Riedenburg
Trauer um Hans Gabler

Fünf Jahre kämpfte er gegen die Leukämie – Welle der Hilfsbereitschaft ermöglichte Typisierungsaktion

25.04.2013 | Stand 03.12.2020, 0:13 Uhr

Fast fünf Jahre kämpfte Hans Gabler um sein Leben. Nun ist der gebürtige Deisinger seinem schweren Krebsleiden erlegen. Arch - foto: Erl

Riedenburg (rat) Hans Gabler hat seinen fast fünf Jahre währenden Kampf gegen den Krebs verloren. Der gebürtige Deisinger starb am Mittwochabend im Regensburger Uniklinikum. Wie der 47-Jährige sein Schicksal annahm und nie verzagte, hat die Menschen in der Region tief bewegt.

Hans Gabler war gezwungen, seine schwere Erkrankung öffentlich zu machen. Nur so konnte er die Chance wahren, die Leukämie zu besiegen. Nachdem mehr als ein Dutzend Chemotherapien keine Heilung gebracht hatten, blieb den Ärzten des stellvertretenden Dienststellenleiters bei der Riedenburger Außenstelle des Wasser- und Schifffahrtsamts nur noch die Option, einen passenden Stammzellenspender zu finden.

Um die Bürger zu bewegen, sich an der erforderlichen Typisierungsaktion zu beteiligen, wurde eine beeindruckende Hilfsaktion gestartet, wie sie Riedenburg bislang nicht erlebt hatte. Im Dezember 2009 wandte sich der Freundeskreis Hans Gabler an die Öffentlichkeit. Zu der Typisierungsaktion am 10. Januar 2010 in der Drei-Burgen-Halle sollten möglichst viele Menschen kommen. Mit jedem Teilnehmer stieg die Chance, rasch einen für Gabler geeigneten Spender zu entdecken. Angesichts der schlimmer werdenden Krankheit war es ein Wettlauf gegen die Zeit.

Doch die Helfer standen noch vor einem weiteren Problem: Bei der Laboruntersuchung jeder einzelnen Probe entstanden Kosten von 50 Euro, die von der Krankenkasse nicht übernommen wurden. Doch eine Welle der Hilfsbereitschaft erfasste die Großgemeinde und viele Orte in der Umgebung. Bei einem großen Benefizkonzert und zahlreichen kleinen Aktionen wurde Geld gesammelt. Vereine leerten ihre Kassen und Kinder ihre Sparschweine. Die Spendenaktion erbrachte fast 135 000 Euro. Alle Blutproben konnten untersucht werden.

An dem besagten Sonntag ließen sich trotz des Schneechaos 1895 Menschen typisieren. Da auch in Beilngries eine Aktion stattfand und die Blutprobe auch beim Hausarzt abgegeben werden konnte, waren schließlich 2201 Spender typisiert. Der bescheidene Hans Gabler war angesichts der ihm entgegen gebrachten Solidarität nahezu überwältigt: „Zu sehen, wie sich alle für mich einsetzen, bewirkt mehr als eine Chemotherapie“, sagte er angesichts des gewaltigen Andrangs in der Drei-Burgen-Halle. Es war einer der selten gewordenen Glückstage für einen Menschen, der zu diesem Zeitpunkt eineinhalb Jahre lang durch die Hölle gegangen war. Auch die Dorfgemeinschaft und seine Frau Marianne gaben ihm in diesen dunklen Stunden Halt.

Hans Gablers größter Wunsch wurde wenig später wahr. Ein auf seinen Körper zugeschnittener anonymer Spender wurde gefunden. Am 15. April 2010 wurden dem in Meihern wohnenden Leukämie-Patienten Stammzellen implantiert. Die Monate danach waren körperlich schmerzhaft und mental anstrengend. Denn Gablers Immunsystem hatte vor der Übertragung ausgeschaltet werden müssen. Jeder Virus und jedes Bakterium hätten das Ende bedeuten können.

Doch langsam erholte sich der Todgeweihte. Im Sommer 2011 nahm Gabler seine Arbeit bei der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung wieder auf. Nach Jahren voll Höhen und Tiefen, Chemotherapien, Hoffnungsschimmern und Rückschlägen gelang ihm die ersehnte Rückkehr in die Normalität des Alltags- und Berufslebens. „Ich bin heilfroh“, sagte er damals unserer Zeitung. „Ich betrachte mich als nahezu geheilt und bin froh über die hoffnungsvollen Aussichten, auch wenn keiner der Mediziner eine Garantie abgeben möchte, dass meine Leukämie für immer besiegt ist.“

Der Mann, der sich mit Fleiß und Können vom Betriebsschlosser zum technischen Beamten in leitender Position hoch gearbeitet hatte, konnte endlich wieder Pläne schmieden. Sein nächstes Ziel war, an einer weiteren Fußwallfahrt nach Altötting teilzunehmen. Es wäre seine 25. Pilgertour in den Gnadenort gewesen.

Doch der Krebs kehrte zurück. Im März musste sich Gabler einer weiteren Stammzellen-Transplantation unterziehen. Aber es war zu spät. Hans Gabler starb wenige Tage vor seinem 48. Geburtstag.

Dem Freundeskreis bleibt ein wenig Trost, weil die Typisierungsaktion dennoch nicht ganz vergeblich war. Nach Auskunft der in Tübingen ansässigen Deutschen Knochenmarkspender-Datei (DKMS) wurden bei der Typisierungsaktion in Riedenburg bislang insgesamt 19 Spender gefunden. Viele Leben wurden so gerettet.

Gablers Freunden wird vor allem der vorbildhafte Mut in Erinnerung bleiben, mit der er seiner Krankheit begegnete. Sogar in den schlimmsten Stunden resignierte er nie, verlor nie seine positive Ausstrahlung auf das Umfeld.

Vielleicht gab Hans Gabler aber auch seine Vergangenheit als Passionsspieler die Kraft, dem Tod gefasst ins Auge zu blicken. Bei der bekannten Aufführung in Altmühlmünster hatte er als junger Mann die Hauptrolle gespielt – Jesus. Viele Male war er vor Hunderten Zuschauern den Kreuzestod gestorben.