Geisenfeld
Trauer um Hans Bayerl

22.01.2019 | Stand 02.12.2020, 14:47 Uhr
Der Selmer-Hans, wie Hans Bayerl aus Parleiten überall genannt wurde, bei seinem 80. Geburtstag 2003. −Foto: Archiv GZ

Geisenfeld (kog) In der Hallertauer Tracht und mit seiner Diatonischen in den Händen - so war Johann Bayerl weithin bekannt.

Am vergangenen Freitag nun ist der Selmer-Hans, wie er überall genannt wurde, im Alter von 95 Jahren gestorben.

Aufgewachsen ist Hans Bayerl auf dem elterlichen Hof in Parleiten, und in seiner Kindheit war es auch, als ihm der damalige Viehhüter des Dorfes das Goaßlschnalzen beibrachte - das zweite Talent des Jubilars, das ihm seinen Ruf als bayerisches Original einbrachte. Unvergessen die Anekdote, als er 1995 am Eingang zum Petersplatz in Rom fast verhaftet worden wäre, weil die italienischen Polizisten die Goaßlschnalzer für Pistolenschüsse gehalten haben.

Die Goaßl hat der Selmer-Hans nach einem kleineren Schlaganfall, der ihn mit 77 Jahren ereilte, beiseite gelegt. Und auch zu seiner Quetschn, mit der er zwei gefragte Volksmusik-Kassetten aufgenommen hat, griff er in den zurückliegenden 15 Jahren nur noch selten. Mit 83 Jahren hat sich der Selmer-Hans aber dann ans Schreiben gemacht und in zweijähriger Arbeit seine Autobiografie "Vom Bauernbub zum Zeitzeugen" verfasst. Darin berichtet er von seinen Erinnerungen an die Inflation, als das Geld mit Rucksäcken transportiert wurde, und vom Glück, als Kind auf einem Bauernhof wenigstens das tägliche Brot gesichert zu wissen. Lebendig werden aber auch die Grausamkeiten, die Hans Bayerl im Krieg und und Russischer Gefangenschaft erlebt hat.

Die letzten zehn Jahre seines langen Lebens verbrachte Hans Bayerl recht zurückgezogen. Um ihn trauern insbesondere seine Frau und seine vier Töchter. Der Trauergottesdienst mit anschließender Beisetzung findet heute um 14 Uhr in Geisenfeld statt.