München
"Traumpaar der Kunstgeschichte"

Die Ausstellung Klee & Kandinsky im Lenbachhaus in München erzählt die Geschichte einer Künstlerfreundschaft

19.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:40 Uhr

Foto: DK

München (DK) Es ist so etwas wie die Ausstellung des Jahres, auch wenn die beiden Protagonisten immer wieder in München in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus zu sehen sind. Eben da – im Kunstbau – spielt sich nun das spektakuläre Gipfeltreffen von Wassily Kandinsky (1866–1944) und Paul Klee (1879–1940) ab.

Es geht um die Freundschaft der beiden Gründerväter der abstrakten Kunst und der klassischen Moderne. Und damit auch um Inspiration und Rivalität, Annäherung und Abgrenzung, um Distanz und Herzlichkeit. Sie waren Freunde, sie waren Nachbarn in München und in Dessau, und sie waren Konkurrenten. Fundamentale Bewegungen der Avantgarde wie „Der Blaue Reiter“ oder das Bauhaus sind mit ihren Lebensläufen verwoben. Und die Biografien der beiden Meister der Kunst des 20. Jahrhunderts beschreiben den zeitgeschichtlichen Wandel. Zwei Weltkriege und die Diffamierung durch die Nationalsozialisten mussten beide erleben.

Das Besondere an dieser Schau ist, dass sie – in sieben chronologische Kapitel aufgeteilt – Unterschiede und Gemeinsamkeiten verdeutlicht. Ein bislang einzigartiges kuratorisches wie wissenschaftliches Vorgehen. In den Fokus rücken der Weg zur Avantgarde, die Jahre des Blauen Reiter, die Bauhauszeit in Weimar und Dessau, das Schicksalsjahr 1933 und der Neubeginn.

Die Zeitreise in Bildern – rund 200 Werke, dabei hochkarätige Bilder und Leihgaben, die selten verschickt werden – erzählt viel: vom Willen nach Abstraktion, von der Bewunderung füreinander, von Kandinskys analytischen Kosmos und Klees poetischen Welten und von einer Formensprache, die an eine Bedeutung hinter dem äußeren Schein glaubte. Jede auf ihre Art.

Der Anfang liegt in München. Vor dem Ersten Weltkrieg nach Paris die bedeutendste Kunststadt. Dort haben sich die beiden so unterschiedlichen Männer kennengelernt. Kandinsky, der selbstbewusste und willensstarke Künstler aus Russland. Klee, der selbst reflektierende und eher zurückhaltende Schweizer. Kandinsky bereits Maler, Klee noch Zeichner auf der Suche nach einer authentischen Bildsprache. „Da sitzt was in der Seele“, notierte Kandinsky. Klee selbst wird erst 1914 nach seiner Tunisreise, die als Sternstunde der Kunstgeschichte gilt, erfüllt die legendären und viel zitierten Sätze schreiben: „Die Farbe hat mich. Ich bin Maler.“

Der Verbindung von Musik und Malerei ist ein eigenes Kapitel gewidmet, ein zentrales bedeutendes Thema für beide. Kandinsky sprach vom „inneren Klang“. Klee hatte sogar eine Zeitlang überlegt, Musiker zu werden. Er schrieb: „Die Farbe ist die Taste. Das Auge ist der Hammer. Die Seele ist das Klavier mit vielen Saiten. Der Künstler ist die Hand, die durch diese oder jene Taste zweckmäßig die menschliche Seele in Vibration bringt.“

Für das Lenbachhaus ist es bereits die zweite Ausstellung in diesem Jahr, die unter dem Motto „Künstlerfreundschaften“ steht. Die zwischen August Macke und Franz Marc, dem die erste Schau im Frühjahr gewidmet war, währte nur wenige Jahre. Klee und Kandinsky verbanden 30 Jahre. Für Peter Fischer, Direktor des Zentrums Paul Klee in Bern, mit dem die Ausstellung gemeinsam konzipiert wurde, ist es das „Traumpaar der Kunstgeschichte“.