gern vielbewunderter Pilot geworden, erinnert er sich, mit 13 wollte er dann dem Papa nacheifern und Landwirt sein. Was nur daran scheiterte, "dass ich mein technisches Talent bereit mit der Nabelschnur verloren habe". Pläne und Träume gab es genug, fest wurde ihm aber eingeimpft: "Lern was Gscheites!" Also ging er zur Stadtverwaltung, "weil die nimmt jeden". Dem schelmischen Blick zu Bürgermeister Alexander Anetsberger in der ersten Reihe folgte ein: "Nix gegen Sie, Herr Bürgermeister, aber Sie wissen, von was ich rede, gell?" Bis zum Standesbeamten brachte Martin Frank seine Beamtenkarriere, dann überfiel ihn die Sinnkrise und er warf alles hin. Er zog nach München, er, der "Bauernbua", und begann eine Schauspielausbildung. Kein einfacher Start für jemanden, dem von klein an eingebläut wurde, immer und zu jedem höflich zu sein. "Als ich am Morgen um halb 8 am Marienplatz in die U-Bahn einstieg und Grüß Gott miteinander sagte, brach Panik aus", erzählte Frank und erklärte: "Die dachten alle, ich bin der Fahrkartenkontrolleur." Mietpreise und Wohnungen in München sind natürlich Themen, über die sich Frank mit weit aufgerissenen Augen und verkniffenem Mund auslässt - die Schauspielausbildung lässt grüßen. Die hat er nach drei Jahren im Oktober 2017 beendet. Erfolgreich. Und dann? "War ich arbeitslos. Wunderbar." Also wieder heim, zum Papa auf den Hof und zur Oma, die immer Rat weiß, kluge Sprüche drauf hat und kein Blatt vor den Mund nimmt, die bodenständig ist - und dem Bub einen ersten Schauspieljob besorgt. Als Nikolaus. "Kann man sich das vorstellen? Nach drei Jahren Schauspielausbildung den Nikolaus zu spielen - das ist, als würde man Friseur lernen und dann Rasen mähen müssen!"

Von seiner Kindheit und Jugend im beschaulichen Hutthurm in Niederbayern erzählt Martin Frank und bringt das Publikum zum Lachen, wenn er von den coolen Typen in den letzten Schulklassenreihen erzählt, während er - je weniger cool, umso weiter vorne - gleich bei der Lehrerin saß. Auch seine Aufklärung gestaltete sich dank Kühen und Besamer als Vorbildern schwierig. Und welche Regeln bei der Partnervermittlung am Friedhof zu beachten sind, erfuhr er auch erst durch Zufall. Und dann: Was trägt der Mann von heute? "Es sind Hosen modern, die habe ich schon vor Jahren als Kleiderspende weggeben. Wer erfindet sowas nur, dass die Hosen jetzt die Knöchel frei lassen müssen?" Single ist er, obwohl gerade die Oma doch so warten würde, dass er eine Freundin findet. "Nur das ist echt schwierig, jemanden kennenzulernen. Ich arbeite, wenn alle - ihr! - frei haben und habe frei, wenn alle unter 70 arbeiten. Drum geh ich auch zur Seniorenschwimmgymnastik am Morgen."

Scheinbar tieftraurig erzählt, nein, singt er davon, dass er tatsächlich , unbegreiflicherweise, zu seiner großen Schande, "keinen Bachelor hat". Ja, er hat nicht studiert. Weil er "zu dumm" war, erst auf Spätwegen das Abitur gemacht hat. Wunderbar selbstironisch und klug (!) nimmt er sich und die Einstellung heutzutage "ohne Bachelor bist du nix, ich rede nicht gern drüber" auf die Schippe: "Es gibt nun mal so Leute wie mich, denen reicht der Bachelor auf RTL." Zumal, auch da hält sich Frank nicht zurück, "viele Studierte einfach nix können". Wie der Maschinenbaustudent, der nach Abschluss des Studiums zwar einen Rasenmäher zeichnen kann, aber nicht wieder zusammenbauen. Und da ist der Studierte gar nicht so weit weg vom Papa, der den kaputten Rasenmäher zwar sauber zerlegen kann, ehe er feststellt "Benzin ist leer", dann aber den Zusammenbau auch nicht mehr zuwege bringt. Dafür hat der Papa Ratschläge, die wirken fürs Leben: "Merk dir eins, wenn eine Tür irgendwo zugeht, dann geht auch eine andere wieder irgendwo auf. Und wenn nicht, dann haust halt eine Scheibe ein!" Nach solchen Auftritten wie in Beilngries wird Martin Frank keine Türen oder Scheiben einschlagen müssen - es stehen ihm sicher alle Wege offen.

Als Überraschungsgast hatte der Kabarettist am Samstag Franziska Wanninger dabei, die ein paar Minuten das Programm übernahm und für ihren eigenen Auftritt am 27. Oktober im Gutmann in Eichstätt warb. Karten dafür gibt es in den Geschäftsstellen des DONAUKURIER. Wer Martin Frank in Beilngries verpasst hat, hat am 13. Dezember ab 20 Uhr in der Sieben-Täler-Halle Dietfurt Gelegenheit, ihn live auf der Bühne zu erleben.
 

Regine Adam