Pfaffenhofen
Trauer um Altbürgermeister Hans Prechter

Er ist im Alter von 72 Jahren gestorben

29.11.2021 | Stand 03.12.2021, 3:34 Uhr
Hans Prechter mit Jack-Russel-Terrier Mucki vor der Kulisse des Klosters Weltenburg. In der Nacht zum Montag ist der verdiente Pfaffenhofener Politiker im Alter von 72 Jahren gestorben. −Foto: privat

Pfaffenhofen - Fast ein halbes Jahrhundert lang hat er die Kommunalpolitik in der Stadt Pfaffenhofen und im Landkreis geprägt wie kaum ein anderer: Altbürgermeister Hans Prechter ist in der Nacht zum Montag nach schwerer Krankheit gestorben - zwei Wochen nach seinem 72. Geburtstag.

Der Buchdruckermeister und Kaufmann Hans Prechter ist der Inbegriff eines kommunalen Vollblutpolitikers: Mit 22 Jahren zog er 1972 als damals jüngster Kreisrat Bayerns in den Kreistag ein. Dem Gremium gehörte er 48 Jahre lang an. 1978 wurde er als CSU-Nachwuchshoffnung in den Pfaffenhofener Stadtrat gewählt, 1984 übernahm er den Posten des Fraktionssprechers. Als gewiefter Oppositionsführer brachte er zusammen mit seinem Freund Franz Schmuttermayr (1938-2017) die seit über 30 Jahren bestehende Freie-Wähler-Bastion ins Wanken und konnte 1990 schließlich das Bürgermeisteramt für die CSU zurückerobern: Hans Prechter gewann die Wahl mit einem deutlichen Vorsprung gegen FW-Amtsinhaber Sepp Hobmeier. Zweimal gelang ihm die Wiederwahl, womit er mit 18 Jahren im Amt dienstältester Bürgermeister der Pfaffenhofener Nachkriegsgeschichte ist. Doch nach einer von klammen Kassen und wenig Bewegung geprägten dritten Amtszeit unterlag er 2008 in der Stichwahl dem heutigen Bürgermeister Thomas Herker (SPD) - und damit dem Sohn seines engen Freundes Konrad Herker.

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Von 2008 bis heute war Hans Prechter wieder Mitglied des Stadtrats sowie Referent für das Feuerlöschwesen. Dass seine CSU vom Bunten Bündnis abgelöst wurde, hieß allerdings nicht, dass er nicht mehr mitgestaltet hätte: Zum Wohle der Stadt und bei Themen, die ihm am Herzen lagen, verstand es der begabte Redner, Mehrheiten ohne Rücksicht auf Parteizugehörigkeiten zu suchen - seine eigene eingeschlossen.

Als Sachpolitiker mit großer Detailkenntnis und hintersinnigem Witz hinterlässt Prechter vor allem in seiner Heimatstadt bleibende Spuren: Die Stadt stemmte in seiner Amtszeit trotz überschaubarer Finanzlage mehrere Großprojekte wie den Bau des Niederscheyerer Schul- und Sportzentrums, einiger Kindergärten oder der Seniorenwohnanlage St. Josef. Bis heute prägt die Neugestaltung des Hauptplatzes das Gesicht der Stadt, auch wenn das Projekt erst unter seinem Nachfolger Herker abgeschlossen werden konnte. Viele Initiativen, die Hans Prechter als Bürgermeister unterstützte, gibt es bis heute - allen voran den Rufbus Linie Nacht, das Jugendparlament und das Seniorenbüro. Auch das Einheimischenmodell wurde in seiner Amtszeit eingeführt. Doch Hans Prechters Verdienste wurden zeitweise überschattet von der sogenannten Ehrenberger Feuerwehrhaus-Affäre, aus der er letztlich mit Weißer Weste hervorging: In zweiter Instanz wurde er Ende 2011 vor dem Landgericht Ingolstadt vom Vorwurf der Untreue freigesprochen. Und kaum war das Urteil rechtskräftig, verlieh der Stadtrat ihm 2012 die Ehrenbezeichnung des Altbürgermeisters. 2014 folgten die Kommunale Verdienstmedaille in Silber sowie die Goldene Stadtmedaille.

Zur Kommunalwahl 2020 trat Hans Prechter kürzer und verzichtete auf eine erneute Kreistagskandidatur. Anders beim Pfaffenhofener Stadtrat, für den er sein Mandat trotz Krankheit bis zuletzt wahrnahm, solange es ihm gesundheitlich irgend möglich war.

Neben der Politik war die Freiwillige Feuerwehr Pfaffenhofen seine Leidenschaft: Lange war er als Aktiver im Einsatz, von 1981 bis 1991 engagierte er sich als Vorstand des Feuerwehrvereins und wurde schließlich zum Ehrenmitglied ernannt. Eine Herzensangelegenheit Hans Prechters war in den vergangenen Jahren auch sein soziales Engagement für den Verein SKM Pfaffenhofen, dessen Vorsitz er 2014 vom verstorbenen Stadtpfarrer Frank Faulhaber übernahm: An der Spitze des Katholischen Verbands für Soziale Dienste setzte er sich für die Betreuung von Obdachlosen in Pfaffenhofen ein. Eigentlich hätte er dieses Amt in diesen Monaten persönlich an seinen designierten Nachfolger Martin Rohrmann übergeben wollen - doch dazu kam es nicht mehr.

Beruflich betrieb Hans Prechter bis zur Schließung im Jahr 2019 seinen Schreibwarenladen an der Ingolstädter Straße. Seine Druckerei führte er bis zuletzt als Ein-Mann-Betrieb weiter.

Hans Prechter hinterlässt nach 47 gemeinsamen Ehejahren seine Frau Marita sowie zwei erwachsene Töchter und vier Enkelkinder.

mck